Rat auf Draht: "Zahl der Anrufe zum Thema Suizid steigt dramatisch"

Rat auf Draht: "Zahl der Anrufe zum Thema Suizid steigt dramatisch"
Zum Welttag der Suizidprävention setzt sich Österreichs wichtigste Helpline für Kinder und Jugendliche für ein verstärktes Bewusstsein ein.

Am 10. September ist Welttag der Suizidprävention – "ein wichtiger Tag um bewusst zu machen, dass viele junge Menschen mit Suizidgedanken kämpfen, auch in Österreich", sagt Birgit Satke, Leiterin von Rat auf Draht.

Anfragen gestiegen

Im Jahr 2017 ist bei der Notrufnummer für Kinder und Jugendliche die Zahl der Beratungen zum Thema Suizid um mehr als 54 Prozent gestiegen. Pro Tag melden sich im Schnitt drei Anrufer zu dieser Problematik. "Und dieser Trend setzt sich im ersten Halbjahr 2018 leider fort", sagt Satke.

Die Gründe dafür sind vielfältig: "Der Druck auf Kinder und Jugendliche ist generell gestiegen. Dazu gehören Leistungsdruck in der Schule ebenso wie familiäre Probleme und traumatische Ereignisse", erklärt Satke.

Cybermobbing

Auch Cybermobbing spiele eine Rolle. Zuletzt berichteten Medien über den tragischen Tod eines Neunjährigen in den USA: Der Bub, der sich als homosexuell geoutet hatte, soll von Mitschülern massiv gemobbt worden sein - und nahm sich schließlich das Leben.

Wie viele Kinder in Österreich von Cybermobbing betroffen sind, ist schwer zu sagen. Eine Schülerbefragung von Rat auf Draht zeigte vor zwei Jahren, dass mehr als zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen jemanden kennen, der gemobbt wird. Jeder Dritte gab an, bereits selbst Opfer von Cybermobbing geworden zu sein – also über mehrere Monate hinweg im Internet beleidigt, bedroht oder belästigt worden zu sein. Seit Anfang 2016 ist Cybermobbing in Österreich eine Straftat und kein Kavaliersdelikt mehr. Paragraph 107c "Fortgesetzte Belästigung im Wege einer Telekommunikation oder eines Computersystems" ist im Gesetz verankert und besagt, dass bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe verhängt werden, wenn das Mobbing mit Suizid oder mit einem Suizidversuch endet.

Vertrauensbasis wichtig

Bei der Beratung von Kindern und Jugendlichen in Krisen bedarf es Satke zufolge vor allem einer entsprechenden Vertrauensbasis. "Oft dauert es eine Weile, bis Jugendliche dazu bereit sind, über ihre Suizidgedanken zu sprechen." Im Gespräch würde oft zunächst andere Probleme – etwa in der Schule – vorgeschoben. Erst nach und nach stelle sich dann im Zuge eines ausführlichen Beratungsgesprächs heraus, dass der Anrufer oder die Anruferin Suizidgedanken hat.

Bei Rat auf Draht arbeiten ausschließlich professionelle Therapeuten, Psychologen und Lebens- und Sozialberater, die rund um die Uhr und sieben Tage pro Woche erreichbar sind. "Wichtig ist, gemeinsam mit den Betroffenen zu überlegen, wie wir schnell für Entlastung sorgen können“", sagt Satke. Etwa in dem sich der Betroffene eine Vertrauensperson im direkten Umfeld sucht. Auch an Krisenzentren und andere Einrichtungen, die therapeutische Unterstützung anbieten, vermittelt Rat auf Draht bei Bedarf weiter.

Hilfe finden Sie bei der Telefonseelsorge (142) sowie bei Rat auf Draht (147) und online: www.kriseninterventionszentrum.at & www.bittelebe.at.

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