Wiener Staatsoper: Start von Bogdan Roščić mit Butterfly, Domingo, Kaufmann
Beim Eintreffen gesellt sich zum Programmzettel ein weiteres Papier. Es ist ein Leitfaden durch die Coronamaßnahmen bei der ersten Opernpremiere: Mund-Nasenschutz auf dem Weg zum Platz, in der Pause bitte das nächstgelegene Büffet aufsuchen, maximale Personenzahl in den WC-Anlagen und Aufzügen einhalten. Beim Einlass (hinein kommt man nur über den Haupteingang) muss man einen Ausweis zeigen, der mit dem Namen auf dem Ticket übereinstimmen muss. In den sonst ausgebuchten Besucherreihen dann immer wieder leere Sicherheitsplätze. Manch ein Besucher sagt, dass er mit gemischten Gefühlen hineingeht.
Sonst aber war vieles wie bei vielen anderen Opernpremieren: Mit einem zum allergrößten Teil freudig-erwartungsvollen Publikum startete Giacomo Puccinis „Madama Butterfly“ – und damit auch eine neue Ära an der Wiener Staatsoper beginnt. Bogdan Roščić hat das Amt von Dominique Meyer übernommen – in Corona-Zeiten alles andere denn eine leichte, entspannte Übung.
Aber die neue Direktion hat viele und auch große Pläne. So gibt mit Philippe Jordan der neue Musikdirektor des Hauses bei der „Butterfly“ seinen Einstand als Chef. So ist mit Asmik Grigorian in der Titelpartie einer der absoluten Shootingstars der vergangenen Jahre aufgeboten. So löst die auch schon ältere Inszenierung des längst verstorbenen (2008) Oscarpreisträgers Anthony Minghella eine Uralt-Produktion ab.
Neuausrichtung
Denn Bogdan Roščić und Philippe Jordan setzen szenisch auf eine Erneuerung, die in der ersten Saison teils bekannte, oft grandiose Regiearbeiten (wieder-)bringt. So etwa schon am Tag nach der „Butterfly“ die längst legendäre „Elektra“ von Harry Kupfer, bei der auch es eine bemerkenswerte Rückkehr gibt.
Der 2014 in Unfrieden geschiedene, ehemalige Musikdirektor der Staatsoper, Franz Welser-Möst, gibt mit dieser Aufführung sein Comeback am Ring. Ein Comeback, das nach seiner heurigen Interpretation dieser Strauss-Oper bei den Salzburger Festspielen auf Großes hoffen lässt.
Rückkehrer
Ein weiteres Comeback gibt tags darauf die eigentlich nie weg gewesene Opernlegende Plácido Domingo in Giuseppe Verdis „Simon Boccanegra“ mit Günther Groissböck als seinen Gegenspieler. Spielerisch leicht sollte es ab 14. September werden, wenn Pretty Yende als Adina in Gaetano Donizettis „Liebestrank“ allen Männern (und Zuhören) vokal den Kopf verdreht.
Mit der französischen Fassung von Verdis „Don Carlos“ ist ab 27. September wieder Peter Konwitschnys Maßstäbe setzende Regiearbeit mit Jonas Kaufmann in der Titelrolle zu sehen. Kaufmann ist nur zwei Tage später auch - statt Agnes Baltsa - bei einem Solistenkonzert zu hören.
Neudeutungen
Weitere Premieren gelten etwa Mozarts „Entführung aus dem Serail“ (Regie Hans Neuenfels), Tschaikowskys „Eugen Onegin“ (Dmitri Tcherniakov), Henzes „Das verratene Meer“ (Jossi Wieler, Sergio Morabito) , Bizets „Carmen“ (Calixto Bieto), Verdis „La Traviata“ (Simon Stone) und Wagners „Parsifal“ (Kirill Serebrennikov). Spannend!
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