Warum der zweite Anlauf von Lopez und Affleck Mut macht
Keine pompöse Location, keine Promi-Gäste, kein Luxus-Menü. Musik-Superstar Jennifer Lopez agierte bei ihrer vierten Hochzeit unglamourös wie sonst selten. Immerhin macht die 52-Jährige ihrem Ruf als Diva auch im Alltag alle Ehre und kommt nicht ohne große Entourage von Chauffeur bis Privatkoch aus.
Vor einigen Tagen hat sich JLo nun aber mit Schauspieler und Herzblatt Ben Affleck ohne Sonderbehandlung in einer Reihe mit anderen Trauungswütigen angestellt, um bei einer 100-Dollar-Zeremonie in Las Vegas „Ja“ zu sagen. Nur die Kinder der beiden waren mit von der Partie.
Das Paar ist nach ihrer einst abgesagten Hochzeit und darauffolgenden Trennung im Jahr 2003 nun also tatsächlich verheiratet – fast zwanzig Jahre nach ihrem ersten Versuch. „Mir ging es noch nie besser“, erzählt Hollywoodstar Lopez der Presse. Viele freuen sich mit Bennifer (wie das Paar genannt wird) über das zumindest vorläufige Happy End, Tausende Glückwünsche sind auf ihrem Instagram-Account zu lesen.
Reife Liebe
Paartherapeutin Stefanie Körber versteht die Anteilnahme: „Dieser zweite Anlauf macht uns Mut und Hoffnung. Niemand ist so verblendet, sich direkt mit diesen Bekanntheiten zu vergleichen. Aber es ermutigt uns, nicht allzu sehr in Beziehungsschablonen zu denken.“
Dass die erste Beziehung auch die Letzte sein soll zum Beispiel, dass eine Liebe in älteren Jahren nicht mehr so romantisch ist oder ein zweiter Versuch keine Chance hat. „Die beiden haben eine sehr reife Liebe, das ist ein längerer Prozess.“
Dafür sei auch das späte und wiederholte Heiraten gut gewesen. „Wir treffen selten beim ersten Mal. Nicht in Sachen Kleidung, nicht in Sachen Frisur, nicht in Sachen Einrichtung; warum soll das in der Liebe anders sein?“ Denn: „Liebe muss man lernen“, ist sich Körber sicher, die auch Beziehungsratgeber (LiebesErklärung: So gelingt ihre Beziehung, Ueberreuter) verfasst.
Hoffnungsvolles Comeback
Insofern haben Bennifer beim zweiten Anlauf viel bessere Voraussetzungen. Davor wurde genug anderes versucht. Affleck hatte nach der Ehe mit Jennifer Garner ständig neue junge Gespielinnen, JLo wechselte von Sänger Marc Anthony zu Womanizer Alex Rodríguez.
Über die neue Qualität der Hollywoodliebe sage auch die unprätentiöse Hochzeit viel aus, so die Expertin. Ohne Rummel und Mediengetöse – und damit ganz anders als bei ihren ersten Hochzeitsvorbereitungen – wollten Affleck und Lopez ihre Beziehung in den Mittelpunkt stellen. „Sie haben gelernt, auf was es wirklich ankommt. Damit haben sie sicherlich ein Zeichen gesetzt.“
Ganz ohne Sehnsuchtsblicke vor Fotografenlinsen geht es aber dann doch nicht bei den beiden Promis – dafür produzieren sie sich als Schauspieler wohl auch zu gerne.
Wenn sich Paare inszenieren
Vor der Extrem-Inszenierung von Reality-Star Kourtney Kardashian und Musiker Travis Barker sind sie aber weit entfernt, die ihre neue Liebe mit Zungenküssen am roten Teppich und im TV zur Schau stellen.
Solche Darbietungen sieht die Psychotherapeutin kritisch: „Liebe braucht Ruhe und keine Inszenierung. Das ist eine reine Ego-Produktion. Wie sehr sich die beiden tatsächlich seelisch nackt begegnen können bei so viel Selbstdarstellung, ist die Frage.“ Von der Scheinwelt der perfekten Paare sollte man sich also nicht täuschen lassen.
Was wirklich starken Einfluss auf unsere künftigen Beziehungen hat, wird uns abseits von öffentlichen Anlässen in Sachen Paarlauf vorgelebt. Nichts ist prägender als das Verhalten der Eltern, wie Experten klarmachen. „Wenn die Mutter ständig betrogen oder der Vater heruntergemacht wird, leben Kinder das oft unbewusst nach – auch wenn sie sich eigentlich davon distanzieren wollen. Dann ist viel Reflexion nötig“, erklärt Körber.
Das eigene Elternhaus prägt auch die eigene Beziehung
Dass er seinen Vater nach der Scheidung der Eltern sehr vermisst hat, beschäftigt Affleck bis heute, wie er in einem Interview gestand. Er will es bei seinen Kindern bewusst anders machen, egal ob die Ehe hält oder nicht.
Und JLo will eine verständnisvollere Mutter sein, als es ihr bis heute gelungen ist. Nicht die schlechtesten Absichten für eine funktionierende Patchworkfamilie mit fünf Kindern.
Und wenn es doch wieder nicht klappt, auch weil immer wieder auf die gescheiterten Ehen von JLo verwiesen wird? „Die vierte Ehe sagt nicht aus, dass sie eine Chaotin ist. Ihre Paarungen waren keine Irrwege. Ich sehe sie eher als mutig genug, um Neues zu riskieren.“
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