Radfahren als Kettenreaktion

Stärkt Herz, Lunge, Rücken, Muskeln, hebt die Stimmung: Mit regelmäßigem Radfahren kommt der ganze Körper voll in die Gänge. Eine Antrittsrede.

Früher düste er im Aston Martin über die Leinwand. Heute gleitet er lieber übers Land – auf zwei Rädern. Nachdem ihrer Majestät schönster Agent, Bond-Mime Pierce Brosnan demissioniert hat, stieg er aufs Fahrrad um. Hawaii, Kalifornien – wo immer der Schauspieler weilt, sein Bike hat er dabei. „Das ist mein Personal Trainer“, hat der 60-Jährige, befragt nach seinem Fitnesskonzept, einem Reporter einmal geantwortet. Und damit das auf den Punkt gebracht, was Mediziner seit Jahren ventilieren: Radfahren ist der ideale Gesundheitssport.

Radfahren als Kettenreaktion
Actor Pierce Brosnan poses during a photocall for the movie "Den Skaldede frisor" (Love is all you need) at the 69th Venice Film Festival September 2, 2012. REUTERS/Tony Gentile (ITALY - Tags: ENTERTAINMENT)
Der Tritt in die Pedale hat dermaßen viele, positive Auswirkungen auf den Organismus, dass man beinahe schon von einem Allheilmittel sprechen kann. „Nahezu jeder kann auf diese Weise etwas für Gesundheit und Wohlbefinden tun und es sogar in den normalen Alltag integrieren. Einfacher geht es nicht“, sagt Ingo Froböse vom Zentrum für Gesundheit an der Deutschen Sporthochschule Köln.

Der Zweirad-Experte empfiehlt das Gerät Menschen jeden Alters – besonders gerne aber jenen, die viele Jahre inaktiv waren oder zu dick sind. Froböse: „Speziell Radfahren, bei dem das Körpergewicht zu fast 70 Prozent vom Sattel getragen wird, ist für diese Zielgruppe hervorragend geeignet, um die körperliche Leistungsfähigkeit zu erhöhen und den für diese Menschen so wichtigen Fettstoffwechsel anzuregen – ohne den passiven Bewegungsapparat zu überlasten.“

Herzensgut

Wer also den Sattel in die richtige Position gebracht hat, ist am besten Weg zu Wohlbefinden und Fitness. Das wird zuallererst die Lunge danken, die beim Biken mit doppelt so viel Sauerstoff durchflutet wird wie in Ruhe. Und auch die Pumpe, die Lebenspumpe gewinnt. Durch regelmäßiges Strampeln wird neben den Grundfunktionen – Frequenz und Schlagvolumen – auch die Durchblutung des Herzmuskels positiv verändert. „Ergebnis ist eine deutlich ökonomischere Herzarbeit, die in einer reduzierten Belastung des Muskels mündet. Sämtliche Faktoren für einen Infarkt werden positiv beeinflusst, so dass das Risiko einen zu erleiden, um mehr als 50 Prozent reduziert wird“, sagt Froböse – und fährt oft und gerne mit gutem Beispiel voran, denn Radeln macht auch den Herrn Professor happy – nachweislich. Heute weiß man, dass bei längerem, gleichmäßigen Ausdauersport, zu dem Biken klarerweise zählt, nach 30 bis 40 Minuten die Ausschüttung von Glückshormonen, sogenannter Endorphine, beginnt. Diese wirken depressiven Verstimmungen und anderen psychischen Problemen entgegen, sodass die Wirkung des Radfahrens auf die Psyche auch hormonell gesteuert werden kann. Wer ein Stimmungstief hat: ab auf den Sattel!

Apropos: Auch Rückenschmerzen, das Volksleiden Nr. 1, beugt man so vor. Bei leicht nach vorne gebeugtem Oberkörper gerät die Rückenmuskulatur unter Vorspannung und stabilisiert den Rumpf. „Die zyklische Beinbewegung erzeugt Reize auf die Muskulatur im unteren Rücken, im Bereich der Lendenwirbelsäule und Ilio-Sakral-Gelenk – dort, wo die meisten Bandscheibenvorfälle vorkommen“, so Froböse. Er hat die Wirkung des Tretens genauer erforscht. Ergebnis: Der asymmetrische Impuls trainiert auch die kleinsten Muskeln an den Wirbelkörpern, die sonst nur schwer zu erreichen sind. Das Rückentraining per Bike ist also optimal, sofern die Sitzposition stimmt. Hier gilt: Der Hüftwinkel soll groß, der Sattel relativ weit nach vorne und der Lenker hoch eingestellt sein. Aber dann gilt: gesunde Fahrt!

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