Hepatitis C: Oft jahrelang nicht entdeckt und unterschätzt

Hepatitis C: Oft jahrelang nicht entdeckt und unterschätzt
Viele tragen das Virus lange in sich, ohne es zu wissen. Das verschlechtert ihre Heilungschancen.

Solche Patienten sind „leider die Mehrheit“, sagt der Hepatitis-Spezialist Univ.-Prof. Harald Hofer von der MedUni Wien / AKH Wien: „Sie leiden 15 bis 20 Jahre an unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit oder Abgeschlagenheit ohne die Ursache zu kennen. Wenn dann letztlich eine Hepatitis-C-Infektion diagnostiziert wird, wissen 50 Prozent dieser Patienten nicht, wann und wo sie sich angesteckt haben.“

Hepatitis C ist eine infektiöse Gelbsucht, ausgelöst durch das Hepatitis-C-Virus. Sie ist eine der häufigsten Ursachen für chronische Leberentzündung, Leberzirrhose und Leberkrebs.

Gerade durch die nicht eindeutigen Symptome ist die Dunkelziffer extrem hoch. „Bei der Mehrzahl der Infektionen zeigt sich auch nicht in den ersten Wochen die klassische Gelbfärbung – oder sie ist so schwach ausgeprägt, dass sie nicht auffällt und übersehen wird.“

Vielen sei auch nicht bewusst, dass erhöhte Leberwerte ein Hinweis auf eine derartige Infektion sein können“, betont Hofer. Je früher die Therapie beginnt, umso besser sind die Heilungschancen. Heute sind – abhängig vom jeweiligen Virustyp – durch neue medikamentöse Kombinationstherapien Heilungsraten von 70 bis 90 Prozent möglich: „Ein positiver Test ist also längst nicht mehr so dramatisch wie noch vor 20 Jahren.“

Info-Kampagne

Die Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (Vereinigung der Fachärzte für Magen-, Darm- und Lebererkrankungen) hat jetzt mit mehreren Partnern (u. a. Apotheker- und Ärztekammer) eine Aufklärungskampagne gestartet. Dabei wird Personen mit erhöhtem Risiko zu einem Bluttest auf Hepatitis C geraten. Dazu zählen zum Beispiel Empfänger von Blutkonserven vor 1992 oder Personen, die gepierct oder tätowiert sind. Hier besteht aber nur dann eine Gefahr, wenn die Hygienestandards nicht eingehalten wurden. Was wenig bekannt ist: Nicht nur intravenöser Drogenkonsum (mit infizierten Nadeln) kann ein Risiko sein: „Es gibt Patienten, die haben einmal ein Röhrchen zum Drogenkonsum durch die Nase – zum Schnupfen – verwendet. Die gemeinsame Verwendung bedeutet ein hohes Risiko.“ Denn über kleinste Schleimhautverletzungen kann das Virus weitergegeben werden.

In den USA empfehlen die Gesundheitsbehörden sogar jedem, der zwischen 1945 und 1965 geboren ist, einen Hepatitis-C-Test: „Diese Empfehlung gibt es derzeit für Österreich nicht. Eine Testung von Personen mit Risikofaktoren wäre schon ein großer Fortschritt.“

Ein erster Antikörper-Test ist – bei einem positiven Ergebnis – nicht aussagekräftig genug, so Hofer: „20 Prozent der Infektionen heilen aus, werden also nicht chronisch. Diese Menschen haben trotzdem weiterhin Antikörper im Blut.“ Deshalb wird in diesem Fall ein zweiter, genauerer Test, der direkt das Virus nachweist, durchgeführt.

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