Trumps Richter: Transsexuelle Kinder sind "Teufelswerk"

Geht es nach US-Präsident Trump, könnte Jeff Mateer bald ein ranghohes Amt im texanischen Bundesbezirksgericht bekleiden. Warum diese Ernennung problematisch ist, zeigt ein CNN-Bericht.

Vergangenen Mittwoch nominierte Donald Trump Jeff Mateer, der derzeit ein hoher Mitarbeiter des Justizministers und Generalstaatsanwaltes des Bundesstaates Texas ist, für einen Posten in einer Stabstelle des texanischen Bundesbezirksgerichts. Kurz nachdem die Nominierung bekannt wurde, berichtete CNN über eine Reihe kontroverser Statements, die Jeff Mateer in der Vergangenheit abgegeben hat. Nun fordern viele den Widerruf der Ernennung.

Vorwurf: Kind kenne seine Geschlechtsidentität nicht

Mateer, der lange Zeit als Berater für das First Liberty Institute, eine christlich-konservative Interessensvertretung, tätig war, nahm laut CNN-Recherchen in einer Rede im Mai 2015 Bezug auf den Fall eines transsexuellen Kindes. Die Familie des Kindes, das als Bub geboren wurde, hatte damals Klage gegen die Schule eingereicht, weil ihm untersagt wurde, auf die Mädchentoilette zu gehen. Das zuständige Gericht entschied zugunsten des Kindes. Mateer sprach dem Kind in seiner Rede nicht nur ab, seine eigene Geschlechtsidentität zu kennen, er bezeichnete transsexuelle Kinder auch als "Teufelswerk".

"In Colorado wird eine staatliche Schule von einem Erstklässler verklagt – und ich vergesse immer das Geschlecht, sie ist ein Mädchen, das glaubt, ein Bub zu sein oder ein Bub, der glaubt, ein Mädchen zu sein? Das ist es wahrscheinlich, ein Bub, der glaubt, ein Mädchen zu sein. Und die Schule sagte 'Nun ja, sie wird nicht auf die Mädchentoilette gehen'. Und jetzt verklagt sie die Schule auf das Recht das tun zu dürfen", erklärte Mateer. Dann stellte er die Frage in den Raum, ob "ein Erstklässler wirklich weiß, was seine sexuelle Identität ist?". Und weiter: "Ich meine, das zeigt einmal mehr, wie der Plan des Satans funktioniert und die Zerstörung, die vor sich geht."

Die Video-Plattform NowThis veröffentlichte via Twitter einen Mitschnitt der Rede:

Transgender-Kinder

Erst kürzlich wurde bekannt, dass eine Montessori-Schuldirektorin in Brunn am Gebirge ein Kind ablehnte, weil sie erfuhr, dass das Mädchen transgender ist (mehr dazu hier). Wie das Magazin biber berichtete, begründet die Direktorin ihre Entscheidung damit, dass die Eltern ihr verschwiegen hätten, dass das Kind transgender ist. Laut Bildungsministerium trifft dies an öffentlichen Schulen jedoch nicht zu - diese müssten keinesfalls darüber informiert werden. An öffentlichen Schulen gilt das Schulorganisationsgesetz, das Diskriminierung aufgrund des Geschlechts ausdrücklich untersagt.

Auch in den USA gibt es Gesetze zum Schutz von Transgender-Kindern: In Kalifornien trat 2014 ein Gesetz in Kraft, nach dem sich Transgender-Kinder aussuchen können, welche Toilette oder Umkleide sie benutzen. Andere US-Staaten haben Richtlinien erlassen, die die Rechte betroffener Kinder stärken. In Großbritannien sind eigene Medizinzentren mit interdisziplinären Teams offizielle Anlaufstelle für Betroffene. Dort werden auch die Eltern der Kinder betreut und ein Austausch mit anderen Familien ist möglich.

Auflösung der Sitten: Homo-Ehe ist "ekelerregend"

Nachdem der Oberste US-Gerichtshof im Juni 2016 mit einem historischen Urteil die Homo-Ehe legalisiert hatte, bezeichnete Mateer den Entscheid als "ekelerregend": "Es ist ekelerregend. Es gibt Menschen, die sich selbst heiraten. Jemand wollte einmal einen Baum heiraten. Menschen heiraten ihre Haustiere", gab Mateer damals zu Protokoll – und brachte damit die Homo-Ehe unter anderem mit Sodomie in Verbindung. Er postulierte auch, dass die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe zur "Auflösung der Sitten" führen werde.

Ein weiterer Auszug einer Rede des US-Amerikaners, den CNN publizierte, belegt, dass Mateer es anprangert, dass die Reparativtherapie in einigen US-Bundesstaaten verboten wurde. Unter dem Begriff Reparativtherapie wird eine Gruppe subsummiert, die die Abnahme homosexueller Neigungen und die Entwicklung heterosexueller Potentiale zum Ziel haben. Sie wird auch Konversionstherapie oder Reorientierungstherapie genannt. In jenen Bundesstaaten, in denen die Konversionstherapie verboten worden sei, würden Schwule und Lesben das Gebiet "einnehmen", so Mateer.

Massive Kritik an Ernennung

Nach dem Erscheinen des CNN-Berichts hagelte es Kritik für Trumps Entscheidung, Mateer im Bundesbezirksgericht einzusetzen. Das National Center for Transgender Equality (NCTE) forderte in einer Aussendung den Widerruf der Nominierung. Die Organisation Human Rights Campaign, eine der größten LGBT-Organisationen in den Vereinigten Staaten, schloss sich dem NCTE an.

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