Social Media: Jugend will Kontakt und weniger "Posen"

Social Media: Jugend will Kontakt und weniger "Posen"
Selbstdarstellung wird zweitrangig, das Bewusstsein für Privatsphäre steigt.

Die Corona-Krise ließ die Nutzungszahlen von Social-Media-Plattformen in die Höhe schnellen, und auch die Art der Nutzung hat sich verändert: Das zeigt eine aktuelle Online-Umfrage des Instituts für Jugendkulturforschung im Auftrag von Saferinternet.at und ISPA unter 400 Jugendlichen. Waren einst Selfies und Posen angesagt, dienen WhatsApp, Instagram und Co. Jugendlichen nun vor allem dem durch Lockdowns erschwerten Kontakthalten mit Freunden. Soziale Medien sind zur "digitalen Nabelschnur" zur Außenwelt avanciert.

"Insgesamt ist der Umgang mit sozialen Netzwerken reifer geworden", sagte am Montag ISPA-Generalsekretärin Charlotte Steenbergen anlässlich des Safer Internet Days am 9. Februar. Drei von zehn Jugendlichen (29 Prozent) gaben bei der Erhebung im November 2020 an, sich regelmäßig mit den Privatsphäre-Einstellungen in sozialen Netzwerken zu beschäftigen, immerhin weitere 35 Prozent achteten einmalig bei der Erstbenutzung auf ihre Sicherheit. Die Entscheidung, welche Inhalte wo und für wen sichtbar sind, wird dabei immer bewusster getroffen.
 

"In diesem Zusammenhang ist auch ein Trend hin zu zeitlich begrenzten Inhalten, sogenannten Storys, zu beobachten", sagte Steenbergen. Damit sei, aus Sicht der Jugendlichen, das Risiko deutlich geringer, die Kontrolle über die eigenen geteilten Inhalte zu verlieren. Insgesamt sei zu bemerken, "dass Jugendliche zurückhaltend beim Publizieren von Aufnahmen von sich selbst sind", der Trend weg vom Produzenten, hin zum Konsumenten geht.

Wichtigste Plattform

Laut Umfrage verwenden 98 Prozent der Jugendlichen im Alter von elf bis 17 Jahren WhatsApp, "die wichtigste Plattform zum Kontakthalten mit Familie, Freunden und Schulkollegen", sagte Matthias Jax, Projektleiter von Saferinternet.at. Der Messenger würde während der Pandemie für Lerngruppen und zur gegenseitigen Unterstützung bei den Herausforderungen des Homeschoolings zum Einsatz kommen, genauso wie Konkurrent Signal, "der in den letzten Monaten an Bedeutung gewinnen konnte", erläuterte Jax.

Auf Platz zwei der meist genutzten Dienste folgt YouTube (93 Prozent) als Info- und Entertainment-Channel, auf dem dritten Rang liegt Instagram (84 Prozent). Alle drei Netzwerke konnten im Vergleich zum Vorjahr zulegen. Das weltweit größte soziale Netzwerk, Facebook, befindet sich bei Österreichs Jugendlichen, laut Umfrage, in einem Tief (34 Prozent, Platz sieben). Den größten Zugewinn zum Vorjahr konnte der Messenger Discord verzeichnen (33 Prozent, Platz acht), "der seine Klientel mittlerweile deutlich über die Gaming-Szene hinaus erweitern konnte", sagte Jax.

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