Nach dem US-Abtreibungsurteil: Solidarität auf Tiktok
„If we go down, then we go down together.“ Wenn wir untergehen, dann gemeinsam, heißt es im Song „Paris“ der Band „The Chainsmokers“ aus dem Jahr 2017. Nun ist er Soundtrack einer Solidaritätsbewegung geworden. Denn nicht nur auf den Straßen der USA formierten sich Proteste, nachdem der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten das Recht auf Abtreibung kippte. Auch in den sozialen Medien regt sich der Widerstand.
So kursieren auf der Plattform Tiktok in diesen Tagen zahlreiche Videos, in denen großteils Frauen aus Bundesstaaten, in denen Abtreibung legal bleibt, anderen Frauen in einer Notlage eine sichere Unterkunft, eine Abholung vom Flughafen oder einen Transport zur Klinik anbieten, sollten diese eine Abtreibung benötigen. Gesprochen wird dabei selten, zumeist filmen sich die Tiktokerinnen in einer harmlosen Alltagssituation und blicken offen in die Kamera. Darüber läuft der Song „Paris“ in der Tonspur. Im übers Bild gelegten Text wird dann klar, worum es geht.
Campen und Shoppen
Dennoch verschlüsseln viele ihre Botschaft - wohl auch um unter dem Radar der Plattform beziehungsweise der Behörden zu bleiben. So schreibt eine Kanadierin in ihrem Video: „An meine amerikanischen Schwestern: Ich lebe ruhig und friedlich auf 64 Hektar im ländlichen Alberta. Falls ihr jemals ein Wochenende zum ’Campen’ kommen wollt, seid ihr herzlich willkommen.“
Andere reden von einer „gemeinsamen Weinverkostung und anschließender Erholung“, laden zum „Shoppen und Sightseeing“ oder zum „Verkleiden“ ein.
„Ihr habt Familie in Portland, wir leben 15 Minuten vom Flughafen entfernt. Wir machen großartige Spaghetti und werden dich warm und sicher halten“, schreibt ein lesbisches Paar aus Oregon.
Die Angebote beschränken sich aber nicht nur auf Nordamerika, auch Userinnen und User aus (u. a.) Australien, England, Norwegen oder Österreich posten ihre Einladungen auf Tiktok.
Andere mahnen aufgrund der unüberprüften und unüberprüfbaren Angebote jedoch zur Vorsicht. Die zahlreichen Angebote seien zwar sicherlich gut gemeint, in jedem Fall wäre es aber besser, sich an Abtreibungsnetzwerke und -fonds mit jahrelanger Erfahrung zu wenden. Diese könne man kontaktieren, wenn man in einem Staat lebt, in dem es nicht möglich ist abzutreiben und einem die nötigen Ressourcen fehlen, dazu einen anderen Bundesstaat aufzusuchen. Nur so könne man sicher stellen, dass die, auf deren Hilfe man sich verlässt, auch gründlich überprüft wurden.
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