Citytrip nach Krakau: Jugend trifft Geschichte
Ein lebendiges Stadtbild voller Kontraste: junge Menschen zwischen geschichtsträchtigen Bauten. Die kompakte Altstadt Krakaus kann man zu Fuß besichtigen. Durch das Florianstor in der erhaltenen Stadtmauer erreicht man die Florianska-Straße, in der schicke Boutiquen, Cafés und Restaurants harmonisch in die alten Häuser integriert wurden. Hier beginnt der Königsweg, an dem die bedeutendsten Gebäude der Stadt liegen.
Die Strecke hat enorme historische Bedeutung: Der Name erinnert an den alten Brauch, demzufolge alle Könige, die Krakau besuchten, diese Route zum Wawel-Schloss zurücklegen mussten. Diese Flaniermeile führt direkt ins Zentrum, zum Rynek Główny, dem Krakauer Marktplatz, umgeben von Bürgerhäusern und Palästen aus Romanik, Gotik, Renaissance und Barock. Gemütliche Cafés und Restaurants laden ein, das Treiben bei einem Imbiss zu beobachten. Manchmal mischt sich Pferdegetrappel unter das Stimmengewirr der Menschen, Rundfahrten mit Pferdekutschen werden angeboten. Manches erinnert an Wien, auch die eine oder andere Hausfassade. In der Mitte des Platzes liegen die vor wenigen Jahren restaurierten Tuchhallen aus der Renaissance. Seinerzeit wurden hier, wie der Name andeutet, Webwaren angeboten. Heute sind in den Arkadengängen vor allem Souvenirläden untergebracht, die Handwerkliches, vor allem Bernstein-Schmuck, anbieten.
Der Platz wird von der gotischen Marienkirche in Ziegelbauweise beherrscht, die schräg in einer Ecke des Rynek völlig frei steht. Zur vollen Stunde erschallt ein Trompetensignal von der Türmerstube im höheren der beiden Kirchtürme: Traditionell spielt ein Feuerwehrmann den „Hejnal“, einst das Warnsignal bei Bränden in der Stadt. Im Inneren der Kirche wird man von einem überbordenden Reichtum an vergoldeten Schnitzereien und Figuren überrascht. Der größte Schatz der Marienkirche ist jedoch der prächtige Flügelaltar des Nürnberger Künstlers Veit Stoß aus dem 15. Jahrhundert.
Ein paar hippe Szenelokale und verwinkelte Gassen weiter taucht man in eine andere bedeutende Epoche der Stadtgeschichte ein. Durch ein weites Tor betritt man den prächtigen gotischen Innenhof des Collegium Maius. Es ist das verbliebene Gebäude der 1364 errichteten Jagiellonen-Universität, eine der ältesten der Welt. Hier studierte um 1490 Nikolaus Kopernikus Mathematik und Astronomie. Er lieferte die Erklärung, dass sich die Erde um ihre eigene Achse dreht und sich dabei um die Sonne bewegt. Am großen Brunnen im Hof der Universität treffen sich viel Jugendliche zum Diskutieren – oder nur so.
Im Alchemia, Ariel oder Singer
Der kurze Anstieg auf den Wawel, einen Hügel am Rande der Altstadt, führt direkt zum prächtigen Renaissance-Königsschloss. Es ist mit der Kathedrale verbunden, der Krönungs- und Grabeskirche der polnischen Könige und Krakauer Erzbischöfe. Allein der dreistöckige Arkadenhof mit seinen aufwendigen Fresken lohnt den Besuch. Von hier, oberhalb der Weichsel, gewinnt man einen guten Blick über die Stadt. Am Fuße des Wawel-Hügels gelangt man in das einstige jüdische Viertel Kazimierz. Hier ist das Wechselspiel von jüngster Geschichte und Gegenwart spürbar: zum Beispiel beim Besuch auf dem alten jüdischen Friedhof an den Grabsteinen aus dem 16. Jahrhundert. Nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend dem Verfall preisgegeben, wird dieser Stadtteil seit den 1980er-Jahren neu belebt, die alten Häuser mit ihren Restaurants, Kneipen und Bars ziehen Künstler und Studenten an. Die Lokale bieten mit ihrem leicht abgewohnten Schick eine unglaubliche Atmosphäre, heißen Alchemia, Ariel oder zum Beispiel Singer, wo man an alten, ausgedienten Singer-Nähmaschinentischen sitzt. Café und Bar in einem, ein Hotspot für Nachtschwärmer und spezieller Tipp der Einheimischen.
Ein Wochenende reicht kaum, um diesen Mix aus Kultur und pulsierendem Leben aufnehmen zu können. Nicht zuletzt auch, um die neuentwickelte Vielfalt der polnischen Küche in gemütlichen Restaurants zu genießen und schlussendlich den Abend mit dem einen oder anderen Glas Wodka in einer Bar ausklingen zu lassen.
Spurensuche in Krakau
Klimafreundliche Anreise
Zu empfehlen ist die Fahrt mit der Bahn mit täglichen Direktzügen ab Wien. Fahrzeit 5:40 Std., auf oebb.at mit SparSchiene ab 29,90 €
Geldwechsel
Polen ist bei der EU, aber nicht bei der Währungsunion: 1 Euro sind zirka 4,5 Zloty. Mit österreichischer Karte kann man aber einfach am Bankomaten Zloty beziehen, Anleitung meist auf Deutsch
Günstig
Das Klischee stimmt: Ein großes Glas Pilsner Urquell vom Fass kostet in einer gehobenen Bar zirka 10 Zloty
Auskunft
Polnisches Fremdenverkehrsamt in Wien
1130, Fleschgasse 34/2a (geöffnet für Besucher: Mo.–Fr., 10–15 Uhr)
Tel. 01/524 71 910, polen.travel/de-at
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