Warum Klemmbausteine gut für Kinder sind und Erwachsene faszinieren
Oh là là: Am 25. November setzt Lego neue Maßstäbe und bringt den Eiffelturm mit 10.001 Kunststoffsteinen auf den Markt. Das Bauwerk ist das bisher größte Set des dänischen Spielzeugherstellers in 90 Jahren. Zusammengesteckt soll das Pariser Wahrzeichen fürs Wohnzimmer 1,49 cm hoch werden, der Preis bei 629,99 Euro liegen.
„Wir haben uns so genau wie möglich an die Konstruktionsprinzipien des Originals gehalten, soweit es das Lego-System zulässt“, sagt Designer Rok Žgalin Kobe. Neben dem Fachwerk, den Aussichtsplattformen und dem Büro in der Spitze entsprechen auch Details wie die Umgebung und die französische Fahne oben drauf dem 330 Meter hohen Vorbild, das seit Ende des 19. Jahrhunderts am Champ de Mars nahe der Seine steht. Lego-Fans ab 18 Jahren fiebern nun dem Set # 10307 entgegen. Längst sind die genoppten Steine dem Kinderzimmer entwachsen.
Nur vier Farben
„Lego hat sich in den vergangenen 30, 40 Jahren sehr verändert. Früher gab es maximal zehn verschiedene Steine in vier Farben, die erste Minifigur mit gelbem Kopf kam 1976/’77“, sagt Robert Schneider, Obmann der Lego Gemeinschaft Österreich. Mittlerweile sind unzählige Spezialteile in schillernden Tönen erhältlich, Männchen und Frauen verfügen über Hände, Frisur, Kleidung und einen markanten Gesichtsausdruck.
„Das vielfältige Angebot ermöglicht naturgetreue Nachbildungen. Man muss aber nicht darauf zurückgreifen, um kreativ zu sein“, sagt Schneider, der sich als Modellbauer versteht. Der Grundstein für die Faszination Klemmbaustein wird meist mit Duplo gelegt. Mittlerweile können einige Alternativen mit dem Marktführer mithalten.
Themenwelten motivieren zum Spielen
Dass Lego bei jung und alt beliebt ist, weiß auch Stephanie Schindlauer vom Brickstore am Wiener Westbahnhof. Pensionisten kaufen hier oft für ihre Enkel ein und setzen mit ihnen gemeinsam die Steine zusammen. „Jeder hat seine Favoriten – die einen eher Star Wars, die anderen eher Harry Potter oder Lego-Technik. Auch die Friends-Linie, mit der anfangs mehr Mädchen zum Lego-Spielen motiviert werden sollten, wird gut verkauft – Buben spielen damit ebenso.“
Zusammenstecken fördert Motorik
Ihre Bautätigkeit wirkt sich positiv auf ihre Entwicklung aus. Die klinische Kinderpsychologin Sabine Kainz weiß, dass die Steine viele Kompetenzen und Fähigkeiten gleichzeitig fördern. „Wenn kleine Kinder die Bausteine in die Hand nehmen und damit Häuser oder Autos bauen, trainiert das zuerst einmal die Feinmotorik.“ Doch dabei bleibt es nicht: „Baut ein Bub oder ein Mädchen eine Figur nach Anleitung, trainiert das die Raum-Lage-Orientierung, weil eine neue Perspektive eingenommen werden muss.“ Spielt ein Kind besonders gerne Lego und schafft Dinge, die eigentlich für Ältere gedacht sind, so deutet das auf eine Stärke im mathematisch-logischen Bereich hin. „Was man gut kann, macht man in der Regel auch gerne.“
Übung in Ausdauer und Geduld
Wer über Minuten oder gar Stunden an einer Figur bastelt, übt sich zudem in Konzentration und Impulskontrolle: „Wenn eine Figur erst Schritt für Schritt entsteht, braucht das Geduld. Die lernt man beim Spiel.“ Das bestätigt auch Schneider. Gerade Sets wie der Eiffelturm verlangen Ausdauer: „Zwanzig bis dreißig Stunden Arbeit ist Kindern aber nicht zumutbar. Das ist etwas für Erwachsene.“
Kreativ
Dass heutzutage viel mehr angeleitet wird als früher, sehen weder der Modellbauer noch die Kinderpsychologin negativ. „Die Konstruktionen sind komplexer geworden“, sagt Kainz: „Außerdem gibt es immer noch Sets, in denen wenig vorgegeben wird. Auch die sind pädagogisch wertvoll, weil sie die Fantasie der Kinder im besonderen Maße anregen.“ Schneider ergänzt: „Der größte Wert von Lego ist, dass die ganze Familie etwas gemeinsam machen kann.“ Der Eiffelturm freilich könnte diese Grundfeste ins Wanken bringen.
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