Sex mit dem Ex: Zu Unrecht verteufelt?

Paar hat Sex
Einer neuen Erhebung zufolge haftet dem Trennungssex zu Unrecht ein schlechtes Image an.

Es gilt als Todsünde nach einer Trennung: Sex mit dem Ex. Klar ist, dass es häufig vorkommt, meist aber mit negativen Folgen für die Verarbeitung des Trennungsschmerzes assoziiert wird. US-Forscher haben sich das Phänomen nun genauer angesehen – und herausgefunden, dass der amouröse Abstecher nicht unbedingt unschöne Gefühlsturbulenzen auslösen muss.

Trennungssex auf dem Prüfstand

Die Erhebung der Wayne State University in Detroit, die im Fachblatt Archives of Sexual Behaviour veröffentlicht wurde, belegt, dass ein sexuelles Intermezzo mit dem ehemaligen Partner nicht hinderlich bei der Verarbeitung einer Trennung sein muss.

Für die Untersuchung wurden zwei Erhebungen durchgeführt. In der ersten wurden die Erfahrungswerte von 113 Personen, die sich kürzlich getrennt hatten, erfasst. Dafür wurden die Teilnehmer gebeten, ein Monat lang online Tagebuch zu führen. Dabei mussten sie ihr Gefühlserleben beschreiben, ob man sich dem Ex sexuell annähern wolle und wie sehr man sich noch nach diesem sehne.

In einer zweiten Untersuchung wurden die Probanden zwei Monate später gebeten, die tatsächlichen Versuche, Sex mit dem Ex zu haben, sowie jene Situationen, in denen dies funktioniert hatte, zu dokumentieren. Weiters mussten sie berichten, wie sie sich am Tag nach dem Sex fühlten und ob sie sich nun noch emotional mit dem Verflossenen verbunden fühlten.

Besser als sein Ruf

In der Analyse der Daten zeigte sich: Sex mit dem Ex hindert Menschen nicht daran, über diesen hinwegzukommen. Die Forscher stellten auch fest, dass jene Teilnehmer, die ihrer Beziehung nachtrauerten, ein sexuelles Abenteuer stärker verfolgten als jene, die emotional bereits mit dieser abgeschlossen hatten. Paradoxerweise fühlten sich jene Personen, die noch an ihrem Partner hingen und sich diesem durch Sex annähern wollten, nach dem Geschlechtsverkehr nicht schlechter oder trauriger. Im Gegenteil: Den Forschern zufolge zeigten sie sogar eine positivere Einstellung zum Leben.

"Die Forschung deutet darauf hin, dass das gesellschaftliche Händeringen in Bezug auf den Versuch, Sex mit einem Ex zu haben, nicht gerechtfertigt ist", kommentiert Studienleiterin Stephanie Spielmann von der Wayne State University die neuen Erkenntnisse. Die Tatsache, dass neuerliche sexuelle Kontakte am ehesten von jenen Menschen verfolgt werden, die noch am Ex-Partner hängen, lege stattdessen nahe, dass man "die Beweggründe der Menschen, die Sex mit einem Ex verfolgen, kritischer untersuchen sollte." Spielmann zufolge sei es daher notwendig, komplexe Trennungsdynamiken in Langzeitstudien zu untersuchen.

Motive hinterfragen

Im Interview mit dem Independent sagt Psychologin Madeleine Mason Roantree, dass Sex mit dem Ex durchaus hilfreich sein könne, um ein Beziehungskapitel endgültig zu schließen. Sie warnt jedoch davor, den intimen Kontakt aus den falschen Beweggründen zu suchen. "Versuchen Sie, Ihren Ex zurück zu bekommen? Oder ist Teil eines Abschiedsprozesses? Wenn es Ersteres ist, kann es besser sein, keinen Trennungssex zu haben und stattdessen daran zu arbeiten, eine bessere Beziehung zu finden.“

Sich körperlich wieder auf den ehemaligen Partner einzulassen könne auch Gefühle von Wut, Trauer und Enttäuschung hervorbringen, wie Dating-Experte James Preece im Interview mit dem britischen Blatt betont. Er empfiehlt von Sex mit dem Ex abzusehen, sofern die Beziehung nicht in beiderseitigem Einvernehmen und im Guten beendet wurde.

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