Alles eine Frage des Geschlechts

Männer essen Fleisch, Frauen Gemüse. Aha. Erhellende Erkenntnisse einer neuen Studie.
Typisch sie, typisch er: Ein „Gender-Report“ - durchgeführt von Marktforschern - zelebriert Klischees. Dabei gibt es spannende Studien zu den vielfältigen Auswirkungen von Geschlechterverteilung.

Es lebe der kleine große Unterschied. Und das Klischee. Zumindest dann, wenn Marktforscher das Geschlechter-Verhalten analysieren – und die selbstgestrickte Meta-Studie in einen Gender-Report gießen. Kostprobe gefällig: Weniger risikofreudig, oft vernünftiger, dazu gesundheits- und schönheitsbewusst. Das ist s i e. Fleischtiger und Fußball-Enthusiast, dazu furchtlos vor dem Zahnarzt. Das ist e r.

Das Online Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent.com legte bei Durchsicht von mehr als 30 seiner Studien das Augenmerk auf Geschlechterunterschiede und stellte fest, dass Männer einen Hang zu Außerirdischen und Schwarzer Magie haben, während Frauen öfter an Schicksal und Schutzengel glauben. Und dass sie sich häufiger um die Kinder kümmern und nebenbei den Haushalt schupfen.
Kunststück: Ihnen fällt Verzicht auch leichter! Morgens etwa, da lesen 47 Prozent der Männer Zeitung (Frauen: 36%), während 48 Prozent der Frauen die Kinder wecken (Männer: 23%). Aus Sicht der Marktforschung ist das traditionelle Rollen- und Familienbild also nach wie vor einzementiert. Beim Sport regiert das Klischee sowieso: Männer trainieren aus persönlichem Ehrgeiz, Frauen, um abzunehmen (53%).
Dabei gäbe es spannende Forschungsergebnisse über Folgen der ungleichen Geschlechterverteilung. Denn die ist weit mehr als eine statistische Kennziffer. Psychologen sind überzeugt, dass davon Partnerwahl, Familienplanung und die berufliche Zukunft von Frauen abhängen.

Männermangel

In den 1970er-Jahren beispielsweise nahm der Feminismus Fahrt auf, just als die Männer in den USA in die Minderheit geraten waren. Maria Guttentag, Psychologin in Harvard, glaubt nicht an Zufall und ist überzeugt, dass in Gesellschaften mit hohem Frauenanteil die Gleichstellung besser klappt. Ihre Argumentation: Mangelt es an Männern, können die bei der Partnerwahl Ansprüche stellen. Frauen sollen verführerisch, mitfühlend und vor allem gefügig sein. Sonst geht Frau leer aus und muss sich auf die Karriere konzentrieren. Folge: Sie wird finanziell unabhängig. Eine Studie der Universität Texas untermauerte 2012 diese Annahme: je mehr ledige Frauen pro Junggeselle, desto mehr weibliche Topverdiener. Somit fördern gerade jene Frauen die Gleichberechtigung, die männlichen Erwartungen weniger entsprechen.

Frauenmangel

Fehlt es an Mädchen, prahlen Männer dagegen gerne mit Geld. Nicht selten übersteigen ihre Ausgaben ihre finanziellen Möglichkeiten, hat der Wirtschaftspsychologe Vladas Griskevicius herausgefunden. Er hat nachgewiesen, dass Männer in US-Ballungszentren mehr Kreditkartenschulden angehäuft hatten, je weniger Frauen in der Stadt lebten. Außerdem sank die Sparquote bei Frauenmangel um 40 Prozent. Und es mussten romantische Geschenke her: Im Schnitt veranschlagten sie 368 Dollar mehr für einen Verlobungsring, wenn sie viel Konkurrenz hatten. Allerdings: Gibt es viele Nebenbuhler, werden Männer auch eher gewalttätig, belegt eine Kriminalstatistik: Je mehr Männer zwischen 20 und 26 auf eine junge Frau kommen, desto mehr Mord und Totschlag gibt es – zumindest in den USA.
Das bringt uns zum Fazit: Eine ausgeglichene Geschlechterverteilung ist Garant für ein friedliches Miteinander. Und da ist es egal, dass s i e angeblich mode-verrückt und e r fußballenthusiastisch ist.

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