Mondbier, Mähne, Babyboom: Die Macht der Mondmythen

Mondbier, Mähne, Babyboom: Die Macht der Mondmythen
Zahlreiche Legenden ranken sich um den Einfluss des Mondes. Eine Auswahl und was es damit auf sich hat.

Dichtes Haar dank Löwe und Schütze

Die Formel ist einfach. Der abnehmende Mond reinigt und gibt ab, der zunehmende kräftigt und baut auf. Selbst bekannte heimische Friseur-Ketten  bieten ihre Dienste nach Mondkalender-Logik an. Auszug aus dem lunaren Reglement: „Haare bei zunehmendem Mond tönen und färben, so wird die Farbe intensiver und hält länger.“ Wer dichteres Haar wünscht, sollte es nur dann schneiden, wenn der Mond im Sternzeichen Löwe oder Schütze steht. Bewiesen ist das nicht. Beauty-Programm nach Mondphase fällt daher in die Kategorie „Hilft’s nix, schadt’s nix“.

Umgekehrter Placebo-Effekt

Nach einer unruhigen Nacht muss der Vollmond oft als Sündenbock herhalten. 39 Prozent gaben in einer Umfrage an, dass Luna ihrer Schlafqualität schade, bei den Frauen jede zweite. Die Wissenschaft sieht das anders. Forscher des Max-Planck-Instituts verglichen Tausende Daten und stellten keine Veränderung der Schlafdauer bei Vollmond fest. Schlafwandeln und Nicht-Einschlafen-Können  liege am Mondschein, so die Erklärung. Auch die Psyche spiele eine Rolle, sagte Schlafforscher Wolfgang Mallin im KURIER: „Wenn jemand glaubt, er schläft  in dieser Nacht schlecht, dann schläft er auch schlecht.“ 

Mit dem Mond menstruieren

Regelblutung, Fruchtbarkeit, Geburten. Hartnäckig hält sich die Annahme, dass der Erdtrabant auch hier mitmischt. Es kann ja  kein Zufall sein, dass der weibliche Zyklus so lange dauert wie ein Erdumlauf (ca. 29,5 Tage) – die Natur soll vorgesehen haben, dass Frauen mit Neumond menstruieren und zum Vollmond ihre volle Fruchtbarkeit erreichen. Ebenso sollen bei Vollmond mehr Babys zur Welt kommen. Eine Langzeitstudie mit Daten von 2,76 Millionen Geburten enttäuschte Mondsüchtige: Ein Zusammenhang zwischen Mondphase und Geburtenhäufigkeit war nicht nachweisbar.

Saubere Fenster, starkes Holz 

Wer sich ärgert, dass nach dem Fensterputzen unschöne Schlieren auf der Scheibe zurückbleiben, sollte einen Blick in den Mondkalender werfen. Behaupten zumindest jene, die ihn Jahr für Jahr erstellen. Demnach gelingt die Reinigung bei abnehmendem Mond an den Tagen der Luftzeichen, also Zwilling, Waage und Wassermann, am besten. Auch im Garten soll der lunare Einfluss eine gewichtige Rolle spielen, im Wald sowieso: Bei abnehmendem und bei Neumond gefälltes Holz ist angeblich extra langlebig. Eine These, die Forscher der  TU Dresden nach intensiver Beschäftigung klar widerlegten.

Unterm Mond unters Messer

„Verlegen sie geplante Operationen in den abnehmenden Mond, um Narben, Infektionen und Blutungen zu vermeiden“, heißt es   im Mondkalender von 2013. Der Blutverlust sei in bestimmten Mondphasen geringer, bei Vollmond solle sich niemand unters Messer legen. 2011 gaben deutsche Forscher Entwarnung: Bei fast  30.000 Patienten in 111 Mondzyklen wurde kein höherer Blutverlust bei Vollmond dokumentiert. Zum Glück. Denn wer einen notwendigen medizinischen Eingriff aufschiebt, weil der Mond gerade nicht die richtige Form hat, gefährdet erst recht seine Gesundheit. 

Mond-Magie in Flüssigform

Ob der länderübergreifenden Mond-Manie ist es wenig verwunderlich, dass findige Geschäftsleute irgendwann auf die Idee kamen, den mytischsten aller Himmelskörper zu vermarkten. Mondscheinbier etwa wird bei Vollmond gebraut und verspricht eine belebende Wirkung. Mondwasser, bei Vollmond abgefüllt, soll sogar über heilende Kräfte verfügen. Ähnliches behauptet ein Fleischhauer aus Hessen über seine Vollmond-Salami – mittlerweile fast schon ein Kultprodukt. 360 Gramm kosten im Online-Shop 10,90 Euro. Magie hat eben ihren Preis. 

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