Was die Liechtensteiner in Wilfersdorf im Keller verstecken
Es gibt Adelsfamilien, die verstecken im Keller ihre mehr oder weniger finsteren Geheimnisse. Und dann gibt es die Fürstenfamilie von Liechtenstein. Die versteckt in ihren unterirdischen Gewölben in Wilfersdorf lieber Wein. Die flüssige Essenz der Reben, die auf den Hügeln des Weinviertels angebaut werden, reift hier in großen Fässern und Flaschen. Letztere lagern angestaubt in der Vinothek ganz am Ende in Regalen. Plaketten zeigen ihre Jahrgänge an.
Um zu den alten Flaschen zu gelangen, muss man sich erstmal durch das moderne, edelstahlglänzende Presshaus in die lang gezogenen Gewölbe der Kellerei wagen. Sie wurden irgendwann im siebzehnten Jahrhundert in die kalkige Erde von Wilfersdorf gebaut. Seither beherbergen sie den Rebsaft der Fürsten von Liechtenstein. Und einen säuerlichen Weingeruch, der sich in die Nase bohrt.
Zehn Meter unter der Erde
Ab einem gewissen Alter kommt es nicht mehr allzu oft vor, dass man eine Flasche Wein aus dem eigenen Geburtsjahr entdeckt – noch dazu eine, deren Inhalt zu dem Zeitpunkt noch genießbar ist. Im Liechtensteiner Keller stehen die Chancen nicht schlecht. Zumindest sofern man nicht älter als Jahrgang 1957 ist. Aus dem Jahr sind immerhin noch zwei Flaschen eingelagert – wie man sich denken kann, unverkäuflich. Damit der Wein trinkbar bleibt, herrschen ganzjährig im Keller zwölf bis vierzehn Grad. Die Luftfeuchtigkeit liegt hier, zehn Meter unter der Erde, konstant bei sechzig Prozent.
Der Fürst von Liechtenstein hat hier nicht zufällig seine Kellerei. Denn neben ihr liegt das Schloss Wilfersdorf, der ursprüngliche Stammsitz der Familienlinie. Noch lange bevor es sie in das Land zwischen Schweiz und Österreich zog, wohnte sie in Wilfersdorf. Wobei die Fürsten anfangs nicht im Schloss, sondern in einer Burg residierten – die der Nachwelt leider nicht erhalten blieb.
Ähnlich tief unter der Erde wie die Weinfässer, aber einige hundert Meter weiter, ruhen auch die Begründer der Liechtensteiner Dynastie in der Gruft unter der Pfarrkirche. Dort liegen bis heute Fürst Gundaker, gestorben 1658, seine Frau und sein Sohn Hartmann. Letzterer ist im Übrigen für das Überleben der Linie verantwortlich. Mit seiner Frau zeugte er 24 (vierundzwanzig!) Kinder. Sophie Neu
Fürstliches Museum: Das Liechtenstein Schloss Wilfersdorf beherbergt eine Dauerausstellung zur Familie Liechtenstein. Freier Eintritt am 9. und 10. April.
Fürstliche Bewegung: Am Schloss starten Radweg „Fürstenroute“ und Wanderstrecke „Fürstenweg“. Mehr Details.
Fürstlich Trinken: An das Schloss grenzt die Hofkellerei der Familie Liechtenstein an.
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