Entschlüsselt: Was den Klang des Baby Talk ausmacht

Spricht man mit Babys, verändert sich die Sprache.
Eine veränderte Aussprache und Tonhöhe sind charakteristisch für den sogenannten Baby Talk. Forscher haben nun ein weiteres, grundlegendes Merkmal der mütterlichen Babysprache identifiziert.

Höhere Stimmlage, langsamere Aussprache, längere Sprechpausen, überdeutliche Artikulation von Vokalen: Wer mit Säuglingen redet, verändert instinktiv seine Sprache. In den Ohren eines Außenstehenden klingt das dann oft ungewöhnlich melodisch oder gar übertrieben.

Dass Baby Talk, wie das abgewandelte Sprechverhalten auch genannt wird, gut fürs Kind ist, konnten Forscher bereits belegen: Die Aufmerksamkeit des Nachwuchses wird geweckt und die emotionale Bindung zwischen Eltern und Kind gestärkt. Außerdem unterstützt Baby Talk das Kind beim Erlernen der Sprache.

Mütter klingen weltweit gleich

Nun haben sich US-amerikanische Wissenschafter des Princeton Neuroscience Institute erneut den Merkmalen des Baby Talk gewidmet – und Spannendes herausgefunden. Neben Aussprache und Tonhöhe ist noch ein weiteres Charakteristikum typisch für die Babysprache. Bei Müttern verändert sich den Forschern zufolge auch die Klangfarbe, also das Timbre, der Stimme, wenn sie mit ihren Sprösslingen sprechen. "Wir haben zum ersten Mal festgestellt, dass Mütter die Klangfarbe ihrer Stimme verändern", erklärt Elise Piazza, Ko-Autorin der Studie.

Nachdem das Forscher-Team die akustische Eigenheit bei zwölf englischsprachigen Müttern identifiziert hatte, wurden auch zwölf Sprecherinnen neun weiterer Sprachen, darunter Deutsch, Hebräisch, Russisch und Mandarin, mittels eines Computerprogramms untersucht. Die Säuglinge, mit denen die Mütter sprachen, waren zwischen sieben und zwölf Monate alt. Es zeigte sich: Auch in anderen Sprachen tritt beim Baby Talk dieselbe Veränderung des Timbre zutage.

Die Wissenschafter folgerten daraus, dass Mütter universell gültigen Mustern folgen, wenn sie mit ihren Kindern sprechen. Die Veränderung der Klangfarbe ist den Forschern zufolge ein komplexes Phänomen, welches von zahlreichen Faktoren bestimmt wird. Relevant seien die Erkenntnisse Piazza zufolge vor allem für die Entwicklung neuer pädagogischer Instrumente für Kinder.

"Faszinierend"

Im Interview mit dem britischen Guardian betont Catherine Laing, Expertin für Sprachentwicklung bei Kindern an der Cardiff University, dass die Ergebnisse der Untersuchung "faszinierend" seien und einen neuen Forschungszweig eröffnen würden. "Was wir herausfinden müssen, ist, wie die Kinder auf das reagieren. Hat die Klangfarbe einen Einfluss darauf, wie Kinder das Sprechen erlernen?", so Laing.

Für Piazza unterstreicht die aktuelle Erhebung einmal mehr, wie relevant Baby Talk im der Kommunikation zwischen Mutter und Kind ist – "es ist jedenfalls nichts, wofür man sich schämen muss".

Die Studie wurde im Fachblatt Current Biology veröffentlicht.

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