Eltern setzen in Medienerziehung mehr auf Verbote als auf Aufklärung
Distance-Learning im digitalen Klassenzimmer, Freunde treffen im Videochat, Freizeitgestaltung am PC – viele Kinder und Jugendliche verbringen seit Beginn der Corona-Pandemie deutlich mehr Zeit in der virutellen Welt. Mit ihnen sehen sich auch Eltern und Erziehungsberechtigte gefordert. Anlässlich des bevorstehenden Safer Internet Day am 8. Februar hat das Kuratorium für Verkehrssicherheit KFV einen Blick darauf geworfen, wie sich die Rahmenbedingungen der Internetnutzung von Heranwachsenden in den vergangenen Jahren verändert haben und was gut für die Zukunft wäre.
Internetnutzung ohne Aufsicht ist weniger geworden
Im Rahmen eines Cybercrime-Barometers erhebt das KFV seit 2018 jährlich repräsentative Daten zu Internetkriminalität und Internetnutzung der österreichischen Bevölkerung. Dabei fällt auf: Die Anzahl der Haushalte, in denen Kindern das unbeaufsichtigte Surfen im Internet erlaubt war, ist in den vergangenen Jahren stetig gesunken: Gaben 2018 noch 46 Prozent aller Befragten an, dass ihre Kinder ohne Aufsicht das Internet nutzen dürfen, waren es im Jahr 2020 nur mehr 27 Prozent. „Natürlich ist dies auch der Tatsache geschuldet, dass Familien bedingt durch Homeoffice und Homeschooling wesentlich mehr Zeit gemeinsam zu Hause verbracht haben. Nichtsdestotrotz macht sich hier aber auch eine zunehmende Bewusstseinsbildung hinsichtlich der Gefahren im Internet bemerkbar“, sagt Armin Kaltenegger, Leiter des Bereich Eigentumsschutz im KFV.
Umgang mit digitalen Medien braucht Schulung
So sinnvoll ein gewisses Maß an Kontrolle auch sein mag, noch wichtiger sei es, schon früh mit der Medienerziehung und Vermittlung von Medienkompetenz zu beginnen. „Generelle Verbote fördern Probleme, statt sie zu lösen. Realistisch gesehen ist es weder möglich noch zielführend, alle Aktivitäten eines Kindes im Internet zu kontrollieren. Erzieherisches Ziel sollte vielmehr der selbstständige, verantwortungsvolle Umgang mit digitalen Medien sein“, sagt Kaltenegger. Hier zeigt das Cybercrime-Barometer durchaus Optimierungspotenzial.
Eltern geben Maßnahmen vor
Die am häufigsten gesetzte Maßnahme für mehr Internetsicherheit junger Nutzerinnen und Nutzer sind vorab vereinbarte Mediennutzungszeiten: Die Anzahl der Haushalte, in denen Kinder nur eine bestimmte Zeit pro Tag im Internet verbringen dürfen, lag 2020 bei 56 Prozent und damit auf weitgehend stabilem Niveau (2019: 55%, 2018: 54%).
Merklich zurückgegangen hingegen ist die Zahl der Erwachsenen, die ihre Kinder darauf hinweisen, keine privaten Informationen im Internet preiszugeben: Sie betrug 2020 nur mehr 55 Prozent (2019: 57%, 2018: 68%). 44 Prozent klären ihre Kinder über gängige Internet-Tricks und -Fallen auf, 42 Prozent nutzen technische Vorkehrungen, um Kindern einen geschützten Internetzgang zu ermöglichen.
Verbote statt aktiver Aufklärung
„Insgesamt scheinen also die Verbote zuzunehmen, die aktive Aufklärung über Gefahren im Internet aber zu sinken. Diese ist aber essentiell, um unsere Kinder fit für die digitale Zukunft zu machen“, sagt Kaltenegger. Denn: Die Covid-19-Pandemie habe die Digitalisierung massiv vorangetrieben und uns alle – ganz besonders aber Kinder und Jugendliche – mit neuen Aspekten der digitalen Welt konfrontiert. Je früher den Heranwachsenden ein sicherer Umgang beigebracht werd, desto verantwortungsbewusster und sicherer werden sie sich später auch im Cyberraum bewegen.
Tipps für eine sichere Internetnutzung
Um jungen Menschen und ihren Eltern einen verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien zu ermöglichen, hat das KFV Tipps zusammen gestellt:
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Achten Sie auf bildschirmfreie Zeiten und Bewegungspausen – das gilt für Kinder ebenso wie für Erwachsene.
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Lassen Sie Ihre Kinder wissen, dass sie sich bei auftretenden Problemen oder Fragen immer an Sie wenden können.
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Fördern Sie die Medienkompetenz Ihrer Kinder. Erforschen Sie gemeinsam mit Ihren Kindern das Netz und klären Sie sie über die Chancen und Gefahren des Internets auf.
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Sprechen Sie mit Ihren Kindern über Datenschutz und Privatsphäre.
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Verwenden Sie Kindersicherungsprogramme, um Ihre Kinder vor unangemessenen Inhalten im World Wide Web zu schützen.
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Seien Sie ein Vorbild: Kinder und Jugendliche orientieren sich am Beispiel der Erwachsenen. Die Regeln zur Mediennutzungszeit innerhalb der Familie sollten daher auch von den Erwachsenen eingehalten werden.
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