Axels Terrasseneintopf: Nadeln im Topf
Vielleicht ist die Thuje der entscheidende Unterschied: Während sich der feingeistige Terrassengärtner in bunten und vielfältigen Pflanzgruppierungen übt, zieht der Gartengärtner seine Thujenhecke immer höher, immer dichter. Die immergrünen Kastenwände um Schrebergärten und am Land werfen tiefe Blicke in die heimische Seele und zwei Fragen auf: Wäre eine schlanke Betonwand nicht hübscher? Und: Sperrt der Thujensetzer die Welt aus oder sich ein?
Balkongärtner hingegen gieren nach dem Blick in die Welt. Und denken vor allem in Kübelpflanzen, als die sich Nadelhölzer nur bedingt eignen. Zwei Pluspunkte haben sie aber: Sie sind pflegeleicht, man darf einmal vergessen, sie zu gießen und zu düngen. Und sie grünen auch im Winter, der tristen Balkonzeit. Außerdem sind sie eine gestalterische Abwechslung zwischen all dem Gemüse und Geblühe.
Im Prinzip geht es der Konifere – wie der gehobene Hobbygartler zu Nadelholz sagt – im Topf auch gut, aber sie entwächst ihm rasch. Im Zweifel immer den größeren nehmen, mit durchlässigem Substrat – wie der gehobene Gartler zu Erde sagt – füllen, (quasi Waldboden, eigentlich logisch). Eventuell sogar eine Bodendrainage in den Topf geben (Kieselsteine, Tonscherben), Koniferen mögen es nicht nass. Allerdings auch nicht ganz trocken, weil die Gehölze im Kübel nicht wie in der Natur lange, tiefe Wurzeln ausprägen. Keine Sorge, man bekommt ein Gefühl dafür, Nadelholz ist geduldig. Es gehört zu den „Pionierpflanzen“, die vorkommen, wo sonst nichts ordentlich wächst.
Im Terrasseneintopf Ihres Hobbygärtners Axel kommen zwei Thujen vor – trotz eingangs erläuterter Aversion. Eine Nachbarin wollte sie entsorgen, wer kann schon zusehen, wie Pflanzen weggeworfen werden?! Ich fand heraus, dass Thujen auch „Lebensbäume“ genannt werden – oh, wie lieb – und neben Zypressen und (Raketen-)Wacholder das Topfleben am besten vertragen (glücklicherweise haben die auch alle weiche Nadeln). Zwar sind Thujen giftig, erzeugen beim Menschen aber höchstens Juckreiz (Kampf mit der Hecke), solange man nicht davon isst (Kühe) oder Samen nascht (Kinder).
Nach Jahren des Gammels brauchten diese beiden Thujen nun wirklich Pflege und vor allem einen ordentlichen Schnitt. Koniferen im Topf sollte man immer wieder rechtzeitig in Form bringen, schon kleine Äste abzwicken, die in die falsche Richtung wachsen. Radikale Schnitte, besonders in das alte Holz, mögen sie weniger (wer mag das schon?) Die Wunden versorgt man mit entsprechendem Balsam, damit das Holz nicht austrocknet.
Auch die Wurzeln gehören beizeiten fassoniert, sonst müsste man die Konifere ständig umtopfen, was recht rasch in der Freiheit endet. Wie bei Bonsais schneidet man dafür bis zu zwei Drittel des Wurzelballens weg, Koniferen sind hart im Nehmen, nur auf die Hauptwurzeln sollte man achten.
Apropos Bonsai: Eine meiner Thujen schule ich nun nach radikalerem Schnitt (ah, das überlebt sie schon) mit Drähten und Schnüren zum Bonsai um. Und drei Samen habe ich auch gleich in eine Bonsaischale gesteckt.
Man darf das Garteln nie zu ernst nehmen.
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