Fehlgeburt: Trauerarbeit in Bildern

Fehlgeburt: Trauerarbeit in Bildern
"Lost", zu Deutsch "verloren", heißt jene Fotoserie, mit der Fotografin Dianne Yudelson die innere Trauer über ihre elf Fehlgeburten nach außen kehrt.

Es sind nicht nur bedrückende, sondern vor allem sehr persönliche Einblicke, die Dianne Yudelson mit ihren Fotografien gewährt. Ihre Schwarzweißbilder zeigen fein säuberlich zurechtgelegte Babykleidung, arrangiert mit Ultraschallbildern, Namenskärtchen und anderen Kleinigkeiten. Was auf den ersten Blick fast romantisch wirkt, ist das traurige Zeugnis von Yudelsons elf Fehlgeburten.

Emotionale Andenken

Bei jedem Verlust eines ihrer ungeborenen Kinder behielt die US-Amerikanerin Erinnerungsstücke als Andenken zurück. Mit der Fotostrecke "Lost" leistet sie nun Trauerarbeit. "Die Andenken bewahre ich in einer weißen Schachtel in meinem Schrank auf. Sie sind wichtige Erinnerungen an die kurzen Leben meiner Babys, die ich auch in meinem Herzen aufbewahre", so Yudelson.

Seit ihrer letzten Fehlgeburt sind mittlerweile zehn Jahre vergangen. Mit der Veröffentlichung der Fotostrecke teilt die Künstlerin erstmals Bilder ihrer Andenken mit der Öffentlichkeit. "Die Fotos anzufertigen hat einerseits dazu beigetragen, die wertvollen Leben meiner Kinder zu ehren, andererseits will ich damit auch meine eigene Hoffnungslosigkeit ausdrücken." Mit ihren Bildern wolle sie auch andere Frauen, die ähnliche Schicksalsschläge erlebt haben, berühren. "Sie sind nicht alleine auf ihrer Reise", so Yudelson.

Fehlgeburt: Trauerarbeit in Bildern

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Diane Yudelsons fotografische Arbeiten sind preisgekrönt. Ihre Bilder wurden unter anderem in Spanien, Frankreich, Thailand und den USA ausgestellt. Medien aus über 50 Ländern haben ihre Werke abgedruckt. Yudelson gilt als Mitbegründerin der New Eclecticism Photography, eine fotografische Strömung, die sich keinem Genre, sondern lediglich der künstlerischen Ästhetik unterordnet.

Fehlgeburten: häufig und oft tabuisiert

Von einer Fehlgeburt spricht man laut der Weltgesundheitsorganisation WHO dann, wenn die Schwangerschaft endet, bevor das ungeborene Kind lebensfähig ist. Unterschieden werden meist zwei Arten von Fehlgeburten: embryonaler und fetaler Abort. Bis zur 12. Schwangerschaftswoche nennt man das Kind Embryo, danach Fetus. Kommt das Kind nach der 23. Schwangerschaftswoche und mit einem Gewicht von über 500 Gramm tot zur Welt, spricht man in der Regel von einer Totgeburt. Studien zeigen, dass rund zwölf bis 15 Prozent aller Schwangerschaften in einer Fehlgeburt vor der 20. Schwangerschaftswoche enden. Bei 80 Prozent der Frauen passiert die Fehlgeburt vor der 12. Woche.

Fehlgeburten sind nach wie vor mit einem gesellschaftlichen Tabu behaftet. Auch der Belastungsdruck von außen, der den Frauen nahelegt möglichst schnell über eine Fehlgeburt hinwegzukommen, gilt als problematisch. Hinzu kommt, dass Fehlgeburten bei den betroffenen Frauen sehr häufig mit einer enormen psychischen Belastung oder gar Traumatisierung einhergehen. Laut WHO erleben 30 bis 50 Prozent der betroffenen Frauen nach einer Fehlgeburt ernstzunehmende Angstzustände beziehungsweise Schuld- oder Versagensgefühle, zehn bis 15 Prozent sind mit Depressionen konfrontiert, die bis zu vier Monate andauern können. In einem Bericht der WHO wird zudem kritisiert, dass Ärzte und Pflegepersonal oft nicht ausriechen psychologisch geschult seien, um entsprechen auf die Traumatisierung und Trauer der Frauen zu reagieren.

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