Tatsächlich hat das Glemmtal als Salzburger Teil der Kitzbüheler Alpen noch viel mehr zu bieten – von Sommerrodelbahnen, Hochseilgärten, Almwanderungen bis zu kulinarischen und Party-Highlights. Und das ohne die Präpotenz und Opulenz des Tiroler Nachbarortes
Es wird gerne vergessen, dass die meisten Täler der Alpen bis in die 1950er-Jahre bitterarm waren. Die Bauern, deren Familien hier lebten, haben unter schweren Bedingungen jahrhundertelang das Land bewirtschaftet – im Winter immer eingeschneit und abgeschnitten, im Sommer musste unter Druck hart gearbeitet und gehofft werden, dass die Ernte Familie und Hof über den nächsten Winter bringt.
Das Glemmtal im nördlichen Pinzgau ist da keine Ausnahme. Die erste Kirche wurde 1410 in Saalbach errichtet, aber abgesehen vom Herrgott blieb das Tal bis vor wenigen Jahrzehnten unentdeckt von der Weltöffentlichkeit. Erst der weit nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzende Tourismus veränderte das Leben zwischen den riesigen Bergmassiven, im Süden der Hochkogel (2.249 Meter), im Norden das Spielberghorn (2.044 Meter).
Sommer und Winter
Wer heute durch die Orte Hinterglemm und Saalbach wandert, kann sich kaum vorstellen, wie karg das Leben hier über Jahrhunderte war. Karg oder bescheiden ist heute hier nichts mehr. Aber auch nicht übertrieben protzig oder überladen: Die Glemmtaler hatten ein durchaus gutes Gespür, wie man aus den einstigen Bergdörfern international beachtete Tourismuszentren macht.
Und das, wie nicht sehr viele andere touristische Hotspots, nicht nur im Winter, sondern eben auch im Sommer: Im Winter lässt die Skischaukel Saalbach-Hinterglemm-Leogang-Fieberbrunn mit 270 präparierten Pistenkilometern absolut keine Wünsche offen. Im Sommer locken nicht nur die vierhundert Kilometer langen Wanderwege, sondern inzwischen über achtzig Kilometer Fahrrad-Trails.
Was viele Skigebiete noch nicht verstanden haben, die Saalbach-Hinterglemmer waren hier Pioniere: Die Mountainbike-Touristen lassen mindestens so viel Geld da wie die Skifahrer. Sie betrinken sich auch weniger, darf man vermuten, denn ein Sturz vom Mountainbike auf die Schotterpisten ist deutlich weniger angenehm als ein Sturz im Schnee.
Runter geht’s von gemütlich bis radikal
Wer das alpine Mountainbiken und Downhill-Fahren gar nicht kennt: Längst kommen hier keine normalen Fahrräder zum Einsatz, sondern High-Tech-Maschinen, mit einem halben Meter Federweg am Vorderrad und Bremsen in Motorradgröße.
Warum diese noch junge Sportart so boomt, ist schnell erklärt. Niemand muss mehr in endlosen Serpentinen mühsam und schweißtreibend die Berge erst hinauf fahren. Vielmehr bringen im Glemmtal neun Bergbahnen die Biker auf sieben Berge der Skischaukel.
Und dann geht‘s abwärts – vom gemütlichen, ungefährlichen und somit familientauglichen Panoramatrail, auf dem man einfach nur die Aussicht genießen und langsam die präparierten Feldwege ins Tal rollen kann, bis zu den inzwischen legendären Strecken wie dem Hacklberg-Trail in Saalbach-Hinterglemm oder der WM-Strecke im Bikepark Leogang.
Home of Lässig, so der Slogan für das Revier, der ein jüngeres und jedenfalls fittes Publikum ansprechen soll. Tausende Videos auf Youtube von mehr oder minder Wagemutigen, die sich über die riesigen „Tables“ katapultieren, in den Steilkurven die Bremsen nicht anfassen, auf den „Wallrides“ der Gravitation ein Schnippchen schlagen und von ungesund aussehenden „Drops“ hinunterspringen.
