Axels Terrasseneintopf: Dürfen die Sukkulenten schon raus?

Experte Thomas Hölzel sagt: Längst raus mit den Sukkulenten!
Sukkulentes Grün: Die wasserspeichernden Pflanzen stehen auf Nichtbeachtung. Außer beim Übersiedeln ins Freie.

So richtig schwierig war das Wetter zuletzt nur für die Freunde exotischen Grüns. Wann stellt man eine Pflanze, die man achtsam über den Winter gebracht hat, vor die Türe, ohne dass daraus ein Abschied wird?

Früher als man denkt, sagt der Experte und meint damit: „Schon längst. Die meisten Sukkulenten sollen schon draußen stehen, man muss sie nur vor zuviel Wasser schützen“, sagt Thomas Hölzel.

Der Sukkulenten-Auskenner hilft beim Umtopfen

Der Präsident der Kakteenfreunde Wien kennt sich auch mit Sukkulenten hervorragend aus und klärt gleich einmal auf: sukkulent sei eine Eigenschaft, keine Pflanzengruppe. „Es bedeutet wasserspeichernd, alle sukkulenten Pflanzen können so dank dickfleischiger Blätter eine Dürreperiode überdauern.“ Es liegt der Verdacht nahe, dass sie deshalb so beliebt in heimischen Wohnzimmern sind, „die Sukkulenten“ leben gut, wenn man sie nicht viel beachtet. Haupttodesursache ist zuviel Zuwendung, sprich: oftmaliges Gießen.

Die Kälte macht ihnen nichts (außer sie kommt als Frost daher) und daher kann man sie eben längst rausstellen. Hölzel: „So gewöhnen sie sich auch besser an das Licht. Wenn Sonnenstrahlen durch Wolken gebrochen werden, haben sie weniger Kraft, sind aber hell. Kommen sukkulente Pflanzen gleich in direkte Sonne, verbrennen sie oft binnen Stunden.“ Das macht sie zwar nicht unbedingt kaputt, ist aber sehr hässlich. Anfangs also nur Morgen- und Abendsonne!

Axels Terrasseneintopf: Dürfen die Sukkulenten schon raus?

Das "Aeonium" leitet sich vom griechischen „aionios“ ab, was „ewig“ oder „ausdauernd“ bedeutet.

Bevor man sie in ihr Sommerquartier bringt, sollten die Wasserspeicherer „kräftig gegossen werden“, mahnt Hölzel ein. „Trockenheit würde den Stress des Umsiedelns noch verstärken.“ Gut gerüstet stehen sie jedoch gerne draußen. Und warten auf einen neuen Topf, falls sie im Winter recht intensiv gewachsen sind.

Als Hölzel die wuchernde Haworthia Ihres Terrassengärtners im viel zu kleinen Topf sieht, bemüht er sich um Freundlichkeit: „Ja, ich würde die vielleicht schon umsetzen. Und auch gleich teilen.“ Denn die Haworthia ist lang gewachsen und sieht gesund aus (das sei zur Ehrenrettung schon gesagt). „Man sieht hier zwischen den Blättern schon Luftwurzeln, unter denen kann man diese arme (!) Haworthia mit scharfem Messer trennen.“ Jahrelang gewachsen, in einer Sekunde zerschnitten.

Der wunderbare Grasbaum bei seiner ersten Blüte

Zum Topfen packt der Experte sieben Tröge mit verschiedenem Bodenmaterial aus, von Sand über Lavagranulat bis Steine in mehreren Größen. „Wichtig ist, dass das Substrat kalkfrei ist, gut wasserdurchlässig und nicht schrumpft, wenn es trocknet. Man nennt das strukturstabil.“ Das schützt die Wurzeln und insgesamt vor Staunässe. Hölzel putzt die Wurzeln gut ab und drückt das Substrat nur leicht im neuen Topf an.

Im Gegensatz zu frisch getopften Zimmerpflanzen gießt man Sukkulente nicht gleich. Durch zuviel Wasser könnten verletzte Wurzeln oder Schnittflächen (vom Teilen) zu faulen beginnen. „Dann wären sie kaputt. Lieber eine Woche warten.“

Tipps geben Hölzel und seine Kollegen vom „Verein Wiener Kakteenfreunde“ (www.cactusaustria.at) auch bei Veranstaltungen. Etwa am nächsten Sonntag in den Blumengärten Hirschstetten: „Kakteen und Sukkulenten am Fensterbrett“ (26.5.2019, 10–18 Uhr, Präsentation ab 11/14 Uhr).

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