Hangry: Forscher klären, wo schlechte Laune bei Hunger herkommt

Symbolbild
Ist man sich des eigenen Hungergefühls bewusst, tritt Ärgernis in milderer Form auf.

Je öfter der Magen knurrt, desto schlechter wird die Laune: Im englischsprachigen Raum wird dieser Gemütszustand als "hangry" bezeichnet, zusammengesetzt aus "hungry" ("hungrig") und "angry" ("wütend").

Forscher haben nun herausgefunden, wie und warum Hungergefühl auf die Stimmung schlägt. In einer Studie der University of North Carolina konnte unter anderem gezeigt werden, dass mehrdeutige Situationen oder Szenarien eher negativ empfunden und gedeutet werden, wenn man hungrig ist.

Oft übersehener Zustand

Das Wissenschaftsteam konnte zeigen, dass das Hungerempfinden beim Menschen auch mit einem erhöhten Stressempfinden einhergeht. Hunger entsteht, wenn der Blutzuckerspiegel sinkt. Im Jahr 2014 konnten US-Forscher bereits belegen, dass Aggressionen zwischen Partnern steigen, wenn ihr Blutzuckerspiegel sinkt. Streit und Konflikte seien den Wissenschaftlern zufolge womöglich zum Teil Folge eines einfachen, aber oft übersehenen Zustandes: Hunger.

Das Team der University of North Carolina führt den Hungerfrust jedoch auf ein Geflecht verschiedener Faktoren zurück. Dabei spielt neben der Biologie auch die Persönlichkeit und das Umfeld eine Rolle. "Wir wissen alle, dass Hunger manchmal unsere Emotionen und Wahrnehmung der Welt um uns herum beeinflusst", sagte Studienleiterin Jennifer MacCormack, Doktorandin am Institut für Psychologie an der University of North Carolina, dem Independent. "Ziel unserer Forschung war ein besseres Verständnis psychologischer Mechanismen, die hinter durch Hunger verursachtem emotionalen Stress stehen, zu erlangen", so die Psychologin weiter.

Kontext und Eigenwahrnehmung

Den Erkenntnissen zufolge beeinträchtigen zwei Aspekte negative Empfindungen bei Hunger auf entscheidende Art: der Kontext und die Eigenwahrnehmung. In einem Experiment mit 400 Probanden zeigte sich, dass je hungriger die Menschen waren, umso negativer bewerteten sie gezeigte Piktogramme – aber nur dann, wenn die Teilnehmer zuvor ein Bild mit negativem Inhalt gesehen hatten. Die Forscher schlossen daraus, dass Menschen sich in unangenehmen Situationen ihrem Hungergefühl mehr zuwenden und auch wahrscheinlicher schlechte Laune bekommen.

In einem zweiten Experiment offenbarte sich, dass hungrige Menschen sich selbst als gestresster und wuterfüllter beschreiben, wenn sie nicht auf ihre eigenen Emotionen fokussiert waren. Gab man den Probanden Zeit, über ihre eigene Gefühlslage nachzudenken, war ihre Wahrnehmung weniger negativ.

"Wenn man einen Schritt zurücktritt und die aktuelle Situation neu bewertet und anerkennt, wie man sich fühlt, kann man bei sich bleiben, obwohl man hungrig ist", so Jennifer MacCormack. Es sei wichtig, die Signale des Körpers wahrzunehmen und ihnen Aufmerksamkeit zu schenken – im Sinne guter sozialer Beziehungen, der eigenen Arbeitsleistung und langfristiger psychischer Gesundheit.

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