Wie spricht man das neue Jahr richtig aus?
Jahreswechsel. Immer dasselbe: Kaum steht ein neues Jahr ins Haus, wird im Café hitzig debattiert, wie man es korrekt ausspricht. Der Anlass ist, wie oft in solchen Fällen, eigentlich nicht der Rede wert. Es geht um die Frage, ob das neue Jahr „zweitausendvierundzwanzig“ oder „zwanzig vierundzwanzig“ genannt werden soll. Klingt nicht nach einem Thema, um das es sich zu streiten lohnt. Aber weil es in Wahrheit ums Prinzip geht, ist die Sache trotzdem ernst.
Die Puristen – tendenziell: Team Print – sagen, 2024 sei eine Zahl und müsse deshalb auch wie eine solche versprachlicht werden. Die Coolen – tendenziell: Team Sprachnachricht – finden „zweitausendvierundzwanzig“ viel zu lang und umständlich. Das klingt zwar irgendwie plausibel, hält einer ernsthaften Prüfung aber nicht stand. „Zwanzig vierundzwanzig“ hat nur vier Buchstaben weniger, und auch wenn Zeit immer kostbarer wird: Das kann’s nicht sein.
Interessanterweise hat der Streit erst in den 20er-Jahren richtig Fahrt aufgenommen. „Zwanzig dreizehn“ war viel weniger populär als „zwanzig dreiundzwanzig“. Das lässt darauf schließen, dass es die Verdoppelung von „zwanzig“ ist, die den Neusprech so attraktiv macht. Es ist der Rhythmus, Bruder! Noch etwas führen die Coolen ins Feld: Nicht, dass sie im 20. Jahrhundert schon auf der Welt gewesen wären, aber damals habe man doch auch „neunzehn vierundachtzig“ gesagt und nicht „neunzehnhundertvierundachtzig“! Stimmt, entgegnen die Puristen. Aber das war eine Abkürzung, man hat das „hundert“ weggelassen. Da es aber nicht „zwanzighundertvierundzwanzig“ heißt, sei der Vergleich hinfällig.
So geht das stundenlang dahin, bis endlich einer der Stammgäste auf die erlösende Idee kommt und die erste Flasche Champagner bestellt. Es wird dann doch noch eine rauschende Silvesternacht gewesen sein. Am Ende legen alle zusammen. Denn die Rechnung wird eher 2024 als 20,24 Euro ausmachen.
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