Fünf Stunden. So lange dauerte es, um aus der brünetten Marilyn Monroe die blondeste Frau ihrer Zeit zu machen. Ihre Haare wurden gewaschen und gewellt, der dunkle Ansatz mit einem so starken Peroxid gebleicht, dass ein Ventilator auf die Schauspielerin gerichtet werden musste, damit sie nicht zu ersticken drohte.
So schildert es die Autorin Joyce Carol Oates in ihrer 2001 erschienenen Romanbiografie „Blond“, die vom Aufstieg und Fall der berühmtesten Blondine des 20. Jahrhunderts erzählt. Monroe nahm die langwierige Färbe-Prozedur dennoch gerne in Kauf. „I like to feel blonde all over“ – „Ich mag es, mich durch und durch als Blondine zu fühlen“, soll sie gesagt haben.
Blondsein als Lebensgefühl: Keine verkörperte dies in einem solchen Ausmaß wie das ewige Sexsymbol, dessen Todestag sich am 4. August zum sechzigsten Mal jährt.
Bis heute wird die helle Haarfarbe, die schon unter in der Antike als Schönheitsideal galt, mit Sex-Appeal, Weiblichkeit, Unschuld und Naivität verknüpft. Zum „Mythos Blond“ hat Monroe maßgeblich beigetragen, sagt der Verhaltensforscher Bernhard Fink von der Uni Wien.
Wissenschaftlich ließe sich die These „Blondinen bevorzugt“ nämlich nicht untermauern. „Die Bevorzugung von blonden Frauen durch Männer ist nicht bestätigt. Vermutlich ist durch ikonische Personen wie Monroe ein Stereotyp entstanden, sodass Menschen mit einem Merkmal – blonde Haare in diesem Fall – bestimmte Eigenschaften verbinden.“
Dass sich das Klischee des blonden Männertraums dennoch festsetzte, könnte auch daran liegen, dass „Hell“ mit Jugendlichkeit und Vitalität verbunden wird, vermutet Fink. „Und nachdem Frauen in jüngerem Alter eine höhere Fruchtbarkeit aufweisen, bevorzugen Männer Merkmale, die auf Jugendlichkeit bei Frauen hinweisen.“
Andere Forscher, wie der US-Anthropologe Peter Frost, erklären die Faszination Blond mit der Seltenheit der Haarfarbe (siehe li.). Schon in der Steinzeit hätten sich männliche Jäger eher für Frauen entschieden, die sich vom Durchschnitt abhoben.
Relikt Blondinenwitz
Als steinzeitlich werden mittlerweile Blondinenwitze empfunden: Die Verbindung von Haarfarbe und Intelligenz sei ein Vorurteil ohne Grundlage, sagt Fink. Dass die politisch korrekten Millennials das Klischee des dummen Blondchens heute mit ironischer Distanz betrachten, zeigt auch das aktuelle Revival der Barbie-Optik in den sozialen Medien.
Studien haben sogar nahegelegt, dass Frauen mit blonden Haaren tendenziell mehr verdienen und selbstbewusster auftreten. Ein Effekt, den auch Kim Kardashian bemerkte, als sie sich ihre schwarze Mähne wieder einmal weißblond bleichen ließ. „Ich bin eine total andere Person, wenn ich blond bin“, schwärmte sie im Magazin Allure. „Ich bin frecher. Ich bin selbstbewusster.“
Trend-Töne
Dabei sah es zuletzt noch danach aus, als wäre Blond bei den unter 30-Jährigen auf dem Abstellgleis. Die Generation Z brandmarkte die Haarfarbe via Tiktok als peinlich und altmodisch, Paradeblondinen wie Hailey Bieber und Gigi Hadid wechselten öffentlichkeitswirksam zu Brünett.
Ist Blond bei den Jungen überhaupt noch angesagt? „Auf jeden Fall!“, sagt die Friseurin und Farb-Spezialistin Carola Claudia Staudinger auf KURIER-Nachfrage. „Vor allem Töne wie Vanilla, Weizenblond, Honigblond sowie Dunkelblond werden momentan stark nachgefragt.“
Moderne Färbetechniken wie Balayage sorgen für einen natürlichen, gesträhnten Look, der wohl auch Marilyn gefallen hätte. Fünf Stunden müssen Frauen heute glücklicherweise nicht mehr aufbringen, um dem blonden Lebensgefühl ein Stück näher zu kommen.
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