Verbotene Pestizide auf jeder fünften Frucht aus Brasilien

Verbotene Pestizide auf jeder fünften Frucht aus Brasilien
Die Testergebnisse von Greenpeace schlagen auf den Magen. Die Umweltschutzorganisation spricht von einem "Gift-Kreislauf".

Mangos, Granatäpfel, Zuckererbsen und Fisolen: Vor einem Monat berichteten Global 2000 und die Arbeiterkammer Oberösterreich von Pestizid-Rückständen auf drei Viertel der getesteten Produkte; das Obst und Gemüse stammte aus Marokko, Brasilien und der Türkei. Nun zeigt auch Greenpeace einen "besorgniserregenden Gift-Kreislauf" auf. Die Umweltschutzorganisation nahm u.a. Mangos, Papayas, Melonen, Trauben, Limetten und Feigen aus Brasilien unter die Lupe. Die Umweltgifte sollen aus Europa kommen.

Verbotene Giftstoffe auf Importwaren

Zwanzig Prozent aller Früchte aus Brasilien, die in den heimischen Supermärkten landen, enthalten in der EU verbotene Pestizide, berichtet Greenpeace. Für ihre Studie nahm die Umweltorganisation das Obstsortiment von fünf Einzel- und Großhändlern unter die Lupe. "Die Ergebnisse zeigen einen besorgniserregenden Gift-Kreislauf", fasst Sebastian Theissing-Matei, Agrarexperte bei der NGO, zusammen.

16 Laboranalysen

Für den Test wurden u.a. Mangos, Papayas, Melonen, Trauben, Limetten und Feigen bei den Ketten Billa, Hofer, Lidl, Metro und Transgourmet eingekauft sowie am Brunnenmarkt in Wien. Insgesamt 16 Proben wurden im Labor analysiert. Das Ergebnis: Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der untersuchten Früchte enthielten gesundheitsgefährdende oder umweltschädliche Pestizide, jede fünfte Frucht sogar in der EU verbotene Schädlingsgifte.

Pestizide auch aus Österreich?

Viele solcher Chemikalien würden jedoch in der EU für den Weltmarkt hergestellt, hieß es. Darunter auch die Chemikalie "Imidacloprid", die beim Test in Zuckermelonen nachgewiesen wurde. Den Umweltschützern zufolge exportiert auch der internationale Konzern Nufarm von seiner Niederlassung in Linz das als "Bienenkiller" bekannte Pestizid aus der Gruppe der Neonicotinoide. Einen Export nach Südamerika bestritt Nufarm jedoch gegenüber Greenpeace.

Export-Import-Kreislauf

Die NGO übte Kritik an diesem Pestzid-Handel: "Europäische Agro-Chemie-Konzerne produzieren Pflanzengifte, die auf unseren Feldern seit Jahren verboten sind und machen damit in Ländern wie Brasilien ein großes Geschäft. Die Pestizide gefährden die Natur und Menschen vor Ort und landen schlussendlich durch importierte Lebensmittel wieder auf unseren Tellern", sagte Theissing-Matei. "Imidacloprid ist ein echter Bienenkiller und seit 2020 in der EU verboten. Bereits ein Teelöffel reicht aus, um 500 Millionen dieser wichtigen Bestäuber zu töten. Es ist verantwortungslos und unmoralisch, dieses Gift dennoch weiter zu exportieren."

Politisches Handeln eingefordert

Im Zuge des Tests wurden unter anderem auch Carbendazim (kann Gen-Defekte erzeugen) und Cyromazin, (kann die Fortpflanzungsfähigkeit von Menschen schädigen) gefunden. Greenpeace forderte Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) auf, sich auf der morgigen EU-Handelsministerkonferenz für ein Ende des geplanten EU-Mercosur-Pakts einzusetzen.

Zur Mercosur-Freihandelszone gehören Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay. Die EU und die südamerikanischen Mercosur-Staaten hatten vor 2019 eine Grundsatzeinigung für einen Handelsvertrag erzielt. Österreich positionierte sich damals dagegen. Auch im aktuellen Regierungsprogramm ist das "Nein zu Mercosur" verankert.

Umstrittenes Abkommen

Die EU-Kommission will das umstrittene Abkommen noch in diesem Halbjahr beschließen. Damit sollen etwa die Zölle auf 90 Prozent der EU-Chemikalienexporte, darunter auch Pestizide, fallen. Der Pakt führe daher unweigerlich dazu, dass Ackergifte billiger zu kaufen sind und somit stärker eingesetzt werden, kritisierte Greenpeace.

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