Tiercoach: Wie Haustiere richtig vergesellschaftet werden

Tiercoach: Wie Haustiere richtig vergesellschaftet werden
Vierbeiner brauchen beim Zusammenführen Aufsicht, Rückzugsmöglichkeiten und den richtigen Riecher.

Haustiere eignen sich nicht als Weihnachtsgeschenk. Ein unerwünschter Vierbeiner unter dem Christbaum kann zur bösen Überraschung werden. Alle Jahre wieder nehmen Tierfreunde den Heiligen Abend aber auch zum Anlass, um sich selbst mit Hund, Katze oder Co eine Freude zu bereiten; ein Teil davon tut es mit einem Zweit-Tier. Fellfreunde aus dem Tierheim sind willkommen.

Reiflich überlegen

„Wer ein neues Familienmitglied anschaffen will, muss zuerst überlegen, ob das für Mensch und Tier überhaupt eine gute Idee ist“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Lebt bereits ein Schützling im Haus, muss auch dieser in der Entscheidung mitbedacht werden. Der KURIER-Tiercoach erklärt, worauf es bei der Auswahl und der Vergesellschaftung ankommt.

Sicheres Leben ist Voraussetzung

„Voraussetzung für mehrere Tiere ist die Sicherheit“, sagt Reitl und bringt als Beispiel die einsame Katze, die vielleicht gerne einen Sittich beobachtet, der Vogel sich dagegen vor dem Fressfeind fürchtet. Brutal kann es freilich auch innerartlich zugehen. Zwei unkastrierte Häsinnen harmonieren am seltensten. Meerschweinchen verhalten sich mitunter territorial.

„Nager müssen am häufigsten vergesellschaftet werden, da ein Partner früher verstirbt und sie in Einzelhaltung unglücklich werden“, sagt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Eine schrittweise Annäherung verspricht am ehesten Erfolg. Zunächst gewöhnen sich Alteingesesse und Neuzugang über den Geruch aneinander, dann stehen die Käfige Seite an Seite im selben Zimmer, zuletzt treffen die beiden Tiere unter Aufsicht auf neutralem Boden und eventuell mit Leckerlis zur Ablenkung zusammen. „Es hilft, die Flanken der Kaninchen mit etwas Kot des anderen einzureiben oder die beiden mit demselben Handtuch vice versa abzurubbeln und so den Geruch zu übertragen“, sagt die Expertin. Generell sind kastrierte Vierbeiner friedlicher als fortpflanzungswillige.

Geruchsübertragung

Bei Katzen hat sich der Trick mit der Geruchsübertragung ebenfalls bewährt. „Auch das Versprühen von Glückspheromonen wirkt“, sagt Reitl. Wichtig bei deren Vergesellschaftung ist, dass beide – vor allem in der Kennenlernphase – Rückzugsmöglichkeiten haben. Hund und Katze freunden sich unter kontrollierten Bedingungen in der Regel schnell an, insbesondere wenn sie die Konstellation bereits kennen.

Charakter wiegt schwerer als Aussehen

„Bei der Auswahl eines Zweittieres darf man nicht nach dem Aussehen gehen, sondern danach, wer vom Charakter dazu passt“, sagt Reitl. Ein träger Senior etwa kann durch einen verspielten Welpen wieder agiler werden – oder gestresst. Beratungsgespräche helfen. Der KURIER-Tiercoach schließt: „Wenn die Vergesellschaftung gar nicht klappt, muss der Halter das Scheitern eingestehen und den Familienzuwachs zurückgeben.“ Es geht nicht um die eigenen Wünsche, sondern um das Wohl der Tiere.

Probleme mit der Katze, Sorgen um den Hund, Fragen  zu Sittich, Schildkröte & Co? Schreiben Sie an: tiercoach@kurier.at

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