In den ersten Dezembertagen ist sie nach Tirol unterwegs. „Die Stanglwirtin hat Geburtstag, da will ich mitfeiern“, sagt Helene von Damm. Auch mit fast 85 Jahren scheint ihr bewegtes Leben nicht an Fahrt zu verlieren. Deshalb liegt auch die Frage nicht fern, ob sie zu Weihnachten möglicherweise aus ihrer New Yorker Wohnung in eine Häuserschlucht der East Side Manhattans blicken wird? „Nein ich bleib’ in Wien. Verbringe die Zeit mit jener Frau, die während des kurzen Gastspiels, das ich vor 35 Jahren im Sacher hatte, meine Sekretärin war. Wir sind sehr eng, ich hab’ sie geistig als meine Tochter adoptiert.“
Frau von Damm lacht. Herzlich. Laut. Ihr Optimismus ist hörbar. Er war auch nötig, um positive Zwischenbilanz eines Lebens zu ziehen, dessen Inhalt als erfundene, maßlos übertriebene Romanvorlage wohl zerknüllt worden wäre. Fünf Hochzeiten, vier Scheidungen, ein tragischer Todesfall.
Schon mit 21 war Helene von Damm in die USA ausgewandert, blieb lange Zeit trotz privater Turbulenzen auf dem steilen politischen Karriereweg, wurde wichtige Mitarbeiterin im Team des kalifornischen Gouverneurs und späteren Präsidenten Ronald Reagan. Bis 1985 war sie US-Botschafterin in Österreich. Und dann? „Ich habe mich dumm benommen“, sagt Helene von Damm. Warum diese ernüchternde Selbsterkenntnis? Ihre Erklärung: „Ich habe mich von meinem dritten Mann scheiden lassen und mich in den damaligen Sacher-Eigentümer Peter Gürtler verliebt, der psychische Probleme hatte. Das hat einfach nicht funktioniert.“ Die Gefahr war groß, in den Klatschspalten zermalmt zu werden. Zu Ende ging damit die politische Laufbahn und „ich beschloss, mich hier durchzuschlagen“. Die Wurzeln, die sie in den USA geschlagen hat, wollte sie dennoch nicht abschneiden. Zweimal im Jahr fliegt sie für ein paar Wochen nach New York. In diese Wohnung, die „ich emotionell brauche, weil ich in Amerika erreicht habe, was ich hier niemals erreichen hätte können.“
Ein üppig bemalter Bauernkasten mitten in Manhattan. Er erinnert an ihr Geburtsland. Ein Leben im Zwiespalt? Irgendwie sei sie Amerikanerin geblieben, aber „im Alter bin ich wahnsinnig glücklich, in Wien leben zu dürfen. Freunde verlierst du hier auch nicht so schnell, weil sie nicht dauernd umziehen.“
Umgeschwenkt
Die politischen Vorgänge in den USA verfolgt sie weiterhin. „Total und intensiv“. Nicht zuletzt Donald Trump, den sie einst als Mitglied ihres Unterstützungskomitees für Ronald Reagan kennenlernte, hat die politische Meinung von Helene von Damm grundsätzlich verändert. „Für die amerikanischen Freunde, mit denen ich in der Politik zusammengearbeitet habe, bin ich jetzt Persona non grata. Ich hätte besser meinen Mund halten, ihnen nicht sagen sollen, dass ich zuletzt zweimal demokratisch gewählt habe. Wir sind noch gut miteinander, politisch aber halt weniger.“
Angst vor dem Alleinsein hat Helene von Damm nicht. „Alle meine Männer hatten Gott sei Dank Kinder. Ich durfte sie alle behalten. Das bereichert mein Leben.“