Und: Sie lassen sich via GPS-Signal vom elterlichen Smartphone aus verfolgen. Mama und Papa können also sehen, wo sich das Kind befindet oder einen Alarm einrichten, falls es sich außerhalb eines definierten Bereichs aufhält.
Smartphone Coach Andrea Buhl-Aigner, Spezialistin für digitale Kommunikation, sieht die Geräte allerdings nicht gerne am Kinderarm. "Die Uhren haben sehr viele Funktionen, sie sind die ganze Zeit nahe am Körper – nur eine Armweite entfernt – und eine große Ablenkung im Alltag. Die Kinder bekommen so schon früh eine technische Prägung – und das auch mit vielen Funktionen zur Selbstkontrolle, die in dem Alter noch gar nicht notwendig sind, wie die Anzahl der täglichen Schritte oder die Herzfrequenz." Zwar können die Funktionen bei vielen Modellen reduziert werden, Buhl-Aigner bezweifelt allerdings, dass dies immer erfolgt.
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Wie Eltern Kinder überwachen
Viele Eltern interessieren sich vor allem für den Live-Standort des Kindes. "Ich verstehe, dass das ein Thema ist, aber es gibt dabei viel zu beachten. Überwachungsfunktionen sollten jedenfalls nur genutzt werden, wenn das zuvor mit dem Kind ausgemacht wurde. Andernfalls kann es zu massiven Vertrauensbrüchen kommen." Manche Geräte ermöglichen zudem, Umgebungsgeräusche mitzuhören – für den Smartphone Coach ist das ein massiver Eingriff in die Privatsphäre der Kinder.
Viele Eltern würden sich rasch daran gewöhnen, dass sie "nur kurz" nachschauen können, wo sich ihr Kind gerade aufhält. In der zugehörigen App am eigenen Smartphone ist zu sehen, wie schnell es sich bewegt, ob es also zu Fuß unterwegs ist oder zum Beispiel mit der Straßenbahn, oder ob es den ausgemachten Weg verlässt. Buhl-Aigner: "Manche Eltern kippen richtig rein und prüfen mehrere Mal pro Tag, wo das Kind gerade ist. Das führt zu Stress und man muss ich überlegen, ob man das will."
Nur scheinbare Sicherheit
Hinzu komme, dass die Überwachungsfunktionen Internet in der Umgebung des Kindes benötigen – je nachdem, wie gut der Empfang ist, ist eine Abweichung der Daten möglich oder sie sind nicht mehr aktuell und das Kind befindet sich bereits woanders. „Die Uhr kann auch abgelegt werden, der Akku geht aus oder sie wird absichtlich vergessen. Das Sicherheitsgefühl bei der Überwachung mittels Smartwatch ist nur ein scheinbares“, meint die Expertin.
Auch aufseiten der Kinder können die Uhren ein falsches Gefühl von Sicherheit erzeugen. Sie gehen davon aus, dass Mama und Papa nur eine Armlänge entfernt sind. Viele jüngere Kinder neigen dazu, Eltern bei jeder Gelegenheit anzurufen, um gerade Erlebtes mitzuteilen. In der Schule sind die Geräte oft eine Ablenkung, wie Buhl-Aigner aus Workshops mit Lehrerinnen und Lehrern weiß. Sie sollten sich während dem Unterricht im Ruhemodus befinden und nicht benutzt werden. "Es kommt sehr stark darauf an, was man mit den Kindern vereinbart. Es sollte klar sein, dass Smartwatches kein Spielzeug sind, sondern für Notfälle gedacht."
Kauf möglichst lange hinauszögern
Die Expertin rät, den Kauf eigener smarter Geräte für Kinder möglichst lange hinauszuzögern. Eltern, die eine Kontaktmöglichkeit möchten, empfiehlt sie, sich die Frage zu stellen, ob es tatsächlich ein Smartphone oder eine Smartwatch sein muss. "Oft tut es ein einfaches Tastenhandy für den Schulweg auch. Im Notfall kann das Kind anrufen oder erreicht werden, wenn etwas anders ist, als gedacht."
Wer sich dennoch für eine smarte Variante entscheidet, sollte jedenfalls ausreichend Zeit investieren, um das Gerät anzupassen, es gemeinsam mit dem Kind zu erkunden und Funktionen, insbesondere hinsichtlich des Internets, einzuschränken. "Das Internet ist eine Welt für Erwachsene, ein jugendschutzfreier Raum. Eltern müssen sich viel aneignen und mit ihren Kindern regelmäßig über die genutzten Inhalte sprechen, wenn sie ihnen Zugang gewähren. Das ist viel Arbeit und braucht Zeit", sagt Buhl-Aigner.
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