Axels Terrasseneintopf: Der stolze Schrebergärtner
Die ersten Worte wechseln wir natürlich über den Zaun. Es ist die vielleicht typischste Situation in Schrebergärten, das Gespräch über den Zaun hinweg, man verplaudert sich hier. Auch der KURIER-Leser Joe erklärt mir seinen wichtigsten Grundsatz gleich hier bei der Begrüßung: „Ich bin ein Schrebergärtner, das muss man so sagen. Ich mag es blühend, damit viele Insekten herumfliegen.“
Joe zeigt auf seine Hecke, eine bunte Vielfalt, in die der Pensionist niemals die grüne Fadesse einer Thuje oder anderer Begrenzungskoniferen einziehen lassen würde. „Dieser Hibiskus zum Beispiel wird noch eine Zeit lang blühen, da sind sogar noch manche Knospen zu.“ Wie nebenbei zupft Joe bei dem Satz eine verblühte Blüte weg – „damit es nicht so grässlich ausschaut“.
Daneben ein „Schneeball ... oder nein, wie heißt das?“ Aus dem Hinterhalt ruft Joes Frau den richtigen Namen herüber: „Ein roter Hartriegel!“ Joe murmelt ein „Ah ja“, Schrebergärtner sind nicht Wissenschaftler, sondern Genießer: „Wenn im Winter die Blätter fallen, ist alles grau, aber der Hartriegel leuchtet richtig rot im Schnee.“ Der „Sommerflieder – oder Schmetterlingsflieder?!?“ ist Joe ebenso wichtig, weil hier die Insekten schwirren.
Schließlich bittet Joe den Besuch doch hinein. Er hat sich (wie viele Leserinnen und Leser) gemeldet, weil er dem Terrassengärtner gerne seinen Garten vorstellen will – voller Stolz: „So eine blühende Hecke gehört jetzt im Herbst zurückgeschnitten, damit neue kräftige Triebe und Blüten kommen.“ Muss er bei so einer Hecke nicht auch viel Laub rechen? „Ja. Oder man hofft, dass der Wind bläst“, sagt Joe mit dem trockenen Humor eines Vorstadtwieners. Insgesamt wendet er ein bis zwei Stunden am Tag im Garten auf, aber „das ist schon mit Gießen und Rasenmähen“.
Gemüse und Beet
Das Schrebergärtnerische ist eine Mischung aus Stolz und Bescheidenheit, etwa am Beet: „Jeder Hobbygärtner hat halt ein bisserl Obst oder Gemüse. Man freut sich, wenn einmal ein Salat zur Geltung kommt.“ Joes Gemüsebeete sehen aus wie eine Kleingärtnerei, in der sich Duzende Salatköpfe nach der Herbstsonne strecken. Der Vorteil im halbschattigen Beet: „Man kann ja früher oder später ernten.“ Bei den Sortennamen kommt wieder das herrlich Unwissenschaftliche durch: „Das hier ist ein normaler Salat. Das ist ein rötlicher Salat.“ Den (exakt benannten) Endiviensalat haben leider die Schnecken geschmaust.
Joe hat aber ein Mittel entdeckt: „Ich mische Kaffeesud mit zerdrückten Eierschalen – das arbeite ich dann nur leicht ein, die Schalen an der Oberfläche. Das mögen Schnecken nicht.“ Tatsächlich sind die Salate hinter der Schutzlinie unangebissen. Funktioniert.
Sein größter Stolz ist das Blühbeet neben der Terrasse. „Da gibt es jeden Tag was Neues. Das beginnt im Frühjahr mit Tulpen und Hyazinthen, immer blüht etwas, bis im Herbst.“ Demnächst wird die „fette Henn’ voll Blüten sein“, sagt Joe und kappt daneben eine vertrocknete Hortensienblüte. „Damit kriegt die Pflanze wieder Kraft“, kommentiert er knapp. Denn der Herbst hat erst begonnen.
Leserinnen und Leser, die auch ihren Garten/Balkon/Terrasse herzeigen wollen, schreiben bitte an axel.halbhuber@kurier.at
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