Saalbach-Hinterglemm kann aber auch ganz anders. Die Werber der Region warten mit fünfundfünfzig weiteren Attraktionen auf, und selbst wenn man die Möglichkeiten für Helikoptertouren und die beiden Pumptracks (ein spezieller Radparcours, bei dem man nur durch Pumpen mit den Armen beim Überfahren der Hügel und Wellen Geschwindigkeit aufbaut) abzieht, bleibt mehr zu tun, als in einem normalen Urlaub bewältigt werden kann. In Hinterglemm etwa findet man im Hotel Oberschwarzach Pferde – Haflinger, Islandpferde und Ponys.
Es ist kein neu hingebautes Boutiquehotel, sondern ein natürlich gewachsener Bauernhof, der immer mehr zum Hotel erweitert wurde. Ein lebendiger Bauernhof ist es bis heute, und die Koppel direkt neben der Piste lässt nicht nur Mädchenherzen höherschlagen. Auch wenn Islandpferd „Glossy“ das spezielle Gen nicht hat, das diese Pferde in der für sie typischen Gangart Tölt herrlich angenehm laufen lässt.
Baumzipfelweg & Hochseilgarten
Im Talschluss von Saalbach-Hinterglemm liegt der höchstgelegene Wipfelwanderweg Europas: Der Rundweg startet am Talschluss-Parkplatz (wo auch ein Öffibus hinfährt) und führt über zwei Kilometer durch Almen, Wiesen und Wälder. Erstes Highlight ist der Baumzipfelweg bei der Lindlingalm mit der zweihundert Meter langen „Golden Gate Brücke der Alpen“, einer beeindruckenden Hängebrücke.
Dann führt der Weg über eine massive Lärchenholzkonstruktion bis zu dreißig Meter über den Waldboden – mit Treppen, Türmen, Plattformen und Brücken. Natürlich fehlt hier noch ein Hochseil-Klettergarten nicht, dessen Parcours seitlich und unter der Hängebrücke entlangführt.
Ab Juli 2022 startet mit dem Escape-Trail die nächste Attraktion: Escape-Trails sind eine Mischung aus Abenteuer, Schnitzeljagd und Rätsel-Rallye, eingebettet in eine etwas verrückte Geschichte rund um die Branntwein-Schmugglerin Anna, die vor zweihundertfünfzig Jahren hier lebte.
Heute kann sie als Hilfe Briefe und Dinge zwischen den Jahrhunderten hin- und herschicken. Das Rätselspiel soll je nach Kondition in drei bis fünf Stunden von der Gruppe (zwei bis acht Personen) gelöst werden, ganz ähnlich wie die „Escape-Rooms“ in Großstädten. Nur, dass man vor einer atemraubenden Bergkulisse spielt.
Ausgeschlossen ist, dass einem in der Region fad wird: Auch Canyoning wird angeboten, es gibt einen recht großen Slackline-Parcours, einen Wander-Lehrpfad, einen definitiv sehr anstrengenden Trailrunning-Kurs, auf den Gipfeln vom Schattberg und dem Zwölferkogel sind entzückende Kinderspielplätze und im Tal ein Bogenschieß-Parcours, bei dem man zum Glück nur auf leblose Bergtiere schießen kann. Und wem das noch nicht reicht, der kann sich auf Motor-Quads (im Sommer wie im Winter) austoben.
Die Bauern von einst würden jedenfalls heute große Augen machen, was ihre Nachkommen im Glemmtal so alles aufgebaut haben. Und das nicht nur mit der sprichwörtlichen Bauernschläue, sondern mit viel Gespür für alles, was Gäste wünschen.
Klimafreundliche Anreise
Eine Anreise per Zug gelingt bequem vom nahe gelegenen Bahnhof in Zell am See, von dort kommt man entweder per Linienbus oder Holiday Shuttle bequem und klimaschonend nach Saalbach-Hinterglemm.
Unterkunft
Die Region Saalbach-Hinterglemm lockt mit über 500 Möglichkeiten für Quartiere, zum Beispiel im Hotel Oberschwarzach
Details auf saalbach.com
Mountainbiken
Es gibt zahlreiche Angebote von familientauglich bis extrem im MTB-Paradies Saalbach.
Gastronomie auf den Almen
Lindlingalm, Gerstreitalm, Sonnalm: Die Pongauer essen nicht nur gerne, sondern auch gut.
Auch auf den zahlreichen Almhütten, teils mit eigenen Käsereien. Details
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