In dem Projekt geht es – wie der Name Leader in Me andeutet – darum, dass Schülerinnen und Schüler lernen, dass sie es selbst sind, die darüber bestimmen können, wie ihr Leben aussieht. „Das heißt auch, dass man für sich selbst verantwortlich ist und nicht die Schuld bei jemandem anderen sucht“, sagt Steiner. Mehr noch: „Die jungen Menschen sollen sich überlegen, was ihr konkretes Ziel ist. Wir wollen sie dabei unterstützen und so stärken, dass sie dieses erreichen können.“
Dabei geht es nicht nur um Persönlichkeitsbildung – es geht auch darum, ein gutes Miteinander zu schaffen: „Die Einstellung muss sein, dass genug für alle da ist, niemand zu kurz kommt und gemeinsam mehr bewältigbar ist“, sagt Steiner. Auf Neudeutsch „eine „Win-win-Situation“.
Was das in der Praxis heißt
Alles graue Theorie? Diese Theorie in die Praxis umzusetzen, ist Aufgabe der Lehrkräfte. Martin Steiner erzählt aus dem Alltag: „Eine Klasse hat sich darauf geeinigt, dass sie die Kommunikation untereinander verbessern will. Da sollte sich jeder und jede überlegen, welchen Beitrag er dazu leisten kann. Zum Beispiel reflektierte ich mit den Jugendlichen, wo sie diesbezüglich aktiv geworden sind und wie sie es geschafft haben, zum Beispiel jemandem ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.“
Dass sich so das Miteinander verbessert, bestätigt Konstantin Klasinc aus der 3a in Fürstenfeld: „Während des Lockdowns haben wir uns bei den Online-Sitzungen nicht unterbrochen – das war vorher nicht selbstverständlich“, ist er überzeugt.
Lara Klinger aus der 2B hat ähnliche Erfahrungen gemacht: „Jeder redet mehr mit dem anderen, sodass sich jetzt alle in der Klasse besser verstehen.“ Dass durch Reden Konflikte entschärft werden können, wirkt sich auch zu Hause aus: „Wenn meine Schwester zu mir ins Zimmer kommt, höre ich ihr bewusster zu und umgekehrt. So vermeiden wir Streit“, sagt Lara.
Für sich und eine Gruppe Verantwortung zu übernehmen, lernen die Schülerinnen und Schüler nicht nur dadurch, erzählt Lara: „Jeder hat in der Klasse eine Rolle zugewiesen bekommen. Ich bin zum Beispiel Library Managerin – wenn jemand sein Buch nicht rechtzeitig zurückgibt, erinnere ich ihn daran. Mir gefällt es, dass ich für etwas verantwortlich bin.“ Andere sind etwa dafür zuständig, dass das Licht abgedreht wird.
Konstantin hat durch Leader in Me noch etwas gelernt: „Ich setze mir jetzt Ziele und überlege, wie ich diese erreiche.“ Ein solches Ziel kann eine bestimmte Note in einem Fach sein: „Früher habe ich nur kurz vor der Schularbeit gelernt. Heute beginne ich rechtzeitig und komme nicht in Stress – das hilft mir sehr.“
Das alles sind kleine Erfolge, über die sich nicht nur die Kinder freuen: „Sicher, der Erfolg ist nicht so einfach messbar, aber spürbar“, sagt Petra Pieber. „Das Projekt verbessert die Situation allerdings nicht sofort – es ist ein langer Prozess, dass Kinder Kompetenzen erwerben, die sie für ein gutes Leben brauchen.“ Welche Kompetenzen das sind? „Zuversicht, Resilienz, Kommunikation, die Fähigkeit, Konflikte zu lösen und in Teams zu arbeiten.“
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