Jede fünfte Frau ist ab ihrem 15. Lebensjahr körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt. Im Vorjahr wurden durchschnittlich mehr als zwei Frauen pro Monat getötet. „Ich war geschockt, wie häufig Frauen von Gewalt betroffen sind“, erzählt Tschannett, die als Sozialarbeiterin in Wien tätig war und mit Betroffenen arbeitete.
Als es für sie zunehmend schwieriger wurde, mit der Situation umzugehen, setzte sie sich stärker mit dem Thema Feminismus auseinander. Als sie vor zwei Jahren die Erzählungen einer Freundin über frauenfeindliches Verhalten ihrer Vorgesetzten mit „Du hast ur Muschikraft“ kommentierte, entstand die Idee für ihr eigenes Projekt.
Beschimpfung für weibliche Schwäche
„Muschi ist kein Wort, das nur positiv konnotiert ist“, erzählt Tschannett zur Namensfindung. „Du Muschi“ soll oft eine Beschimpfung für weibliche Schwäche sein. Für die Sozialarbeiterin „ist eine Muschi oder eine Vulva etwas sehr Kraftvolles. Wir müssen bedenken, dass wir alle daraus kommen.“
Unter „muschi_kraft“ verkauft sie seitdem auf Instagram feministische Sticker, Kunstwerke und andere Merchandise. Den Erlös spendet sie – vollständig oder teilweise – an österreichische Frauenhäuser; 3.600 Euro kamen so bis Ende 2021 zusammen. Im Jänner lief die Spendenaktion erneut an.
Ab März 2022 wird nun auch das eigene Craftbeer Muschicraft in Wien erhältlich sein. „Ich bin selbst passionierte Biertrinkerin und fand es spannend, dass Biertrinken noch immer ganz klar mit Männern assoziiert wird. Werbung, Marketing und das Brauen an sich sind stark auf Männer zugespitzt.“
So sei es etwa schwierig gewesen, eine Brauerin für ihre Marke zu finden, erzählt Tschannett. Fündig wurde sie schließlich in der Braumanufaktur Schalken in Wien Ottakring, wo „der erste Kontakt mit einer Frau war. Davor habe ich nur mit Männern telefoniert.“
Die Nachfrage nach dem feministischen Craftbeer sei groß, die Reaktionen im Netz aber gemischt. Auf Instagram jubeln die Userinnen, auf Facebook erlebt Tschannett starke Anfeindungen – ausschließlich von Frauen. Manche empfinden es als antifeministisch, eine Vulva am Bier-Etikett abzudrucken, sehen Männer ausgeschlossen oder bekritteln die Vermarktung des Feminismus.
„Es geht mir nicht darum, andere Geschlechter zu verdrängen, sondern die Vulva stärker in den Fokus zu nehmen. Männer befassen sich ganz anders mit ihrem Geschlecht und ich wünsche mir, dass Frauen das mit derselben Selbstverständlichkeit tun.“
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