Auch viele Katzen zeigen Trennungsängste

Auch viele Katzen zeigen Trennungsängste
In der Pandemie ist die Zahl der Hauskatzen gestiegen. Viele haben eine starke Bindung zu ihren Besitzern aufgebaut.

Katzen gelten als die Diven unter den Haustieren. Während Hunde bekannt dafür sind, sich stark an ihr Herrchen oder Frauchen zu binden, werden Katzen gerne als unnahbare und unabhängige Wesen beschrieben. Doch auch sie können sehr abhängig von ihren Besitzerinnen und Besitzern werden, wie mehrere Studien nahelegen.

Katzen äußern Trennungsangst vielleicht nicht so deutlich wie ein aufgeregt bellender Hund, der mit dem Schwanz wedelt, aber dafür sind auch sie in der Lage, tiefe Bindungen zu ihren Besitzerinnen und Besitzern aufzubauen, die sie in Panik versetzen können, wenn sie sie verlassen. In den sozialen Medien posten zahlreiche Userinnen und User unter den Schlagworten „Separation Anxiety“ Videos von ihren Katzen, die sie nur sehr schweren Herzens gehen lassen.

In der Pandemie viel Zeit zusammen

Viele Userinnen und User berichten, dass sich vor allem Katzen, die noch nicht lange bei ihren Familien sind, an die ständige pandemiebedingte Anwesenheit der Menschen gewöhnt zu haben scheinen. Wenn diese nun öfter das Haus verlassen, macht dies vielen Katzen durchaus zu schaffen.

Das ist vor allem deshalb interessant, da Corona zu einem wahren "Haustier-Boom“ geführt hat. Hermann Aigner, Geschäftsführer der Tierbedarfskette Fressnapf, sagte kürzlich in einem Interview mit den Salzburger Nachrichten, dass die Zahl der Hauskatzen auf 2,1 Millionen angestiegen sei. Das sind mehr als doppelt so viele Katzen wie Hunde in Österreich.

Intensivere Interaktion nach Trennung

Dennoch ist der Forschungsstand zu Katzen im Vergleich zu Hunden überschaubar. Eine Studie im Fachblatt PLOS ONE zeigte jedoch, dass Katzen, wenn sie von ihren Besitzerinnen und Besitzern getrennt wurden, beim Wiedersehen intensiver mit ihnen interagieren. Nach einer längeren Trennung schnurrten die Vierbeiner mehr, was das größere Bedürfnis widerspiegeln könnte, die Beziehung zwischen Katze und Besitzer nach einer längeren Trennung wiederherzustellen.

Auch eine Studie im Fachblatt Current Biology legt nahe, dass die sozio-kognitiven Fähigkeiten von Katzen lange unterschätzt wurden. Sie zeigte, dass 64 Prozent der Katzen eine starke Verbindung zu ihren Besitzerinnen und Besitzern zeigen und Stress haben, wenn sei von ihnen getrennt werden.

Unterschiedliche Gründe

Die Gründe für Trennungsängste können sehr unterschiedlich sein. Jede Katze kann Trennungsangst entwickeln, aber manche sind anfällig dafür. So etwa verwaiste Kätzchen, die mit der Flasche gefüttert oder zu früh abgestillt wurden. Aber auch Katzen, die viel Zeit in Tierheimen verbracht haben und nicht an den ständigen Kontakt mit Menschen gewöhnt sind.

Ramona Marek, Expertin für Katzenverhalten, schreibt etwa, dass Kätzchen, die keine Gelegenheit hatten, eine sichere Bindung aufzubauen oder Stressresistenz zu entwickeln, nicht so gut mit Veränderungen umgehen können. Plötzliche Veränderungen im Tagesablauf können Trennungsangst auslösen.

Eine ebenfalls im Fachblatt PLOS ONE veröffentlichte Studie brasilianischer Forschender legt nahe, dass einige Umweltfaktoren Hauskatzen anfälliger für die Entwicklung von trennungsbedingten Problem machen können. Dazu zählen die Anzahl der weiblichen Personen im Haus, die Häufigkeit und Anzahl der täglichen Stunden, in denen die Katze allein gelassen wird, der fehlende Einsatz von Spielzeug und das Fehlen anderer Tiere im Haus.

Für die Studie gaben 130 Halterinnen und Halter Auskunft über ihre insgesamt 230 Katzen. Bei 13,5 Prozent der untersuchten Katzen stellen die Forschenden deutliche Zeichen von Trennungsangst fest, wenn sie längere Zeit alleine gelassen wurden. Die häufigsten Anzeichen waren zerstörerisches Verhalten, gefolgt von übermäßiger Lautäußerung, Urinieren an ungeeigneten Orten, Depressionsapathie sowie Aggressivität und Unruhe.

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