Reisen mit "Horstl": Bei Hängebrücken hilft keine Eselsbrücke
Der Esel ist das Haustier des Jahres 2022 – und das zu Recht, wie KURIER-Redakteur Armin Arbeiter befindet. Mit seinem „Horstl“ unternimmt er regelmäßig abenteuerliche Reisen.
Die Brücke wackelt bedrohlich. Zu bedrohlich. Horstl steht an ihrem Anfang und sieht mich an, als hätte ich meinen Verstand verloren. Zu Recht. Auf einigen Reisen hat mir mein Esel bewiesen, dass er mir (fast) überallhin folgen würde – über Berge, durch Sumpfgebiet, gar von Innsbruck nach Rom. Aber eine Hängebrücke? Das geht zu weit. In diesem Fall ist Horstl nicht stur, er folgt nur seinen Instinkten.
Eine Brücke ist immer eine Herausforderung, denn sie könnte doch einstürzen. Angst vor stabilen Holzbrücken hat er keine mehr. Er hat gelernt, dass die Planken sein Gewicht problemlos tragen. Bei einer schwankenden Hängebrücke verhält es sich anders. Einen Versuch wollte ich dennoch wagen, denn die einzige Alternative besteht darin, den kalten Isonzo zu durchqueren. Andererseits ist es sehr heiß. Am Ufer angekommen, setzt sich Horstl auf seinen Hintern, lehnt sich am Hang an. Er macht keine Anstalten, mir in den reißenden Fluss zu folgen, während ich barfuß im Wasser stehe und langsam meine Beine nicht mehr spüre.
Doch auch das gehört dazu: „Ein Esel verharrt, analysiert die Situation, gleicht sie mit seinen Erfahrungen ab und entscheidet dann“, sagt Verhaltensforscherin Carola Otterstedt von der Stiftung Bündnis Mensch & Tier, die den Esel zum „Haustier des Jahres 2022“ gekürt hat. Horstl steht auf, folgt mir ins Wasser. Ein paar Fischer drehen sich verdutzt um, als wir beide uns den Weg durch die Strömung bahnen.
Abenteuer wie dieses haben wir einmal im Jahr. Den Rest der Zeit genießt Horstl bei einem Bauernhof in einem Dorf in der Nähe von Innsbruck. Dort hat er alles, was er braucht – und das ist gar nicht wenig.
Wer sich einen Esel anschaffen will, muss einige wichtige Dinge beachten: „Die Rahmenbedingungen müssen passen. Dazu gehört, dass man mindestens zwei Esel anschafft. Einer alleine würde vereinsamen. Es muss ein Stall, der von drei Seiten geschützt ist sowie eine Weide vorhanden sein“, erklärt Ulrike Knabl vom Verein IA-Austria dem KURIER.
Die Eselsbrücke
kommt tatsächlich von der Kunst, einen Esel über eine Brücke zu bringen. Karotten, ein langes Seil und viel Geduld sind Grundvoraussetzungen
Ein Maultier
ist die Kreuzung zwischen Eselstute und Pferdehengst, während es sich bei einem Maulesel umgekehrt verhält. Ein weiterer Vertreter der Kreuzgattungen ist der Zesel – eine Kreuzung zwischen Zebra und Esel
500Eselstuten
hielt sich Kaiser Neros Frau Poppaea, um in Eselsmilch zu baden
Schafhüter
Bereits im Mittelalter wurden Esel als Hüter von Schafherden eingesetzt. Im Gegensatz zu Pferden sind sie keine Fluchttiere. Ein angreifender Wolf hat gegen die Hufe eines Esels keine guten Karten
Gut, dass Horstl seinen Stall mit zwei anderen Eseln und Pferden teilt. Als ich ihn vor acht Jahren auf Willhaben gefunden habe, stand er noch mit zwei Kamelen und einem Lama auf der Weide – und hasste seine Gefährten. Doch nicht nur die richtige Gesellschaft ist für Esel wichtig, sondern auch das richtige Futter: Knabl rät etwa dazu, spätgeschnittenes Heu zu verwenden und auf zu eiweißreiche Nahrung zu verzichten.
Zu viel Eiweiß kann zu Hufrehe führen, einer äußerst schmerzhaften Krankheit, bei der das Tier im schlimmsten Fall sein Hufhorn verliert. Ebenso müssen Eselhalter auf abwechslungsreichen Untergrund achten, damit die Hufe nicht zu weich werden.
Wie gut, dass wir auf unserer Reise den Fluss durch- und einige Pässe überquert haben.
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