Das Wandern ist des ...
GEHHILFEN: „Ich habe zwei Ärzte, mein rechtes und mein linkes Bein.“ Dieses Wortspiel hat Christoff Zalpour, Professor an der Fachhochschule Osnabrück, bei einem Symposium zum Thema „Wandern und Gesundheit“ gebraucht und damit für großes Gelächter gesorgt. Doch was der Mediziner da so flapsig dahin gesagt hat, ist bei näherer Betrachtung von geradezu lebensnotwendiger Bedeutung. Im Rahmen seines wissenschaftlichen Projekts „Let’s go“ hat Zalpour nämlich eines klar bewiesen: Die Wahrscheinlichkeit, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden, sinkt erheblich, wenn man sich regelmäßig bewegt. Wichtig sei, so der Arzt, die Eigenverantwortung für seine Gesundheit zu übernehmen und sich viel zu bewegen – am besten jede Woche zu wandern.
FORTSCHRITT: Die positiven Auswirkungen dieses Sports auf Körper und Geist sind vielfach publiziert. Erstaunlich ist dennoch immer wieder, wie breit das gesundheitliche Wirkspektrum ist. „Die schonende Bewegung weiß vor allem das Herz zu schätzen“, betont Hans-Ulrich Rauchfuß, Präsident des Deutschen Wanderverbandes, von Beruf Arzt und Apotheker. Leichte Anstiege zwischen Ebenen tun dem Herz sehr gut. Es schlägt dann regelmäßiger und pumpt mehr Blut mit Sauerstoff durch den Organismus. Folglich verbessern sich auch dessen Fließeigenschaften, was Blutgerinnseln vorbeugt.
Die vermehrte Sauerstoffzufuhr beflügelt auch noch ein weiteres Organ – die Lunge. Durch die intensivere Atmung wird auch das letzte Lungenbläschen mit frischem O2 versorgt. Wer regelmäßig wandert, kann sogar sukzessive Kapazität und Leistungsvermögen der Lunge steigern. Hand in Hand mit dem regelmäßigen Ausdauertraining über Stock und Stein geht auch eine Verbesserung des Blutdrucks. Der wird durch ausgiebiges Wandern ebenfalls harmonisiert.
KNOCHENJOB: Jene, die nach den Wintermonaten ihre erste längere Tour gegangen sind, mögen es angesichts eines Muskelkaters und schmerzender Glieder nicht glauben, dennoch: Wandern kräftigt die Muskulatur und beeinflusst Gelenke, Sehnen und Bänder positiv. Der Aufbauprozess der Knochen wird angeregt, der Abbau von Knochenmasse hingegen gestoppt. Wandern ist also auch ein Frauenthema – Stichwort Osteoporose. Auch sie kann man damit hintanhalten, vorausgesetzt Frau geht regelmäßig und bei Zeiten los. Ab dem 40. Lebensjahr gilt tatsächlich: Der Weg ist das Ziel. Ausreden, etwa wegen des Wetters, gelten nicht. „Regelmäßiges Wandern – zu jeder Jahreszeit und Witterung – macht widerstandsfähiger gegen eine Menge Krankheitskeime“, sagt Hans-Ulrich Rauchfuß. Das Immunsystem läuft also zur Hochform auf.
Ebenso die Seele. Die Natur, das Licht, der Himmel, das Wasser – all das ist Labsal fürs Nervenkostüm. Auch dazu gibt es wissenschaftlichen Befunde. „Wie wirkt Landschaft auf Menschen?“ war das Thema des Grazer Professors Erwin Frohmann. In einer Studie ließ er Studenten am Wasserfall, im Wald und in einer Felslandschaft verweilen. Und siehe da: Der kontemplative Zugang zur Gegend wirkte sich signifikant auf das physische wie psychische Befinden aus. Frohmann formuliert es poetischer: „Wenn wir in die Atmosphäre der Landschaft eintauchen, überträgt sich ihre Stimmung auf uns und wir spüren die Verbundenheit mit der Erde. Zugleich wird die Landschaftswahrnehmung zur Persönlichkeitswahrnehmung, vergleichbar mit zwei Wellenfeldern, die einander begegnen.“
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