"Magisch angezogen": Leipziger Polizei verharmlost sexuellen Übergriff
Vor wenigen Tagen grapschte ein Mann einer 25-jährigen Frau in der Leipziger Straßenbahn an die Brust. Als sie versuchte ihn festzuhalten und zur Rede zu stellen, schlug er ihr mehrfach mit der Faust ins Gesicht.
In der Pressemeldung der Leipziger Polizeidirektion wurde der Übergriff später so beschrieben: "Das gestern Abend ein 24-Jähriger wiederholt seine Finger nicht unter Kontrolle halten konnte, wurde ihm zum Verhängnis. Magisch von den ebenmäßigen Formen einer 25-Jährigen anzeigen, griff er ihr in der Straßenbahnlinie 9 an die Brust und erntete dafür wohlverdient ihren Missmut."
Kritik an Pressemeldung
Nach Veröffentlichung der Meldung wurde die Polizei heftig für deren Formulierung kritisiert. Diese sei gewaltverharmlosend und forciere "Victim Blaming", also die Beschuldigung der Opfer statt der Täter.
Beim Victim Blaming handelt es sich um eine Verhaltensweise innerhalb der sogenannten Rape Culture (zu Deutsch: Vergewaltigungskultur), die sexualisierte Gewalt und Vergewaltigung nicht nur weitgehend toleriert und duldet, sondern auch die Verantwortung für die Verhinderung von Vergewaltigungen den Opfern überträgt. Damit gehen wiederum die Verharmlosung des Missbrauchs an sich und die Herabsetzung Betroffener oder potentieller Opfer zu Sexualobjekten (Victim Shaming) einher.
Mittlerweile hat sich die sächsische Polizei für die "völlig unpassende" Formulierung entschuldigt. Es sei zu keiner Zeit beabsichtigt gewesen, die Tat zu verharmlosen oder das Opfer herabzuwürdigen. Die Meldung sei mittlerweile geändert worden.
Bild.de hat mit der jungen Leipzigerin über die Formulierung der ersten Meldung gesprochen. Ihre Stellungnahme dazu: "Damit wird die Verantwortung komplett auf mich gelegt, deren 'Formen' den armen Tätern keine andere Wahl lassen, als handgreiflich zu werden. Widerlich!" Die Beamten hätten sich bei ihr nicht nur öffentlich, sondern auf persönlich entschuldigt.
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