Krakau, Polen: Raus aus dem Stadtleben, hinunter

Salzbergwerk Wieliczka Krakau
Ein Besuch des Salzbergwerks Wieliczka in Krakau ist nichts für Klaustrophobiker. Aber ein außergewöhnliches Erlebnis.

Viele urbane Sehenswürdigkeiten kann man auch im Winter gut besuchen – weil es wurscht ist. Im Salzbergwerk Wieliczka hat es immer vierzehn Grad, dafür ist es immer trocken, was an der Oberfläche im polnischen Krakau eher nicht immer so ist. Die Wieliczka protzt mit einigen Superlativen: über dreihundert Meter Tiefe, als einzige Salzmine Europas seit siebenhundert Jahren durchgehend in Betrieb, über zweihundertvierzig Kilometer Stollen. Abseits der normalen Touristenbesichtigung kann man die Mine auf der „Bergmannsroute“ besuchen – und die ist außergewöhnlich.

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Man schlüpft dabei quasi in die Rolle des Bergarbeiters und die beginnt stilecht in einer Garderobe voller Spinde. Wenn sich da eine Gruppe Sightseeing-wütiger Besucher aus dem Gewand schält und in graue Einteiler zwängt, mit Stirnlampen ausgestattet wird und Ledertaschen umgehängt bekommt, in denen Mess- und Alarmgerät zur Luftqualität sind – dann spürt man, es wird ernst. Spätestens beim großen Lift für die ganze Truppe und dem Aussteigen auf minus siebenundfünfzig Meter denkt jede und jeder nochmal nach, ob das eine gute Idee ist. Ab hier bleibt man gut zwei Stunden unter Tag, Ausstieg ausgeschlossen. Nichts für Klaustrophobiker.

Wer nur eine mittelmäßige Angst vor solchen Situationen hat, stellt schnell fest, dass das hier erträglich ist. Die Gänge, richtig: die Stollen, sind aufrecht zu begehen (gerobbt wird nur kurz zur Show) und breit, immer wieder weitet sich das Bergwerk in große Räume. Dort darf man sich als echter Kumpel versuchen: mit riesigen Sägen Baumstämme zerteilen (hier unten wird alles von kastenförmig gestapelten Stämmen getragen), mit Wasserrädern schöpfen, mit Knüppeln Gestein zerstoßen, Schaufeln, Seile weben, und so weiter.

Der größte dieser Hohlräume ist zugleich der absurdeste: Für den Besuch des Franciszek Karol vor zweihundert Jahren wurde ein Saal ins Bergwerk gehauen, samt Kronleuchter und meterhohem Steinmonument mit Inschrift: Zum Andenken der Allerhoechsten Anwesenheit Sr Kais. Hocheit des durchlauchtigsten Erzherzogs FRANZ CARL am 5. Juli 1823.

Am eindrucksvollsten ist aber die Bergmannskapelle, die hier geschaffen wurde. Wenn da alle im Kreis auf Stämmen Platz nehmen und das Licht komplett abdrehen, die kalte Salzluft einatmen und sich vergegenwärtigen, dass sie mittlerweile nach einigen Stufen auf hundert Meter unter der Oberfläche sind ... dann hat man etwas erlebt.

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