Berührend, lustig, heutig, großartig

Einfach ein Hit. Genau das trifft auf jene Produktion zu, die von vielen als Geheimtipp im diesjährigen Festwochen-Programmreigen avisiert worden war. Und tatsächlich: „The Wild Duck“ von Simon Stone und Chris Ryan in der Halle G des Museumsquartiers ist ein theatralischer Glücksfall.

Denn die Autoren Stone (auch Regie) und Ryan haben Henrik Ibsens Klassiker „Die Wildente“ dekonstruiert, seziert und virtuos in die Gegenwart transportiert. Gerade einmal 90 Minuten benötigt der 28-jährige Australier Stone, um seinen "Ibsen reloaded" abzuspulen. Weg sind alle unnötigen Figuren, weg sind Patina und Pathos; die Protagonisten leben im Hier und Jetzt und gehen an diesem Leben teils zugrunde.

Toller Zusammenprall

In einem von mehreren Seiten einsehbaren Glaskobel (Bühne: Ralph Myers) prallen sie aufeinander: Der alte und der junge Werle, der alte und der junge Ekdal, dessen Frau Gina und Tochter Hedvig, die letztlich an einer Lebenslüge zerbricht. Eine echte Ente gibt es übrigens auch.

Mit der Präzision eines Uhrwerks und extrem viel Humor – Wann durfte man zuletzt bei Ibsen lachen? – kreiert Stone mit seinem furiosen Ensemble (Brendan Cowell, Blazey Best, Damon Herriman, John Gaden, Eloise Mignon, Anthony Phelan) ein eigenes Stück über Lebenslügen und Lebensglück.

Eindringlich, geistreich, unter die Haut gehend – diese Klassiker-Paraphrase ist brillantes Theater mit Suchtgefahr. Jubel.

KURIER-Wertung: ***** von *****

Szenenfotos des australischen Gastspiels