Der Weltstar aus Wien, der am Ende an sich selbst scheiterte
Er sei, schrieb das Life Magazine 1965, „Europe’s finest actor“, Europas bester Schauspieler. Kurz zuvor war Stanley Kramers „Narrenschiff“ ins Kino gekommen, wo Oskar Werner an der Seite von Vivien Leigh und Simone Signoret brillierte. Es folgten Richard Burton, Faye Dunaway, Sir Laurence Olivier. Weltstars. Oskar Werner war einer von ihnen. Und doch haderte er mit dem Erfolg: „Ich bin nie der Künstler geworden, der ich gerne geworden wäre.“
Der Mann, der bereits mit 19 Jahren ans Burgtheater kam, der in „Hamlet“, „Torquato Tasso“ oder „Don Carlos“ glänzte, stellte sein Metier per se infrage. Die Schauspielerei, sagte er, sei eine „verlogene Profession für einen erwachsenen Mann“. Bekannt als „schwierig“, scheute er keinen Konflikt. Selbstkritik war seine Spezialität. „Scheißrollen“ habe er gespielt. Bittere Zitate von Oskar Werner über Oskar Werner sind sonder Zahl. Wer heute alte Interviews mit ihm liest oder hört, wird stellenweise das Gefühl nicht los, man hätte ihn vor sich selbst schützen müssen. Er war authentisch bis zur letzten Konsequenz, in einer beinah selbstausbeuterischen Offenheit. Seine künstlerischen Ansprüche waren enorm, sich selbst und anderen gegenüber. Er lehnte Rollen ab, weil er sie, etwa Hollywood-Projekte, als „Verrat am guten Geschmack“ empfand, weil er keine Nazis spielen wollte oder den angebotenen Part nicht leiden konnte, wie im Falle des Visconti-Films „Ludwig II“, wo er auf die Rolle des Richard Wagner verzichtete: „Ich hasse Wagner.“
Oskar Werner, geboren als Josef Bschließmayer in Wien-Mariahilf, der Großvater Hausmeister, die Eltern Fabrikarbeiterin bzw. Versicherungsvertreter, entwickelte schon als Kind eine außergewöhnliche Art zu sprechen. Die Stimme herausragend schön, ebenso die feinen Gesichtszüge, dazu die leicht nasale, unverkennbare Sprechweise – die, Theater und Filmkarriere hin oder her, auch später nie auf ur-wienerische Ausdrücke verzichtete. Shakespeare, Goethe und Lilian Harvey waren Jugendhelden, sein Bühnenidol Werner Krauß, nach dem er sich (1946 amtlich) umbenannte. Schon während der Schulzeit spielte Oskar Werner Theater und Komparsenrollen beim Film. 1941 kam das erste Burgtheaterengagement. 1949 begann die internationale Filmkarriere, sie endete 1976 mit „Reise der Verdammten“.
Depressionen und Alkoholprobleme mögen Oskar Werner schon lange begleitet haben. Am Ende nahmen sie überhand.
Er starb 1984 an einem Herzinfarkt. Der Weltstar aus Wien, verewigt auf dem Hollywoodboulevard, zweimal verheiratet, Vater zweier Kinder, ist in Triesen, Liechtenstein, wo er ein Haus hatte, begraben. Ein Ehrengrab in Wien hat er verweigert.
Von Mariahilf nach Hollywood
Oskar Werner wurde am 13. November 1922 in Wien Gumpendorf, einem Teil von Mariahilf, als Oskar Josef Bschließmayer geboren. An seinem Geburtshaus (Marchettigasse 1A) erinnert eine Gedenktafel an ihn. Zu Depressionen neigend, starb er 1984 an einem Herzinfarkt. Oskar Werner war Theater- und Filmstar. Er spielte in Filmen von François Truffaut („Fahrenheit 451“, „Jules et Jim“), an der Seite von Richard Burton („Der Spion, der aus der Kälte kam“), und er war der Böse im „Columbo“. Zu seinen berühmtesten Filmen zählen „In den Schuhen des Fischers“ und „Das Narrenschiff“. Die internationale Karriere begann 1949 mit „Der Engel mit der Posaune“