Babys "nicht willkommen": Mutter aus dänischem Parlament verwiesen

Symbolbild
Die dänische Parlamentsabgeordnete Mette Abildgaard wurde angewiesen, ihr Baby aus dem Plenarsaal zu entfernen. Nun wehrt sie sich öffentlich.

Weil der Kindsvater den Pflegedienst für das gemeinsame Kind aus Zeitgründen nicht übernehmen konnte, nahm Mette Abildgaard ihr fünf Monate altes Baby kürzlich erstmals mit zur Arbeit.

Dass die 30-Jährige mit ihrem Säugling im dänischen Parlament auftauchte, blieb nicht ohne Folgen. Wie internationale Medien, darunter die BBC, berichten, wurde Abildgaard mitgeteilt, dass ihr Kind im Parlament nicht erwünscht ist.

"Nicht willkommen"

Parlamentspräsidentin Pia Kjaersgaard habe der Mutter Berichten zufolge ausrichten lassen, dass sie mit ihrer Tochter "nicht willkommen" sei. Kjaersgaard, die auch ehemalige Chefin der rechtspopulistischen dänischen Volkspartei ist, zufolge seien klarere Regeln im Umgang mit Parlamentsabgeordneten mit Kindern notwendig.

Auf Facebook legte Mette Abildgaard, die für die Konservative Volkspartei als Abgeordnete tätig ist, am Dienstag ihre Sicht der Dinge dar: Sie habe angenommen, dass es kein Problem sei, das Kind mit ins Parlament zu bringen, da sie zuvor schon einmal eine Kollegin mit deren Kind im Plenarsaal gesehen hatte. Sie habe außerdem mit ihrer Assistenz vereinbart, sobald das Baby nur das "geringste Geräusch" mache, würde sie ihre Tochter nicht mitnehmen. Ihr Kind sei aber "in guter Stimmung" und daher dabei gewesen.

In dem Posting erklärt Abildgaard auch, dass sie sich dafür entschieden habe, wieder "zu arbeiten, um der Demokratie zu dienen".

Baby als Störfaktor?

Sie sei an besagtem Tag von ihrer Assistentin darauf aufmerksam gemacht worden, dass sie ihr Baby aus dem Saal entfernen solle. Diese war wiederum von Pia Kjaersgaard über die Hausordnung in Kenntnis gesetzt worden.

Eine Sprecherin der Parlamentspräsidentin sagte gegenüber der dänischen Boulevardzeitung BT, dass Kjaersgaard nur die Regeln des Hauses befolgt und das Kind "die Besprechung gestört" habe.

Mit ihrem Beitrag scheint die Politikerin jedenfalls einen Nerv getroffen zu haben. Binnen weniger Stunden wurde das Posting knapp 5.500 Mal geteilt und tausendfach kommentiert.

In den Kommentaren zeigten sich viele Nutzerinnen und Nutzer empört über das Vorgehen im dänischen Parlament: "Eine Kammer, die Mütter, Väter und Babys vertritt, sollte für Mütter, Väter und Babys geöffnet sein", schrieb eine Userin. "Was ist das für ein Unsinn? Natürlich sollte es möglich sein, das Kind in die Kammer mitzubringen. (…) Wenn wir Eltern in Führungspositionen haben wollen, müssen wir ihnen auch Raum geben und nicht so selbstverliebt sein", kritisierte ein anderer Nutzer.

Kinder auf der Polit-Bühne

Über Politikerinnen, die ihre Babys zur Arbeit mitnehmen, wurde in den vergangenen Jahren des Öfteren diskutiert.

Die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern brachte im September 2018 etwa ihr Baby zu ihrer Debütrede vor den Vereinten Nationen in New York mit. Damit war Ardern das erste Staatsoberhaupt, das mit Kind an einer Vollversammlung teilnahm.

Im April 2018 hob der US-Senat sein Baby-Verbot auf, nachdem Tammy Duckworth als erste Senatorin während der Amtszeit Mutter geworden war.

2017 hatte Larissa Waters, Senatorin der Australischen Grünen, als erste Frau ihr Kind im nationalen Parlament gestillt. Für Waters war das öffentliche Stillen ein persönlicher Meilenstein: Wie der Sydney Morning Herald damals berichtete, brachte sie 2016 einen Antrag zur Änderung der Hausordnung im Parlament ein. Diese sah eine Ausweitung der Rechte von Vätern und Müttern im Umgang mit ihren Kindern im Parlament vor. 2009 wurde Sarah Hanson-Young, ebenfalls Senatorin der Grünen Partei, noch des Saals verwiesen, als sie ihren elf Monate alten Sohn stillte.

Im Jänner 2016 wurde viel über die spanische Abgeordnete Carolina Bescansa berichtet, die ihren damals sieben Monate alten Sohn in die Plenarsitzung mitnahm. Auch in den sozialen Medien gab es zahlreiche Reaktionen: Viele begrüßten den offenen Umgang der Podemos-Politikerin, andere warfen ihr vor, es auf einen Showeffekt abgesehen zu haben.

Vor 27 Jahren sorgte die ehemalige Grün-Politikerin Christine Heindl in Österreich noch für einen handfesten Skandal, als sie ihr Kind im Hohen Haus stillte. "Ich habe nicht bedacht, dass ich mit dem Stillen meines Kindes so einen Skandal verursachen würde", sagte Heindl 2010 rückblickend in einem Interview mit dem ORF. Sie sei zuerst überrascht und im Nachhinein froh gewesen, "weil damit eine Diskussion in Gang gesetzt wurde, was mit Frauen geschieht, die Kinder haben und politisch tätig sind."

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