Milben und Viren: Warum man Matratzen regelmäßig waschen sollte
Ein altes Sprichwort sagt: Wie man sich bettet, so liegt man. Worauf wir schlafen, scheint aber für viele Menschen nebensächlich zu sein. "Bei unseren Matratzen driften wir in ein stiefmütterliches Dasein“, erklärt Marcel Krejc, Gründer von Matwash, einem Wiener Start-up für nachhaltige Matratzenvollwaschungen.
Wohnung, Auto und Kleidung putzen und reinigen wir regelmäßig, Matratzen werden hingegen "möglichst billig gekauft, durchgelegen und anschließend weggeschmissen“, erzählt er.
Dabei ist das Bett einer unserer zentralen Lebensmittelpunkte. Insgesamt verbringen wir etwa ein Drittel unseres Lebens dort. Dabei sammelt sich auch einiges an Dreck an: Jede Nacht sondern wir bis zu zwei Liter Schweiß und Salze ab. Dazu kommen Bakterien, Schimmel und Viren sowie nächtlich zirka zwei Gramm Hautschuppen, die unsere Matratze aufnimmt.
"Nach fünf Jahren haben wir in unserer Matratze drei Kilo abgestorbene Hautschuppen und an die 900 Liter Schweiß“, erklärt Krejc. Diese verkleben die Schaumporen und hemmen die Elastizität – der Liegekomfort nimmt ab.
Allergiegefahr
Zusätzlich zu unseren Körperabsonderungen wird die Matratze zur Brutstätte für Hausstaubmilben. Diese mögen es warm, dunkel und feucht und ernähren sich von abgestorbenen Hautschuppen. Problematisch sind ihre Ausscheidungen: Auf sie können Menschen allergisch reagieren. "Etwa zehn Prozent der Bevölkerung leiden an einer Hausstaubmilbenallergie – das hemmt den Schlaf“, sagt der Matratzenexperte.
Denn in nur zwei bis vier Monaten Lebenszeit produziert eine Milbe das 200-fache ihres Körpergewichts an Kot. Nach etwa drei bis vier Jahren besteht ein Kopfpolster so zu mindestens 15 Prozent aus Milbenkot. Dieser legt sich auf Schleimhäute, Nase und Augen. Der Körper beginnt, sich gegen diese Eindringlinge zu wehren und zeigt typische Erkältungsreaktionen wie Niesreiz, Jucken der Augen oder Anschwellen der Nasenschleimhäute.
Regelmäßige Reinigung
Wer auf Hausstaubmilben sensibel reagiert, sollte Polster, Decke und Matratze daher besonders regelmäßig waschen – letzteres etwa einmal im Jahr. Ältere und vulnerable Menschen, die mehr Zeit im Bett verbringen als Gesunde, mindestens alle zwei Jahre; bei "normalem“ Gebrauch reicht eine Matratzenvollwäsche alle zwei bis drei Jahre.
Dabei wir der Schmutz aus allen Poren herausgewaschen und die Matratze nicht nur oberflächlich in den äußeren Schichten gereinigt.
Zusätzlich empfiehlt der Experte: "Wenn man die Matratze regelmäßig wendet, eine Moltonauflage benutzt und Überzüge sowie Matratzenkern regelmäßig wäscht, kann man die Lebensdauer einer Qualitätsmatratze auf jeden Fall verdoppeln oder verdreifachen.“ Genauso muss man auf die Durchlüftung der Matratze achten: "Eine Matratze gehört auf einen Lattenrost, muss gut durchlüftet sein und über den Tag austrocknen können. Auch während des Schlafes muss die Luftzirkulation stimmen.“
Die richtige Matratze finden
Für ausreichend nächtliche Erholung sollte man grundsätzlich in eine Qualitätsmatratze investieren. "Das Wichtigste ist, dass man gut drauf liegt und das ist sehr individuell“, erklärt Krejc. Dazu kommen als Kaufkriterien das Raumgewicht und die Elastizität der Matratze.
Auch wo und wie die Matratze produziert worden ist, sind gute Indikatoren für ihre Langlebigkeit. "Man kann sich eine Matratze wie einen Küchenschwamm vorstellen. Sehr wenig Material kann auf 50 Zentimeter aufgeblasen werden. Doch es liegt nicht an der Höhe der Matratze, sondern an der Qualität der Materialien und des Schaums“, erklärt der Matwash-Gründer.
Nicht nur Hygiene und Schlafkomfort sprechen für eine regelmäßige Matratzenwäsche, auch die Umwelt. Jährlich landen in Europa 35 Millionen Matratzen im Müll. Aneinandergereiht wäre das nach fünf Jahren eine Strecke von der Erde bis zum Mond. Der Großteil der alten Matratzen wird verbrannt. Allein in Österreich haben wir dadurch einen CO2-Ausstoß von 50.000 Tonnen pro Jahr.
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