Barbara: Einst Lieblingsname der Babyboomer, heute kaum noch getauft
Die berühmteste Barbara der Welt konnte ihren Namen nicht leiden – zu bieder, zu angepasst erschien er ihr. Als man ihr im Alter von 18 Jahren anriet, ihren jüdischen Nachnamen zu ändern, strich sie stattdessen das mittlere a aus ihrem Vornamen und nannte sich fortan Barbra.
Feiern darf die rebellische Streisand, geboren 1942 in New York City, heute natürlich trotzdem. Sie teilt ihren Namenstag etwa mit Deutschlands Moderatorenwunder Barbara Schöneberger, die 32 Jahre nach Streisand in München zur Welt kam und derzeit eine der bekanntesten Barbaras im deutschsprachigen Raum ist.
Als Schöneberger getauft wurde, zeigte die Beliebtheitskurve ihres Vornamens bereits nach unten. „Der Name Barbara erfuhr am Anfang des 20. Jahrhunderts eine Renaissance und erreichte in den 1940er- und 50er-Jahren seinen Höhepunkt“, erläutert die Namensforscherin Frauke Rüdebusch (Gesellschaft für deutsche Sprache). „Seit den 1980ern wird er wieder weniger vergeben.“ In Österreich seit 1984 (so weit reichen die Aufzeichnungen der Statistik Austria zurück) 8.018-mal, um genau zu sein.
„Die Fremde“
Prominente Barbaras brachte auch Österreich hervor. Eine war eine geschätzte Nationalratspräsidentin, eine führt die erfolgreichste Talkshow des Landes, eine andere gewann in den Neunzigern große Tennisturniere. Bei Schett setzte sich die Koseform Babsi durch, während früher im ländlichen Bereich vor allem Wetti (vermutlich von Babette) gebräuchlich war.
Dass Barbara überhaupt populär werden konnte, liegt auch daran, dass die Bedeutung von Namen im Deutschen eine untergeordnete Rolle spielt. „Barbaros“ war ein lautmalerisches Wort der alten Griechen, das sie verwendeten, wenn ihnen etwas fremd bzw. ausländisch vorkam. „Das hat sich auf Menschen erweitert, die keine griechisch-römische Bildung beherrschten“, weiß Rüdebusch. „Daher rührt das Wort ‚Barbaren‘ – Menschen, die aus griechischer Sicht unkultiviert und unzivilisiert waren.“
Es ist der heiligen Barbara zu verdanken, dass sich der Name ab dem 13. Jahrhundert im deutschen Sprachraum durchsetzte. Barbara von Nikomedien lebte um 300 n. Chr. und ist so etwas wie der weibliche Star unter den Heiligen, zählt sogar zu den 14 (fast ausschließlich männlichen) Nothelfern.
Schutz für Eingesperrte
Der Legende nach wurde die bildschöne Jungfrau in der heutigen Türkei von ihrem Vater in einen Turm gesperrt und später geköpft, weil sie sich dem christlichen Glauben zuwandte. Den Vater traf der Blitz, nachdem er seine Tochter getötet hatte.
Im Lockdown ist Barbara eine wichtige Heilige, wie Toni Faber, Dompfarrer zu St. Stephan, erklärt: „Wir fühlen uns eingeschränkt. Barbara ist Fürsprecherin für die, die wirklich eingeschlossen sind, im Berg- oder Tunnelbau. Sie war mutig genug, ein Zeichen der Hoffnung zu setzen.“
Damit ist das dritte Fenster gemeint, das Barbara als Zeichen für die heilige Dreifaltigkeit eigenhändig in ihr Turm-Verlies schlug. „Selbst eingeschworene kommunistische Bergleute gehen in kein Bergwerk, ohne vorher die heilige Barbara anzurufen“, sagt Faber, der beim Bau der Wiener U-Bahn schon einige Barbarastollen gesegnet hat.
Auch im Stephansdom brachte sie Glück, schließlich wurden in der Barbarakapelle bereits 20.000 Impfdosen verspritzt. Und in Fabers Büro steht eine moderne Barbara-Figur, die eine junge Künstlerin für ihn angefertigt hat. „Es ist eine verführerische, laszive Interpretation der Barbara, die mich jeden Tag erfreut.“
Heute wird Barbara selten getauft. Mit ihren drei Silben und ihrem dunklen Vokal fällt sie aus dem Trendschema, sagt Rüdebusch. „Das aktuelle Trendmerkmal ist der Klang, der durch helle Vokale und sonore Konsonanten wie m, n und l erzeugt wird.“
Zudem werde Barbara mit einer eher älteren Generation verbunden. Das kann sich – siehe die Trendnamen Johann oder Frida – innerhalb weniger Jahre ändern. Möglich, dass der Name Barbara dann noch einmal so richtig aufblüht.
„Knospen an St. Barbara, sind zum Christfest Blüten da“, besagt eine uralte Bauernregel. Auf ihrem Weg ins Gefängnis soll Barbara von Nikomedien mit ihrem Gewand an einem Kirschbaum hängen geblieben sein. Der Legende nach stellte sie den abgebrochenen Zweig in ein Gefäß mit Wasser. Er blühte genau an dem Tag, an dem sie für ihren Glauben gefoltert und getötet wurde.
Bis heute ist es einer der beliebtesten Adventbräuche, am 4. Dezember Kirsch- oder andere Obstbaumzweige abzuschneiden und einzuwässern. Wenn der kahle Zweig bis zum Heiligen Abend erblüht, soll das nächste Jahr Glück und Segen bringen.
Damit dies gelingt, sollte man die Zweige schräg angeschnitten in lauwarmes Wasser stellen. Die Vase kommt in ein kühles bis mäßig warmes Zimmer. Voraussetzung für die Blüte ist ein „Kälteschock“: Falls es – wie heuer in vielen Regionen – Anfang Dezember noch keine Minusgrade hatte, kann es helfen, die abgeschnittenen Zweige eine Nacht lang in das Gefrierfach zu legen, ehe sie in die Vase übersiedeln.
Wichtig ist, das Wasser täglich zu wechseln und auch die Knospen mit Wasser zu benetzen.
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