Dirty talk: Sag's sinnlich statt schmutzig
Das Leben der Bonobos ist schon sehr schön. Erstens haben in der Menschenaffen-Society die Weibchen sehr, sehr viel zu sagen, sie bilden also ein Matriarchat. Zweitens haben sie mehrmals täglich Sex, aber nicht der Fortpflanzung wegen. Bonobos tauschen Zärtlichkeiten im Namen des Friedens aus, unabhängig vom Geschlecht oder vom Status. Einfach so, weil’s schön ist, weil’s guttut, weil es Spannungen abbaut. Und weil auf diese Weise enge Bindungen entstehen, übrigens auch unter Weibchen, die sich zur Nachmittagsjause schon mal beim „GG Rubbing“ die Zeit vertreiben – dem gegenseitigen Reiben der Geschlechtsorgane. Eine überlegenswerte Alternative zur Tupperware-Party an Sprudel und illustrierten Broten.
Irgendwo habe ich gelesen, dass Bonobo-Paare einander bei ihrem Liebesspiel lange in die Augen sehen, dabei wird geküsst und miteinander gespielt. Das aber völlig unabhängig davon, ob die zwei Afferln ineinander verknallt sind oder nicht. Das unterscheidet sie von den Menschen, die meist nur dann ineinander versinken, wenn sie frisch verliebt sind. Man redet dann auf spezielle Weise miteinander, mit den Augen und Händen, mit verbaler Wollust und einer besonderen Form der intimen Kommunikation. Wir zwei, gegen den Rest der Welt da draußen – in unserem Kosmos der Geilheiten und Zärtlichkeiten. Und das ist dann eben auch anders als bei den Bonobos: Wir können beim Vögeln miteinander reden. Womit wir bei der hohen Kunst des Dirty Talking gelandet wären. Dazu ein wunderschöner Satz von Achilleus Tatios, immerhin altgriechischer Romanschriftsteller: „Der Kuss wird vom schönsten aller Körperorgane gezeugt, denn der Mund ist das Organ der Sprache, und die Sprache ist der Schatten der Seele.“ Stimmt schon, es gibt auch beim Liebesspiel Momente des Schweigens, in denen einfach nur getan, geatmet und geächzt wird. Doch im Laufe der Jahre gewinnen verbale Fertigkeiten an Bedeutung, der Ton macht die Musik. Dirty Talking kann die Spannung erhöhen, Momente aufheizen und eine zutiefst erotische Atmosphäre erzeugen. Das gelingt nicht immer, also wirkt der Ton tönern, unbeholfen oder bemüht dreckig. Plattitüden wie „Wow, bist du nass!“ oder „Du geiler Hengst, du!“ sind noch halbwegs tolerierbar, aber die Fettnäpfchenskala ist da nach oben hin offen. Verbale Ausrutscher, die verstören oder schockieren, ohne an dieser Stelle Beispiele zu nennen.
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