Zurüstungen für das Grauen: "Biloxi Blues" im Theater der Jugend

Zurüstungen für das Grauen: "Biloxi Blues" im Theater der Jugend
Neil Simon lässt in seinem Stück nichts aus: Antisemitismus, Rassismus, Fragen nach Moral. Die Regie funktioniert (zu) reibungslos.

Von: Susanne Zobl

Der amerikanische Schriftsteller Neil Simon zählt zu den viel gespielten Dramatikern der USA. Seine Gabe für „well-made-plays“ manifestiert sich auch in seiner autobiographisch gefärbten „Eugene-Trilogie“. Deren zweiten Teil, „Biloxi Blues“, zeigt das Theater der Jugend in Folke Brabands auf den Text fokussierten Inszenierung.

Der deutsche Regisseur hatte die Geschichte über fünf Rekruten, die in Biloxi, Mississippi, für den Kriegsdienst Anfang der 1940er Jahre ausgebildet werden, bereits 1992 in Berlin in Szene gesetzt. Ein paar Stockbetten und eine dezente Neon-Beleuchtung im Hintergrund reichen Ulf Jakobsen (Bühne), um diese Zurüstungen auf das Grauen darzustellen. Die Regie funktioniert reibungslos, möglicherweise zu reibungslos. Das geht auf Kosten von Emotionen. Simon lässt in seinem Stück nichts aus, Antisemitismus, Rassismus und Fragen nach Moral, Verantwortungsbewusstsein und bietet Diskussionsstoff für ein Publikum ab 13 Jahren. 

Der junge, aufstrebende Schriftsteller Eugene Jerome Morris, eine Art Alter Ego des Dramatikers, kommentiert das Geschehen. Er zeichnet auf, was die Jungmänner durchmachen müssen. Robin Jentys Eugene mit sympathischer, jugendlicher Naivität verzichtet auf Pathos. Er ist Jude wie Arnold Epstein (sehr gut Ludwig Wendelin Weißenberger), der einzige, der sich dem Ausbildner widersetzt. Die jungen Schauspieler (Clemens Ansorg, Curdin Caviezel, Christian Dobler) stellen ihre Figuren präzise dar. Mathias Kopetzki zeigt das Klischee eines Ausbildners. Simone Kabst und Sophia Greilhuber komplettieren solide. Dem Publikum hat es gefallen.

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