Kaum ethnische Konflikte an Schulen

Kaum ethnische Konflikte an Schulen
Schüler greifen in verbalen Auseinandersetzungen auf Stereotype zurück.

Ethnische und kulturelle Unterschiede sind an Österreichs Schulen nur selten ein Auslöser von Gewalt. Dieses Ergebnis brachte eine von Birgit Sauer geleitete Studie des Instituts für Politikwissenschaften der Uni Wien, das Teil eines von der EU-Kommission geförderten Forschungsprojekts zu diesem Thema in fünf Ländern ist. Für Sauer ist das Ergebnis "ebenso erstaunlich wie erfreulich: Die von uns untersuchten, oft sehr 'multikulturellen' Schulen sind generell Räume, wo ethnische Differenz anerkannt ist und es deswegen kaum zu Gewalt kommt", wird sie im Newsletter der Uni Wien zitiert.

Die Studienergebnisse würden zeigen, dass Konflikte zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen kaum zu den spezifischen Anlässen für Streit gehören. Allerdings würden die Schüler in verbalen Auseinandersetzungen auf Stereotype zurückgreifen und ihre Mitschüler durch abschätzige Bemerkungen über ihre Herkunft oder körperliche Merkmale verletzen. Dabei sind laut Studie zwei Gruppen, nämlich Kurden sowie Roma/Sinti, eher betroffen als andere.

Wenn an österreichischen Schulen Gewalt zwischen verschiedenen Ethnien vorkommt, dann hauptsächlich in verbaler Form. Mehr als jeder dritte Jugendliche gibt an, er habe manchmal, oft oder sehr oft beobachtet, wie ein Mitschüler wegen seiner Herkunft aufgezogen oder beschimpft wurde; jeder Zehnte hat selbst diese Erfahrung gemacht. Körperliche Angriffe haben indes 13,3 Prozent der Befragten beobachtet bzw. 3,2 Prozent erlebt. Dabei komme körperliche Gewalt eher bei der Gruppe der Elf- bis Zwölfjährigen vor, ältere Jugendliche seien hier bereits sensibilisierter.

3,7 Prozent der Schüler haben bei der Fragebogenerhebung angegeben, sie hätten bereits Mitschüler wegen ihrer ethnischen Herkunft schikaniert; in den anderen untersuchten Ländern waren die Werte teils deutlich höher (England: 4,9; Slowenien: 7; Italien: 8,3; Zypern: 9). Auch der Anteil an Jugendlichen, die angeben, dass im vergangenen Jahr ein Mitschüler wegen seiner anderen Muttersprache schikaniert wurde, ist in Österreich verhältnismäßig gering: 53,9 Prozent geben an, das sei nie passiert, 7,8 Prozent sagen, das sei einmal passiert, 18,8 Prozent manchmal und 6,5 Prozent sehr oft.

Prävention

Die Forscher der Uni Wien beschreiben die Sensibilisierung der Schüler, dass auch "böse Worte" Gewalt sein können, als besonders wichtige Aufgabe. Präventiv wirken laut den Forschern gemeinsame Aktivitäten, in denen die Gruppenbildung in der Klasse reflektiert werden, ebenso "Peer-Mediationen", bei denen speziell ausgebildete Schüler bei Streitigkeiten eingreifen oder Veranstaltungen, bei denen den Schülern die Besonderheiten anderer Kulturen (z.B. typische Speisen) nähergebracht werden. Im Rahmen der Studie habe man zwei Schulen untersucht, die "bewusst multikulturell und stolz auf ihre Vielfalt sind". An diesen funktioniere das Zusammenleben besonders gut und interethnische Gewalt sei überhaupt kein Thema, berichtet Projektmitarbeiterin Edma Ajanovic.

Ziel der Länderstudie war die Sammlung von Daten zu Formen interethnischer Gewalt und dem Ausmaß solcher Gewalterfahrungen sowie der Vorschlag präventiver Maßnahmen. In Österreich wurden für das Projekt 700 Schüler per Fragebogen befragt, zusätzlich gab es an jeweils vier Schulen unterschiedlicher Schultypen in Wien, Oberösterreich, Salzburg und Kärnten Gruppendiskussionen mit Jugendlichen im Alter von elf und zwölf bzw. 17 und 18 Jahren.

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