Fit im Alter

Fit im Alter
Fit im Alter: Ein 83-jähriger Wiener zeigt es vor. Er ließ sich zum Trainer ausbilden – und hat jetzt viel Freude mit seinem Ehrenamt.

Stille im Turnsaal der Volksschule in Wien-Margareten. 13 Menschen jenseits der siebzig liegen auf dem Rücken – und erfreuen sich bester Gesundheit. Ihr Blut zirkuliert, sie atmen tief, und mit den Beinen stemmen sie jetzt ihren Körper von der Matte hoch.

Es ist Dienstag, nach 17.30 Uhr. Und nach einer kurzen Atempause sagt der Vorturner Rudi Satran die nächste Übung an. Er spricht nicht laut, er spricht nicht schnell, dafür sehr akzentuiert und für alle verständlich. Auffallend exakt zeigt er dabei auch die nächste Übung vor.

Wie Joe Kittinger

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Der Senior im roten WAT-Margareten-Leiberl ist ein Phänomen. In seinem 83 Jahre alten Herz wohnt eine Leidenschaft, die ihn antreibt, die auch andere Menschen in seinem Alter weiter am Leben hält. Gewiss, dieser Vergleich ist gewagt, weil sich beide so gar nicht ähnlich sehen. Aber auch Joe Kittinger, der ein Jahr älter ist, besitzt sie: Voll im Saft stehend und sitzend hat er den Weltraumspringer Felix Baumgartner dirigiert.

Seit wenigen Wochen leitet der in die Jahre gekommene Jung-Trainer Satran seinen ersten Kurs. Und würde das jetzt nicht ein wenig respektlos klingen, müsste man fast sagen: Er übt sein Ehrenamt schon fast so gut wie ein alter Hase aus.

Das Phänomen

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Dabei kommt ihm zugute, dass er sich selbst seit vielen Jahren in Fitness-Kursen fit hält. Gerne, nicht überheblich erinnert er sich auch an seine jungen Jahre: "Ich war ein ganz passabler Kunst- und Turmspringer."

Nach dem Krieg war er sogar ein Mal Zweiter bei den Staatsmeisterschaften. "Der Rudi ist ein Phänomen", meint Elisabeth Prager, die Obfrau beim WAT-Margareten. "Dass er sich in diesem Alter noch traut, einen Kurs zu halten, ist toll. Daher habe ich ihm auch sofort bei uns eine Chance gegeben."

Auch die Kursteilnehmer sind mit ihrem Frontmann zufrieden: "Dass er noch so einen Punch hat, ist schon super", lobt Gerhard Geringer. "Das Training mit dem Rudi ist auch gut für uns", ergänzt Heidi Huber. "Weil er uns hier ganz einfache Übungen zeigt."

Erst im März dieses Jahres hat der gelernte Zuckerbäcker, der jahrzehntelang als Möbelverkäufer gearbeitet hat, den Kurs zum Senioren-Fit-Übungsleiter an drei Wochenenden absolviert und mit Prüfung abgeschlossen. In diesem Wintersemester darf er nun erstmals selbst als Übungsleiter ran. Dabei ist es heute kein Geheimnis mehr: "Ich habe mich für den Trainer-Kurs angemeldet, und das niemandem von meinen Leuten gesagt." Weil sicher ist halt sicher. Er hätte ja im Kurs auch scheitern können. Und Scheitern ist in keiner Phase des Lebens lustig.

Zwischen zwei Übungen fließt eine Frage an den Vorturner ein, jene nach dem werten Befinden. Entspannt erklärt er: "Das ist nicht anstrengend, auch nicht für die Teilnehmer. Bei mir ist alles sehr locker. Darauf passe ich auf."

Kein Schwindler

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Dann zwinkert er mit dem rechten Auge und fügt hinzu: "Das Gute daran ist für mich auch, dass ich alle Übungen ganz genau machen muss. Ein Vorturner darf ja nicht schwindeln."

Und nach der nächsten Übung klärt er auf: "Ich sage immer: Alles, was du schlampert machst, das bringt nix." Und bitte, noch kurz Ihre sportlichen Ziele, Herr Trainer? "Die Ausbildung zum Lehrwart möchte ich noch machen."

Zuvor bekommt er noch ein großes Kompliment vom Chef-Trainer, der dem Neuen bei einem seiner ersten Einsätze genau über die Schulter schaut. "Der Rudi ist ein gutes Beispiel dafür, wie man als 83-Jähriger noch fit sein kann und für die Teilnehmer sichere, kräftigende und gesundheitsfördernde Übungen machen kann", lobt der Sportwissenschafter Günter Schagerl, der sich bei der ASKÖ nicht erst seit dem Flop der rot-weiß-roten Olympioniken für die tägliche Turnstunde einsetzt. Sein Credo: Je früher sich Menschen bewegen, desto länger werden sie auch im Alter mobil und unabhängig bleiben.

Und am Ende gibt es auch noch Applaus von den Turnern. Der tut dem Rudi sichtlich gut, ist wichtig, auch für sein Selbstwertgefühl. Der Trainer bedankt sich höflich – und freut sich. Auf ein Wiedersehen am kommenden Dienstag.

Fit, mach mit: Wie man den Jahren Leben und dem Leben Jahre gibt

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Land in Bewegung Traditionsgemäß wird in Österreich am kommenden Freitag, dem Nationalfeiertag, auch etwas für die kollektive Fitness getan. Insgesamt stehen wieder mehr als 280 Veranstaltungen auf dem Programm. Alle Infos unter: www. gemeinsambewegen .at

Leser in Aktion Egal ob jung ob alt, KURIER-Leser können bereits vor dem Nationalfeiertag etwas tun – zum Beispiel beim Zähneputzen im Badezimmer. Die Übung ist leicht erklärt: 30 Sekunden erst auf einem, dann auf dem anderen Bein stehen. Sie fördert das Gleichgewichtsvermögen und hilft Stürzen vorzubeugen.

Tut sie gut, lässt sie sich tags darauf leicht wiederholen.

Trainer in Ausbildung Wer sich in seiner Pension ehrenamtlich als Fitness-Trainer bei der ASKÖ betätigen will, kann sich dafür in einem Seminar, das 3 x 2 Tage dauert, ausbilden lassen. Vorerfahrungen sind erwünscht. Unkostenbeitrag: 165 €. Die ersten drei KURIER-Leser, die  0676 / 750 30 21 rufen, erhalten einen Freiplatz.

Rudi in Margareten Wer unter fachkundiger Anleitung von Rudi Satran turnen möchte, ist herzlich willkommen. Anmeldung unter 01 / 804 85 32 bzw. wat5[at]gmx.at

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