"2 Minuten 2 Millionen": So lernen Kinder Programmieren

Bei "2 Minuten 2 Millionen" führten Kinder vor, wie ein Computerkurs abläuft. Für die Expansion bekam Acodemy 50.000 Euro
Warum Computer-Kurse für Kinder derzeit so boomen, dass ein Investor einsteigt, und was Sie mit Ihrem Kind tun können.

Bisher gab es drei Kulturtechniken, die Kinder lernen müssen: Schreiben, Lesen und Rechnen. Seit die Digitalisierung voranschreitet, gibt es eine neue Fähigkeit, die als Grundlage für ein erfolgreiches Berufsleben gilt. Beim "Coding" lernen Kinder, wie Computer funktionieren.

Weil der Markt mit Workshops boomt, präsentierten die Coding-Pionierinnen Anna Relle und Elisabeth Weißenböck von Acodemy ihr Konzept Dienstag Abend auf Puls4 den Investoren der Start-up-Show "2 Minuten 2 Millionen". Gemeinsam mit drei Kindern zeigten sie, wie ihre Programmier-Kurse ablaufen.

"2 Minuten 2 Millionen": So lernen Kinder Programmieren

Die Investoren reagierten in der Show genauso gespalten wie viele Eltern: Winzer Leo Hillinger war skeptisch, dass Kinder zu viel Zeit mit dem Computer verbringen, "die sollen lieber in die Natur hinaus". Der älteste unter ihnen, Hans-Peter Haselsteiner, fand die Idee gut, doch sein Angebot war nicht groß genug. Runtastic-Gründer Forian Gschwandtner, der Millionen mit einer Lauf-App verdient hat, stieg mit 50.000 Euro ein: "In Zukunft wird alles auf Software basieren. Es ist wichtig, dass Kinder mit Programmieren in Berührung kommen."

"Wir haben in Österreich Nachholbedarf beim Coding", erklärten die Gründerinnen im KURIER-Gespräch. 3000 Teilnehmer hatten sie bisher bei ihren aufbauenden Semester-Kursen in Wien und Niederösterreich, jetzt wollen sie in die Bundesländer expandieren. Die Nachfrage bei Eltern ist groß, Relle nennt ein häufiges Argument: "Mein Kind verbringt so viel Zeit beim Computer, dann soll es wenigstens etwas Sinnvolles damit machen."

"2 Minuten 2 Millionen": So lernen Kinder Programmieren

In Österreich zählen Acodemy, DaVinciLab oder RoboManiac zu den bekannteren Veranstaltern, auch Feriencamp-Anbieter haben Roboter- und Coding-Camps im Angebot.

Georg (10) kommt neben der Schule wenig zum Coden, aber in den Ferien widmet er sich mit Begeisterung dem Computer. "Im Robotics-Camp habe ich gelernt, wie ich mit dem Programm 'Scratch' Spiele erfinden kann. Es ist so wie Bausteine zusammensetzen. Und wir haben einen Roboter gebaut und programmiert."

Der spielerische Zugang fördert das digitale Verständnis, erklärt Weißenböck: "Wir bedienen uns einfacher Bausteine, jeder entspricht einem eigenen Befehl. So kommt man zu durchaus komplexen Anwendungen, die aber den Gesetzen der Informationstechnologie entsprechen."

Kreativ programmieren

So können Achtjährige Waldtiere Schneebälle werfen lassen, 11-Jährige entwickeln ihre Minecraft-Welten selbstständig weiter oder 13-Jährige programmieren eigene Apps am Handy. "Kinder erleben sehr schnell sichtbare Erfolge und entwickeln große Freude am selber Programmieren", so Weißenböck.

Auch Anna Gawin vom DaVinciLab betont, "dass die Kinder mit Herz, Kopf und Hand lernen. Da werden Roboter gebaut und programmiert, eigene Designs im 3D-Drucker zum Leben erweckt und vor dem Green Screen erste Film-Meisterwerke geschaffen", erzählt sie. Entdeckt wird in drei verschiedenen Themen-Labs: Coding & Robotik, Design und Movie – die Kreativität darf nicht zu kurz kommen.

Doch Gawin verfolgt einen anderen Ansatz: "Natürlich könnte ich mich auf private Kurse beschränken, aber ich denke, dass wir als Gesellschaft allen Kindern in der Schule Coding ermöglichen müssen. Die Grundlagen hat die US-Eliteuni MIT der Welt gratis zur Verfügung gestellt, das Programm Scratch, das alle verwenden."

Gawin ist mit ihrem Team auch im Schulunterricht unterwegs. "Bei unserem Projekt Madebykids haben haben wir mit 500 Kindern aus 20 Schulklassen echte Entwicklungsprojekte durchgeführt. Zum zweiten Mal läuft jetzt unser Projekt 'YouthHAckathon', bei dem 2500 Schüler in einem 4-Stunden-Workshop in der Schule ein Spiel programmieren und zum Wettbewerb einreicht haben. So wecken wir ihr Interesse an der Technik."

Die Schulen sind seit heuer verpflichtet, 10- bis 14-jährigen Kindern Digitalkompetenz zu vermitteln. Was das genau beinhaltet, ist nicht definiert und vom Engagement der Lehrer abhängig. Gawin: "Sie brauchen dafür mehr Unterstützung, was sie mit den Schülern tun."

Bei Acodemy gibt es für die Kurse einen aufbauenden Lehrplan über neun Semester, damit die Kinder neue Herausforderungen haben. Bei der 13-jährigen Helena haben die Coding-Kurse gewirkt, erzählt ihre Mutter: "Sie zieht jetzt in Betracht, auf eine HTL zu gehen. Das hätte ich ihr nicht vermitteln können."

Was können Sie mit Ihrem Kind ausprobieren?

Scratch

Das Computerprogramm Scratch wurde vor zehn Jahren an der Eliteuniversität MIT entwickelt, damit Kinder leicht verstehen können, wie man programmiert. Es wird auf der ganzen Welt in Schulen, Kursen und Universitäten eingesetzt (auch auf Deutsch).

Für Kinder im Alter von fünf bis sieben Jahren gibt es eine die noch einfachere App Scratch Junior für das Handy oder Tablet (im App-Store für Google und Android als ScratchJr kostenlos erhältlich).

Apps programmieren

Einfache Angebote wie App Inventor (ebenfalls vom MIT Center for Mobile Learning) machen es sogar möglich, selbst Apps zu programmieren (empfohlen ab ca. 12 Jahren). YouTube-Tutorials zeigen wie.

Anbieter

Neben kostenpflichtigen Kursen gibt es auch Gratis-Angebote wie den A1-Campus (www.a1internetfueralle.at) und beim Wiener Ferienspiel über www.wienxtra.at.

Die Österreichische Computergesellschaft bietet unter Coding4You einen Überblick über verschiedene Programme und Projekte.

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