Einfach schweben: Wie Tauchen die Sinne beflügelt
Das Mundstück zwischen den Lippen, die Luft aus der Weste; der Körper gleitet hinab. Orangegelbe Schmetterlingsfische schwimmen vor sich hin, vorbei an violetten, grünen und gelben Korallen. In der kleinen Anemone beobachtet eine Clownfischfamilie das Geschehen: Wenige Meter unter der Oberfläche eröffnet sich dem Taucher in den Tropen eine neue Welt.
Still, friedlich – fast wie eine Schleuse zwischen Raum und Zeit. Tauchen im Meer gleicht einer Meditation, sagen viele, die dem Zauber erlegen sind. Das Schöne dabei: Die Meeresfauna und -flora muss man sich nicht vorstellen, sie existiert tatsächlich. Wer seine ersten Taucherfahrungen in tropischen Gewässern macht, weiß schnell, ob der Sport zur Leidenschaft wird. Schöner wird die Unterwasserwelt nicht, klarer ist das warme Wasser anderenorts kaum. Bei Wassertemperaturen um die 30 Grad kann man sogar in Badehose oder Bikini tauchen, auch dreißig Meter tief. Ein Luxus für die meisten Hobbytaucher, aber auch ein bisschen illusionierend.
Tauchparadies Asien
Wer den Sport zurück in Europa weiter ausüben möchte, wird mit härteren Bedingungen konfrontiert: In Südspanien ist das Wasser bis Ende Mai kalt und die Fische im Mittelmeer sind weit weniger bunt als jene im warmen Wasser um die Tropeninseln. Kein Wunder also, dass der Tauchtourismus vor allem in Asien boomt. Die kleine thailändische Insel Koh Tao etwa gilt als ein Tauchparadies, das auch für Anfänger geeignet ist.
Auf der Insel im Golf von Thailand reiht sich eine Tauchschule an die nächste. Anfängerkurse werden dort beinahe in allen Sprachen angeboten. Auch der Däne Ivan Karadzic und der Finne Mikko Paasi, die an der Rettung der jungen Fußballmannschaft aus der Höhle bei Chiang Rai beteiligt waren, leiten hier ihre Tauchschule.
Viele Touristen lassen sich durch die niedrigen Preise zum Unterwassersport animieren: Den Open-Water-Kurs (so wird der Anfängerkurs genannt) kann man hier schon für rund 250 Euro absolvieren, klimatisierte Unterkunft inklusive. Zum Vergleich: In Wien muss man dafür rund hundert Euro mehr hinlegen. Nach vier Kurstagen gilt man hier wie dort als zertifizierter Taucher, kann also auch in anderen Gebieten mit einem Guide die Unterwasserwelt erkunden – 18 Meter tief darf mit dem Open Water getaucht werden.
Bei der Wahl der Ausbildung sollte darauf geachtet werden, dass diese von Organisationen wie PADI, SSI oder NAUI (vor allem im amerikanischen Raum verbreitet) zertifiziert ist. Die Kurse folgen weltweit den gleichen Standards, die Tauchgänge werden dokumentiert.
Abseits der Meere
Michael Koch hat sich trotz des fehlenden Meeres dafür entschieden, in Wien eine Tauchschule zu eröffnen. Neben seinem Vollzeitjob in der IT-Branche kann der gebürtige Tiroler so seiner Leidenschaft frönen – wenn auch hauptsächlich in Pool- und Seewasser. Koch steht dem touristischen Tauchsport kritisch gegenüber, obwohl er die Begeisterung für die schöne Meereswelt verstehen kann: „Schnell im Urlaub den Tauchschein zu machen, ist zwar verlockend, man sollte aber bedenken, dass es bei den Tauchschulen womöglich mehr um Quantität als um Qualität geht.“ Die nötigen Unterlagen zur Ausbildung könne man sich oft nur ausleihen und spätestens nach dem Urlaub sei auch der Ansprechpartner weg. Weil das auch hierzulande manchmal der Fall sei, will Koch mit seiner Tauchschule "Special Dive“ in der Liniengasse im 6. Wiener Bezirk eine Community für die Unterwassersportler bieten. „Ich möchte mit meinen Tauchschülern in Verbindung bleiben, ihren Fortschritt verfolgen. Deswegen planen wir regelmäßige Treffen.“
Ausflüge in die Karibik
Seit mehr als zwanzig Jahren taucht Koch, auch ihn zieht es mehrmals pro Jahr in salzige Gewässer. „Es wäre schon ein Traum, eine Tauchschule am Meer zu führen“, gesteht der 45-Jährige. Sein Lieblingsplatz befindet sich auf der Karibikinsel Curaçao in einer Schiffswerft. Mit seinen Special Divers macht er Tauchausflüge zur dortigen Partnerschule, aber auch nach Ägypten und auf die Philippinen. Tauchen lernen könne man im Meer oder im See zwar gleich gut, „aber die Umstellung vom warmen Meer auf den kalten See mit schlechter Sicht kann herausfordernd sein“, gibt Koch zu bedenken. Im kalten Wasser wird Tauchen schnell technisch. Hier braucht es einen Neoprenanzug, mehr Gewicht auf den Hüften und eine noch bessere Körperbalance unter Wasser. „Im Meer hingegen kann man sich schnell auf die Umgebung konzentrieren“, weiß Koch.
Seinen Ursprung hat das Hobbytauchen übrigens in Europa: An der französischen Riviera entdeckte Österreichs Tauchpionier Hans Hass schon in den 1930er- und 40er-Jahren die Unterwasserwelt für sich. 1941 entwickelte Hass dann sein erstes Tauchgerät.
Anmerkung der Redaktion, 16.07.2018: Bei der Berichterstattung schlich sich ein Fehler ein, der berichtigt wurde: Es handelt sich nicht, wie im ursprünglichen Artikel angegeben, um die Tauchschule Easydivers, sondern um Special Dive (Liniengasse 31, 1060 Wien).
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