Neues aus der Tierpsychologie: Wären Katzen Menschen, wären sie Psychopathen

Neues aus der Tierpsychologie: Wären Katzen Menschen, wären sie Psychopathen
Britische Forschende ließen sich vom Verhalten ihrer eigenen Stubentiger zu einer außergewöhnlichen Studie inspirieren.

Dass Haustierbesitzerinnen und -besitzer meinen, menschliche Attribute in ihren tierischen Freunden zu erkennen, ist nichts Ungewöhnliches.

Aber weisen Katzen tatsächlich menschliche Persönlichkeitsmerkmale auf? Und wenn ja, welche?

Forschende der britischen Universität Liverpool und der Liverpool John Moores University haben sich dieser Frage nun angenommen. Sie befragten Katzenhalterinnen und -halter zu den Eigenschaften ihrer Stubentiger. Als Vorlage für die charakterliche Einstufung dienten Kategorien der menschlichen Persönlichkeitstypologie.

Die Studie, die in der Dezember-Ausgabe des Journal of Research in Personality veröffentlicht wurde, förderte tatsächlich Spannendes zutage: Die meisten Katzen liegen der Analyse der Aussagen ihrer Halterinnen und Halter zufolge im psychopathischen Verhaltensspektrum. Sie zeigen also psychopathische Tendenzen, Eigenschaften und Verhaltensweisen.

Sucht Ihre Katze Streit?

Die Umfrage umfasste 46 Fragen. In Summe nahmen 549 Personen daran teil. Die Katzenbesitzerinnen und -besitzer mussten unter anderem beantworten, ob ihre Katze "ihre Beute quält, anstatt sie sofort zu töten", "die Nachbarskatze(n) dominiert, indem sie sie beispielsweise jagt oder Streit mit ihnen anfängt", "sich von Strafen nicht abschrecken lässt, sprich Verhaltensweisen, für die sie gescholten wird, wiederholt" und "ohne ersichtlichen Grund laute Laute von sich gibt, zum Beispiel Miauen oder Jaulen".

Die Antworten mussten von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf einer fünfstufigen Skala eingeordnet werden, die von "beschreibt meine Katze nicht" bis "beschreibt meine Katze extrem gut" reichte.

Um die soziale Verträglichkeit – bei Menschen mit psychopathischen Zügen ist diese niedrig – zu messen, ziehen Psychologinnen und Psychologen das Modell der dunklen Triade heran. Es fußt auf drei Persönlichkeitsmerkmalen beziehungsweise deren Ausprägung: dem Narzissmus, sprich einem grandiosen Selbstverständnis, der Psychopathie, sprich Empathielosigkeit, und machiavellistischen Zügen, gekennzeichnet durch das rücksichtslose Streben nach Macht und manipulatives Ausnutzen anderer zum eigenen Vorteil.

Tierliebe Forschende

Anlass für die doch ungewöhnliche Untersuchung gaben offenbar Erfahrungen, die die Forschenden mit ihren eigenen Katzen gemacht hatten: "Unsere Katzen und die Unterschiede in ihren Persönlichkeiten haben uns zu dieser Studie inspiriert", erklärte die Psychologin Rebecca Evans gegenüber dem US-amerikanischen Magazin Vice. Sie sei vor allem daran interessiert, "wie die Wahrnehmung der Psychopathie einer Katze durch den Besitzer die Beziehung zwischen Katze und Besitzer beeinflussen kann". Dafür seien nun weitere Forschungsprojekte nötig.

Die psychopathischen Persönlichkeitstendenzen der Miezen sei aus evolutionsbiologischer Sicht jedenfalls plausibel, meint Evans: "Es ist wahrscheinlich, dass alle Katzen ein Element der Psychopathie haben, da das für ihre Vorfahren einst hilfreich war, um Ressourcen zu erwerben, etwa Nahrung, Territorium und Paarungsmöglichkeiten."

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