Osttimor: Wo fast niemand hinfährt – noch

Fotomotive im Bergland bei Aileu und Maubisse: Kirchen und Pousadas  aus der portugiesischen Kolonialzeit
Der Staat knapp südlich des Äquators ist trotz seiner Traumlage zwischen Indonesien und Australien eines der am wenigsten bereisten Länder der Erde. Weshalb es hier mehr Ursprünglichkeit gibt als sonst wo.

Für Unterwasser-Fans ist es hier besonders paradiesisch. Das Highlight für Schnorchler und Taucher ist die bergige Insel Atauro, mit der Schnellfähre „Dragon Boat“ von Osttimors Hauptstadt Dili in neunzig Minuten erreichbar. 2016 entdeckten Wissenschafter in den Riffen rund um Atauro dreihundertvierzehn verschiedene Fischarten, ein weltweit einzigartiger Wert.

Osttimor: Wo fast niemand hinfährt – noch

Anreise
Via Singapore (Druk Air), Darwin (Qantas) oder Denpasar/Bali (lokale Airlines)

Und es gibt auf Atauro vor allem an den Stränden der Ostküste einige rustikale, aber durchaus bequeme Unterkünfte. Von September bis November, am Ende der Trockenzeit, sind hier viele Wale unterwegs, Delfinschwärme sowieso, was einen längeren Aufenthalt noch attraktiver macht. Sogar im Hauptort Beloi, wo die Fähren anlegen und es einen kleinen Markt gibt, braucht man nur zum Ende der Pier gehen und befindet sich schon mitten im Schnorchelparadies. Neben den großartigen Riffen lohnt sich auch ein Ausflug in die Berge mit herrlichen Ausblicken.

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Osttimor: Wo fast niemand hinfährt – noch

Grundsätzlich ist die Infrastruktur des Landes Osttimor, das ziemlich genau die Hälfte der Insel Timor einnimmt, noch ausbaufähig. Genau das macht aber den Reiz eines der jüngsten Staaten der Welt aus – neben der schönen Landschaft. So gibt es viele attraktive Strände, aber mit Einschränkungen. Einer der schönsten befindet sich nur rund zehn Kilometer östlich von Dili, wo es laut Hotelbewertungen auch die beste Unterkunft des Landes gibt. 

Hotel mit Partygarantie

Das Beachside Hotel hat einige große, gut eingerichtete Apartments mit Balkon und Strandblick. Da hier auch die Küche ansprechend ist, ganz zu schweigen von herrlichen, frisch gepressten Fruchtsäften und den Kokosnüssen, zieht es natürlich viele Expats und Einheimische hierher – und die machen abends Party. Dröhnende Musik aus der Nachbarschaft, nachts dauerbellende Hunde und der Straßenlärm mit vielen Mopeds und ohrenbetäubenden Hupkonzerten der rostigen Busse stören die Strandidylle und den Schlaf ruhesuchender Gäste.

Bucht östlich von Dili mit dem siebzehn Meter hohen „Cristo Rei“

Bucht östlich von Dili mit dem siebzehn Meter hohen „Cristo Rei“

Strände mit Hindernis

So schön der Strand ist, wegen der intensiven Ebbe sind die Badefreuden hier getrübt. Aber ein bisschen weiter östlich liegt in einer Bucht ein noch schönerer Strand, wo es die meisten Einheimischen hinzieht. Dort kann man besser schwimmen, aber es gibt keinerlei Infrastruktur – was manche Reisende grandios finden. Dafür sieht man in dieser Bucht das Wahrzeichen Osttimors, die siebzehn Meter hohe Kupferstatue Cristo Rei (siehe Foto) die auf einem Berg errichtet wurde. Hinauf führt ein schweißtreibender Kreuzweg, der Blick zahlt sich aber aus: weiße Strände auf beiden Seiten des Kaps, im Westen sieht man bis zur Hauptstadt.

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Schöne Sonnenuntergänge auf der Insel Timor

Schöne Sonnenuntergänge auf der Insel Timor

Der bezauberndste Strand des Landes ist auch am schwersten zu erreichen. In einem Tagestrip entlang der Nordküste erreicht man den östlichsten Punkt Osttimors, die den Einheimischen heilige und daher unbewohnte Insel Jaco. Mit Fischerbooten kann man sich übersetzen lassen, zwischendurch schnorcheln und dann genießen: weißer Sand, türkises Wasser und sonst – fast nichts. Auf beiden Seiten der Meeresenge gibt es aber einfachste Gästehäuser.

Das Bergland ist noch unerschlossen

Das Bergland Osttimors ist noch unerschlossen

Das Bergland Osttimors ist noch unerschlossen

Stichwort Ursprünglichkeit: Die findet man im touristisch völlig unerschlossenen Bergland Osttimors. Mehrere Stichstraßen, teils asphaltiert, teils Piste, führen zur Südküste. Es geht permanent steil rauf und runter, durch ausgetrocknete Flussbette, über enge Pässe, an idyllischen Wasserfällen vorbei.

Am spannendsten sind die urigen Dörfer im Hochland. Manche ihrer Bewohner haben sie noch nie in ihrem Leben verlassen. Alles sieht ziemlich trist aus, aber auch das hat seinen Reiz.

Fakten
- Trockenzeit Mai bis Nov., im Mai ist die Natur bunt. Von Sept. bis Nov. ist Walsaison
- Zahlungsmittel ist US-Dollar, wenige Geldautomaten und Kreditkartenzahlung.
- Verkehr Es gibt abenteuerliche Taxis (Flughafen –eDili ca. 10 USD), Microlets (Minibusse, 25 Cent) oder Fahrer mit Allrad-Auto (ab 100 USD pro Tag)

14.919 misst Osttimor – etwas mehr als Tirol. 

Info: timorleste.tl, ataurotourism.org

Unerwartete Highlights

In dieser Tristesse gibt es aber sogar richtige Sehenswürdigkeiten – in den zentralen Ortschaften Aileu und Maubisse. Etwa eine der größten Statuen des ersten Premiers nach der Unabhängigkeit von Portugal im Jahr 1975, Nicolau Lobato. Auf die Unabhängigkeit folgte eine Besatzung durch Indonesien, im Freiheitskampf starb der Nationalheld 1978. Erst 2002 wurde Osttimor (oder Timor-Leste, wie der offizielle, portugiesische Landesname lautet) wirklich unabhängig und war damit der erste neue Staat im 21. Jahrhundert.

Dili selbst zählt wahrscheinlich zu den unattraktivsten Hauptstädten der Welt, mit trost- und schattenlosen Häuserzeilen, Neubauten und Verkehr. Man soll hier nachts nicht alleine spazieren gehen, raten Einheimische. Dafür gibt es ein paar gute Hotels, teils mit Pool, und Agenturen, die Ausflüge im Land und nach Atauro organisieren.

Auf den Märkten

Lokale Souvenirs wie Stoffe findet man im kleinen Tais-Markt. Für die interessanteren Mitbringsel wartet man am besten auf den Abflug. Im kleinen Flughafen gibt es gute Shops.

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