Jährliche Veranstaltung
Zwei Drittel der 230 heimischen Brutvogelarten sind Zugvögel und wandern mehr oder weniger weit. Sie ziehen im Herbst aus Nahrungsmangel in ihre Überwinterungsgebiete in wärmere Regionen. Das will auch heuer beobachtet sein. Bereits zum 29. Mal macht das weltweite Birdlife Netzwerk mit der Aktion „EuroBirdwatch 2022“ auf das Thema Vogelzug und die grenzüberschreitenden Probleme des Vogelschutzes aufmerksam. Im vergangenen Jahr nahmen 35 Birdlife-Partner sowie mehr als 28.000 Menschen an rund 1.800 Veranstaltungen teil.
Tipps für Hobby-Ornithologen
Die Vogelschau der besonderen Art will geplant sein. Die Experten von Birdlife haben Tipps:
- Kleidung: Kein strahlendes Weiß, kein knalliges Rot, keine lauten Geräusche: Wer Vögel in ihrem natürlichen Umfeld beobachten will, sollte sich farblich möglichst gedeckt kleiden und still in Position bringen.
- Ausstattung: Die richtige Ausrüstung zählt zu den wichtigsten Voraussetzungen für erfolgreiche Beobachtungen. „Kaufen Sie ein hochwertiges Fernglas. Eine acht- bis zehnfache Vergrößerung bei einem Objektivdurchmesser von 30 bis 40 mm ist ideal“, empfiehlt die Vogelschutzorganisation.
- Material: Es lohnt sich, mit einem Bestimmungsbuch bzw. einer Bestimmungs-App loszuziehen. Fotos zum Abgleich sowie die Beschreibung der prägnantesten Art-Merkmale erleichtern die Zuordnung.
- Standort: „Generell sind größere Gewässer oder Feuchtgebiete besonders beliebt“, heißt es bei Birdlife. Einerseits sind wassergebundene Arten einfacher zu entdecken als Wald- oder Gebüschbewohner, andererseits landen hier viele Individuen. Hobby-Ornithologen können sich am kommenden Wochenende Experten anschließen.
Mit etwas Glück bekommen Interessierte eine Rohrweihe vor die Linse. Prinzipiell steht es um die Welt des Federviehs nicht gut. So geht bei der Hälfte aller Vogelarten rund um den Erdball der Bestand zurück. Jede achte Art ist aktuell sogar vom Aussterben bedroht, hält der soeben erschienene Bericht „State of the World's Birds 2022“ fest. Von der Rohrweihe gibt es in Österreich noch etwa 350 bis 500 Brutpaare. Circus aeruginosus ist nach dem Mäusebussard die zweihäufigste von illegaler Greifvogelverfolgung betroffene Spezies.
Wissenschaftliche Beobachtung
Das fand jüngst Matthias Schmidt heraus. Der Greifvogelexperte von BirdLife Österreich versah seit 2019 25 Rohrweihen in Niederösterreich und Burgenland mit GPS-Sendern, um Todesraten und Todesursachen zu erfassen sowie mehr über deren Raum- und Habitatnutzung zu erfahren. Durch die Telemetrie kamen erstaunliche Erkenntnisse zu Tage: Die Langstreckenflieger heben ab Ende August bis Anfang Oktober ab und legen dann ihre 4.000 km lange Reise nach Afrika in etwa vier Wochen zurück. Einzelne Individuen meisterten die Strecke sogar in weniger als zwanzig Tagen. Manche bringen es auf eine Tageszugleistung von bis zu 800 km. Mitunter segeln die Vögel mit mehr als 100 km pro Stunde durch die Luft.
Nicht alle Rohrweihen erreichen die Überwinterungsgebiete. Nur rund ein Drittel kehr wieder zurück. Zeit, sie mit dem Fernglas ins Visier zu nehmen.
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