Es hatte wohl seinen Grund, dass Gustav Klimt die Damazener-Rosen so liebte: Ihr Duft ist so schwer und betörend, dass ihre Blütenblätter bis heute in der Parfümindustrie verwendet werden.
Und sie sind wahre Schönheiten, weshalb der Wiener Maler sie nicht nur in seinem Garten in Unter St. Veit, einem Hietzinger Grätzel, pflanzen ließ, er hat sie auch in einem seiner Werke verewigt. Name des Bildes: „Der Rosengarten“. Logisch.
Die rund hundert Jahre alten Rosenstöcke können Besucher der Klimtvilla heute noch bewundern, wie Baris Alakus, Geschäftsführer der Klimt-Villa, erläutert.
Geschichtsträchtig
Andreas Fellner von der Gartenbauschule Schönbrunn erzählt, dass es dem Rosenliebhaber Anton Eipeldauer gelungen ist, diese geschichtsträchtigen Blumen nicht nur zu erhalten, sondern auch zu veredeln: „Er hat mit Trieben, die er von einer Mutterpflanze entnommen hat, auf eine Wildrose veredelt. 22 Stöcke sind im Zuge der Teilrekonstruktion des Gartens ausgesetzt worden, weitere 28 wurden verkauft.“
Wildrosen
Warum man Wildrosen veredelt, erläutert Lisa Reck Burneo. Die Gartendesignerin hat bei der Royal Horticultural Society in Wisley Gardens in England gearbeitet und kennt sich deshalb mit Rosen aus. „Naturrosen haben nicht so schöne Blüten wie Edelrosen, sind aber robuster.“ Erkennen kann man sie übrigens daran, dass sie in der Regel sieben-blättrig sind – bei Edelrosen sind es fünf Blätter an einem Zweig.
Schlafende Augen
Nicht nur die Klimt-Rosen sind also Chimären, sondern jede Edelrose. Veredeln kann man sie auf zwei Arten. Die eine ist, dass man Zweig auf Zweig setzt, was Gärtnerinnen Kopulieren nennen. Das passiert meist bereits im Februar. Jetzt im Hochsommer, Mitte Juli, wird okuliert: Der Begriff ist kommt aus dem Lateinischen – Oculus bedeutet auf Deutsch „Auge“. Gemeint ist der stecknadelgroße Knubbel in einer Blattachsel.
Das „schlafende“ Auge der Edelsorte wird in die Rinde der Naturrose eingesetzt. Reck-Burneo verwendet dafür ein Veredelungsmesser, das sie aus England mitgebracht hat. Hier verrät sie, wie man Rosen veredelt.
Hier die Schritt für Schritt-Anleitung:
Die Vorbereitung
Als Basis für die Edelrose dient eine Naturrose, die man oft im eigenen Garten hat. Man erkennt sie daran, dass an ihren Zweigen sieben statt nur fünf Blätter wachsen. Sobald die Gärtnerin Lisa Reck Burneo das geeignete Exemplar gefunden hat, nimmt sie ein aufgeschnittenes Töpfchen (Bild) und umhüllt damit den Zweig. Den Topf füllt sie mit Erde – so kann sie im kommenden Jahr das Töpfchen herausnehmen und die Rose an den neuen Standort verpflanzen.
Die Edelrose
Jetzt sucht sich die Gärtnerin aus, welche Edelrose sie auf die Naturrose aufsetzen will. Die Klimtrose (Bild) schneidet sie einen Zentimeter unter dem Blattstielansatz ab. Aber Achtung! Das Auge darf auf keinen Fall verletzt werden, weshalb sie den Blattansatz immer am Stängel lässt. Gärtner und Gärtnerinnen können natürlich aus einer Edelrose gleich mehrere Veredelungstriebe gewinnen – und sogar auch mehrere Sorten auf eine Naturrose aufsetzen.
Auf das Auge achten
Jetzt wird okuliert: Dazu wird das in der Blattachsel liegende Auge der edlen Rose mit einem sauberen, scharfen Veredelungsmesser abgetrennt. Der Gärtner oder die Gärtnerin führen dazu einen flachen Schnitt von unten in Richtung Trieb-Ende aus und heben das Auge zusammen mit einem länglichen Rindenstück ab. Die darin enthaltene verholzte bräunliche Faser löst die Gärtnerin aus dem Zweig heraus, damit dieser besser anwächst.
Der richtige Schnitt
In die Wildrose wird mit dem Veredelungsmesser ein T geschnitten – an welcher Stelle die Gärtnerin das macht, hängt davon ab, wo die Rose dann blühen soll. Will sie es eher buschig, dann setzt sie das Messer am unteren Teil der Naturrose an. Will sie lieber ein Stämmchen, so ritzt sie das T weiter oben ein. Kleiner Tipp: Veredelt man mehrere Rosen, so kann man in seinem Garten wunderbar mit Höhen, Farben und Formen spielen.
Das Auge in die Tasche
Die Edelrose wird jetzt mit ihrem Untergrund – der Naturrose – verbunden, indem die Gärtnerin den Blattansatz mit dem Auge in die durch den T-Schnitt entstandene Tasche schiebt. Man kann dazu auch das Okuliermesser benutzen und die Tasche vorsichtig auseinanderschieben. Dabei muss man natürlich auf die richtige Wuchsrichtung achten: Falsch herum eingesetzte Augen wachsen nicht an. Die ganze Mühe ist dann umsonst.
Frisch verpackt
Um den zarten Trieb zu schützen, verwendet die Gärtnerin eine Okulette (Bild) oder ein Kautschukband, das sie um das Verbindungsstück von Wild- und Edelrose befestigt – so schützt sie dieses vor Wasser. Wenn nach vier Wochen der Blattansatz von allein abfällt, hat die Veredelung funktioniert. Eine Düngung im Frühjahr und eventuell noch eine Nachdüngung im Sommer tun der Rose gut. Die Blätter sollten eher trocken bleiben, sonst entsteht Mehltau.
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